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    Eraser
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Eraser
    Von Ulrich Behrens

    Action pur. Schwarzenegger war mit „Eraser“ wieder zurückgekehrt – von „zarten“ Ausflügen in Filmen wie „Kindergarten Cop“ oder „Junior“ – und vollbrachte das, was ihm am besten steht: Wenig Geschichte, wenig Inhalt, wenig Glaubwürdigkeit, aber umso mehr Feuerwerk und Spannung. Das kann man seinen Filmen in der Regel nicht absprechen. Der intellektuellen Dürftigkeit von Streifen wie „Eraser“ entspricht die Wortkargheit des Helden.

    US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) ist Mitglied einer der geheimsten Vereinigungen der USA. Er arbeitet im Zeugenschutzprogramm (Witness Security Department), um Kronzeugen, seien es nun Verbrecher oder Staatsbürger mit weißer Weste, vor dem Zugriff der von ihnen belasteten Beschuldigten zu schützen respektive ihnen eine neue Identität zu verschaffen. Das schließt Schießereien und gefährliche Situationen so gut wie immer mit ein – auch im Fall von Lee Cullen (Vanessa L. Williams), Mitarbeiterin beim Rüstungskonzern Cyrez, die entdeckt hat, dass diese Firma, in Kooperation mit einem Staatssekretär (Andy Romano) und Teilen der CIA illegal Waffen verkauft, noch dazu solche, die es offiziell gar nicht geben dürfte.

    Kaum hat Kruger Dr. Cullen unter seine Fittiche genommen, sind beide permanenten Attacken ausgesetzt und befinden sich ständig auf der Flucht. Dr. Cullen hat nicht nur eine Disk mit Daten aus ihrer Firma entwendet, die als Beweismittel wichtig sind, sondern sich selbst zur Sicherheit eine Kopie angefertigt. Krugers Chef Deguerin (James Caan), der an dem Waffenhandel kräftig mitverdienen will, weiß dies und hetzt seine CIA-Gangster auf Cullen und Kruger. Der vertraut niemandem mehr, informiert allerdings Deguerins Vorgesetzten Beller (James Coburn), von dem er vermutet, nicht an der Verschwörung und dem Waffenverkauf beteiligt zu sein ...

    „Eraser“ hatte 1996 harte Konkurrenz: „Mission Impossible“, „Twister“, „Dragonheart“ und einige andere. Chuck Russell (zuletzt The Scorpion King, 2002) lieferte mit „Eraser“ etliche gute special effects, Stunts und Actionvergnügen. Hinzu kommen – trotz aller logischen Ungereimtheiten – ein paar gute Ideen für aussichtslos erscheinende Situationen. Dazu gehört etwa die Boeing-Szene, wenn Schwarzenegger sich mit dem Fallschirm abseilt und – als das Flugzeug mit Deguerin an Bord ihn verfolgt – auf die Maschine mit einer Waffe schießt: unglaubwürdig schön. Ebenso der Kampf im Zoo mit Alligatoren, die nicht nur einige der Verfolger Cullens und Krugers verspeisen, sondern sich auch die beiden Verfolgten zwischen die Zähne wünschen. Als Schwarzenegger eines der Tiere erschießt, kommentiert er: „You’re luggage.“

    „Eraser“ lässt dem Zuschauer keine Pause, ist Action am laufenden Band. Schwarzenegger wird mittels einer Spezialwaffe durch einen Nagel verletzt; er durchbohrt seine Hand. Später wird er in der linken Schulter getroffen. Schwarzenegger bleibt nicht nur stehen, er kämpft, rennt, schießt weiter, duckt sich, lässt sich was einfallen, schlägt zu, als wenn ihm nichts passiert wäre – und hat abseits all dessen natürlich keine Angst. Er weicht auch der hochmodernen Waffe aus, mit der die Angreifer durch Wände „sehen“ und ihr Ziel mit Aluminiumgeschossen gerade unterhalb der Lichtgeschwindigkeit töten können. Nonsens, aber gut gemacht.

    Sehenswert auch die Szene, als Cullen, Schwarzenegger und der Bösewicht Deguerin auf einem Container – gefüllt mit den besagten Waffen –, der von einem Kran gerade auf ein Schiff transportiert werden soll, miteinander kämpfen.

    Schwarzeneggers Dialoge sind (auch) in „Eraser“ schwach entwickelt, bestehen meist aus nicht mehr als ein, zwei Sätzen oder gar nur zwei Worten: „Trust me“, sagt er zu Dr. Cullen, und Dr. Cullen „trust him“. Macht nichts, im Gegenteil.

    „Eraser“ ist genau der Film, den (zumindest) Männer brauchen, die heute nicht mehr in der Gegend herumlaufen und schießen dürfen. Die Jagd ist verboten, aber zum Glück gibt es Ersatz, die filmische Jagdsaison kennt keine Grenzen oder zeitliche Limits und lässt vor allem – ohne Lebensgefahr und körperliche Anstrengung unsererseits – Arnie das extensiv praktizieren, was uns abgeht. Schwarzenegger weiß, was Männer wünschen. Und der Showdown dürfte unserem Begehren (zumindest visuell) entgegenkommen, auch einmal das Böse besiegen zu wollen – im Sitzen.

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