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    Dämon – Trau keiner Seele
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Dämon – Trau keiner Seele
    Von Björn Helbig

    Regisseur Gregory Hoblit hat sich schon ein paar schöne Stoffe ausgesucht. Zu seinen größten Erfolgen gehört sein Debüt „Zwielicht“ aus dem Jahre 1996 sowie der Sci-Fi-Thriller Frequency (2000). Dass ihm fantastische Geschichten liegen, zeigte er auch mit seinem Film „Dämon“. Die spannende Inszenierung und das viele gute Ideen beinhaltende Drehbuch aus der Feder Nicolas Kazans („Der 200 Jahre Mann“), das verdienter Weise für den Bram Stoker Award nominiert wurde sowie eine hochkarätige Darstellerliste machen „Dämon“ zu einem überdurchschnittlichen Mystery-Thriller.

    Kurz vor Hinrichtung des Serienmörders Edgar Reese (Elias Koteas) besucht Detective John Hobbes (Denzel Washington) ihn in dessen Zelle. Dass Reese noch einen Fluch in einer fremden Sprache ausspricht und ihm ein Rätsel stellt, kümmert den selbstsicheren Polizisten bis dahin nicht weiter. Erst als die Morde im Stile Reeses nach dessen Hinrichtung weitergehen, beginnt Hobbes zu recherchieren. Wurde doch der falsche Mann hingerichtet oder versucht jemand die Taten des Killers zu imitieren? Die Hinweise führen zunächst ins Polizeipräsidium, da der Täter über Insiderinformationen zu verfügen scheint; doch die Fakten werden immer widersprüchlicher, so dass Hobbes schließlich Hilfe bei der Theologin Gretta Milano (Embeth Davidtz) sucht. Gemeinsam finden sie heraus, dass der Mörder wohlmöglich gar kein Mensch ist.

    „Dämon“ ist von Anfang an spannend. Auf Schockmomente oder Gewaltszenen – von der Hinrichtung des Serienmörders Reese abgesehen – wird aber überwiegend verzichtet. Obwohl sich relativ schnell Indizien dafür finden lassen, dass alles nicht ganz mit rechten Dingen zugehen kann, wird der Zuschauer eine zeitlang im Unklaren gelassen, was es genau mit den Morden auf sich hat und welche Art Wesen dahinter steckt. Aber auch wenn ein Dämon als Missetäter entlarvt ist, bleibt der Film unterhaltsam. Eigentlich kommt er sogar dann erst richtig in Schwung, wenn man sich über die Fähigkeiten von Würgeengel Azazel im Klaren ist und der Zuschauer Hobbes beim Kampf gegen diese übermächtige (und nicht ganz unwitzige) Kreatur zusehen kann. Großes Potenzial hat dieses Wesen, das allein durch Berührung in andere Körper wechseln kann, und es ist schade, dass sich die Filmmacher nicht noch mehr auf Azazel konzentriert haben. Man hätte sich z.B. ruhig etwas inspirieren lassen dürfen von Frank Herberts Kurzgeschichte „Murder Will In“ (dt.: „Komm zu mir, mein Mörder!“, 1970), die auch von einem Wesen handelt, das in der Lage ist, den Körper zu wechseln. Die Substanz der Geschichte vom Autoren des Wüstenplaneten wird hier allerdings nicht mal in Ansätzen erreicht. So bleibt der von einer Rekordzahl von Darstellern gespielte Bösewicht in „Dämon“ einer, der in der Vielzahl seiner Filmkonkurrenten untergeht.

    Die Figuren, die diesen Gespensterkrimi bevölkern, sind nicht besonders interessant, können aber mit gutem Willen als solide bezeichnet werden. Überdurchschnittlich hingehen agieren die Schauspieler, die zwar allesamt keine neuen Rekorde ihrer Karrieren aufstellen, aber es trotzdem schaffen, ihre Charaktere mit Leben zu füllen. Der zweifache Oscarpreisträger Denzel Washington (Training Day) hat auch als Detective John Hobbes das gewisse Etwas; ähnlich verhält es sich mit John Goodman (The Big Lebowski), den man gerne einmal in einer anderen Rolle sieht sowie dem großartigen, wenn gleich immer mehr zum B-Darsteller absteigenden Donald Sutherland (Die Körperfresser kommen). Überzeugend ist auch Azazel-Wirt Robert Joy, vor dem man sich zuletzt als Lizard in The Hills Have Eyes fürchten konnte.

    Natürlich hat der Film auch einige Macken. Sehr zurückhaltend geht er mit Spezial-Effekten um, aber selbst auf die vorhandenen, bei denen es sich in erster Linie um Kamerafahrten handelt, welche die Welt aus der Sicht des Dämons illustrieren sollen, hätte man gut und gerne verzichten können. Wenn man sich dann noch etwas mehr Mühe gegeben hätte, die Logiklöcher, vor allem Azazels Verhalten betreffen, zu stopfen, wäre der Film vielleicht nicht nur für den International Horror Guild Award nominiert worden. Dann hätte er diesen auch gewonnen.

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