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    The Tournament
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    The Tournament
    Von Carsten Baumgardt

    Poker, Darts, Curling, Holzfällen oder Hallenhalma - es gibt kaum etwas, das die deutschsprachigen Spartensender DSF und Eurosport an abseitigen Sportarten nicht ausgraben, um es live oder „re-live“ über den Äther zu schicken. Wahrscheinlich würden sie auch das hochkarätig besetzte Turnier aus Scott Manns Fun-Actioner „The Tournament“ übertragen – hervorragende Einschaltquoten wären garantiert. Allerdings hätten die obersten TV-Sittenwächter da auch noch ein Wörtchen mitzureden. In besagtem sportlichen Event aus „The Tournament“ treten nämlich die besten Killer der Welt gegeneinander an, um ihre Nummer eins auszufechten. So ist der Film eine super-zynische Spaßgranate, die trotz kleiner Schwächen enorm unterhält.

    Alle sieben Jahre wird an einem geheim gehaltenen Ort ein besonderer Wettbewerb ausgetragen, der Millionenumsätze generiert. 30 der abgebrühtesten Profikiller treffen bei einem gnadenlosen Shoot-out aufeinander. Es gibt lediglich eine Regel: Töte oder stirb! Wer nach 24 Stunden alleine übrig bleibt, den erwarten zehn Millionen Dollar Preisgeld. Organisiert wird das illegale Spektakel, das diesmal im britischen Middlesbrough stattfindet, von dem skrupellosen Geschäftsmann Powers (Liam Cunningham), der die Action per Dauer-Live-Schaltung aus allen Winkeln der Stadt direkt an seine Spieltische überträgt, an denen eine Handvoll Verrückter aus der ganzen Welt Millionenbeträge auf den Sieger setzt. Zu den Favoriten zählen der ultra-sadistische Texaner Miles Slater (Ian Somerhalder), die chinesische Attentäterin Lai Lai Zhen (Kelly Hu), der knallharte Russe Yuri Petrov (Scott Adkins) und natürlich der Titelverteidiger Joshua Harlow (Ving Rhames), den die Ermordung seiner schwangeren Frau wieder ins Spiel getrieben hat. Der Täter soll sich seinen Informationen zufolge im Teilnehmerfeld befinden. Nachdem bereits einige ins Gras beißen mussten, betritt ein neuer Akteur das Feld. Allerdings ist der schwer versoffene Pater Joseph Macavoy (Robert Carlyle) unfreiwillig auf die Spielfläche gedrängt worden…

    Steigern lässt sich die Idee eines Killer-Turniers aus Scott Manns Langfilm-Debüt „The Tournament“ eigentlich nicht mehr (selbst wenn der Plot so ähnlich schon in dem B-Reißer „Mean Guns“ mit Christopher Lambert verbraten wurde). Das ist bereits auf dem Papier so absurd, dass es ohne einen Meter Film gesehen zu haben, schon Spaß macht. Dieses unausgesprochene Versprechen löst der Regisseur konsequent von Minute eins an ein. Ohne Schnörkel zeigt der Prolog, der das Finale des Turniers vor sieben Jahren in Brasilien noch einmal aufrollt, welche Gangart hier gefahren wird. Mit einem spektakulären „Blutrutschen-Move“ sicherte sich der von Ving Rhames (Pulp Fiction, Mission: Impossible) gespielte Joshua Titel, Ruhm und Geld. Explodierende Gliedmaßen, ausgepresste Gedärme, satte Kopfschüsse… für zarte Gemüter empfiehlt sich „The Tournament“ überhaupt nicht.

    Diesen knallharten Splatter-Actionstil schmeckt Regisseur Mann mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor ab. Ein Oneliner reiht sich an den nächstes, wobei es der Untertreibung des Jahres gleichkäme, diese als zynisch zu beschreiben. Besonders die offen zur Schau gestellte Blasphemie in den Szenen mit Pater Macavoy ist pure Provokation. Wer sich daran nicht stößt, hat eine ganze Menge zu lachen. Denn Robert Carlyle (Trainspotting, The Beach, Ganz oder gar nicht) gibt als Säufer des Herrn eine erinnerungswürdige Vorstellung ab. Das Zusammenspiel mit seiner ungleichen Leinwandpartnerin Kelly Hu (Terminator: Die Erlösung, X-Men 2), die gemeinsam für das Vorantreiben der Story verantwortlich sind, klappt auch prima.

    Aber es sind vor allem die Nebendarsteller, die immer wieder rote Farbtupfer setzen. Der französische Parcours-Springteufel Sebastien Foucan hüpft ebenso wild umeinander wie zuvor schon in Casino Royale. Ving Rhames gibt als Godfather aller Profikiller die obercoole Sau, aber den Vogel schießt eindeutig serie,Lost-Star Ian Somerhalder (Pulse, Die Regeln des Spiels) ab. Der texanische Cowboy schießt sich in weißem Mantel und mit fetter Zigarre im Hals breitbeinig durch das Turnier. Das ist so ironisch überhöht, dass dieser Charakter als reine Karikatur durchgeht, aber gerade deshalb hohen Unterhaltungswert besitzt. Damit sich kein Leerlauf einschleicht, zaubert Regisseur Mann immer neue hanebüchene Ideen aus dem Hut, um seine Geschichte am Laufen zu halten, selbst wenn eine hiebfeste Logik hinter der Handlung an kaum einer Stelle auszumachen ist.

    Dramaturgisch lösen die Drehbuchautoren Jonathan Frank, Nick Rowntree und Gary Young das Problem mit dem großen Teilnehmerfeld geschickt, indem sie sich ausschließlich auf die Favoriten konzentrieren und sich in Collagen gleich von mehreren Wettbewerbern trennen. Der Zuschauer behält deswegen immer den Überblick, was gerade auf dem Spielfeld passiert. Aber einen Malus weist „The Tournament“ dann doch auf. Die Actionszenen sind derart rasant geschnitten, dass der Betrachter oft kaum etwas richtig zu fassen bekommt. Das macht Mann jedoch wieder wett, indem er aus den zwölf Millionen Dollar Produktionskosten das Optimum herausholt. Die handgemachte, bodenständige Old-School-Action sieht wesentlich teurer aus, einige Actionszenen wie eine Verfolgungsjagd mit einem Bus und einem Tanklaster sind doch recht aufwendig inszeniert.

    Fazit: Scott Manns brutale Action-Absurdität „The Tournament“ verbreitet für rustikal eingestellte Genrefreunde allerlei Kurzweil. Das Werk umweht zwar der Geist der Achtzigerjahre, in denen Haudraufs wie Sylvester Stallone, Jean-Claude van Damme, Steven Seagal oder Dolph Lundgren den Takt im B-Action-Bereich vorgaben, doch Mann mischt noch reichlich ätzende Medienkritik bei und macht so Lust auf mehr.

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