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    Savage Island
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Savage Island
    Von Jörn Schulz

    Hinterwäldler-Horror ist seit langem ein fester Bestandteil des Kinos. Egal, ob man dabei als erstes an Wes Cravens Hügel der blutigen Augen oder an Rob Schmidts Wrong Turn denkt, die direkte und natürlich blutige Konfrontation zwischen Zivilisierten und mutierten Rednecks übt eine starke Faszination aus. Klar, dass auch B-Movies sich intensiv mit dem Kampf zwischen scheinbar fortschrittlicheren Menschen aus der Stadt und offensichtlich zurückgebliebenen Hillbillys auseinandersetzen. In eben jene Sparte ist auch Jeffrey Scott Landos „Savage Island” einzuordnen. Hier wird schon im deutschen Untertitel „Insel der Toten“ verkündet, dass das Eindringen von modernen Menschen auf das Eiland der Wilden, die hier als relativ normale Menschen auftreten, nicht ohne Folgen bleiben wird. Die Folgen, die der Film auf den Zuschauer hat, sind indes eher ernüchternd.

    Alles hätte so schön werden können: Das junge Ehepaar Steven (Steven Man) und Julia (Kristina Copeland) sind mit ihrem Baby Alex auf dem Weg zu Julias Eltern, um dort ein gemütliches Wochenende zu verbringen. Das Domizil der Eltern ist auf einer fast einsamen Insel irgendwo im Norden Kanadas auf Savage Island gelegen. Als Julias Bruder Peter (Brendan Beiser) sie mit dem Boot vom Festland abholen und dann mit dem Auto zum Haus der Eltern fahren will, geschieht es: Die Reisenden fahren etwas an, das sie für ein wildes Tier halten. Was sie nicht sehen können: Das Unfallopfer ist kein Tier, sondern der Junge der Familie Savage, die einzigen Nachbarn von Julias Eltern auf der Insel. Als Vater Savage (Winston Rekert) herausfindet, dass die Nachbarn seinen Sohn auf dem Gewissen haben und als Ersatz Julias Sohn Alex einfordert, beginnt eine blutige Fehde, die nur Wenige überleben werden. Ab diesem Zeitpunkt heißt es: zwei Familien, eine Insel, kein Kompromiss.

    Charakteristisch an B-Movie-Produktionen sind oft die unbekannten und leider häufig miserabel und unprofessionell agierenden Schauspieler. „Savage Island ” überrascht hier von der ersten Szene an positiv. Regisseur Jeffery Scott Lando konnte einige hochkarätige Namen von seinem Drehbuch überzeugen. So trifft man im Film vertraute Gesichter wie Don S. Davis (The 6th Day, „Akte X“, „Stargate“, „Twin Peaks“) als Julias Vater, Keith Young, oder Beverley Breuer (Scary Movie 3) als Julias Mutter, Beth Young, wieder. Auch die meisten anderen Charaktere spielen ihre Rollen überzeugend und stehen fest hinter dem Projekt. Das verdient wirklich Hochachtung, wenn man bedenkt, dass die Entlohnung für solch ein B-Movie wohl eher gegen null tendiert.

    Als recht ansehnlich kann auch der von Regisseur und Schnittmeister Jeffery Scott Lando eigens entwickelte „Savage Look“, eine Kreation aus grobkörnigen Bildern und Nachtsichtgerät-Optik, bezeichnet werden, der in der zweiten Hälfte des Films fast ausnahmslos angewandt wird. Anfangs irritiert der Wechsel von normalem DV-Bildmaterial zu hohen ISO-Werten zwar, doch nach einer Weile passt der Look ganz gut zum Gesamtkonzept des Films und unterstreicht somit den Inhalt durch die explizite Form. Freilich ist die Optik auch auf das geringe Budget zurückzuführen, welches für die Produktion des Films zur Verfügung stand. Da kaum externe Lichtquellen eingesetzt wurden, musste hinterher am Computer ordentlich nachgebessert werden. Doch dieses Prozedere ist typisch für B-Movie-Produktionen und lässt sie sympathisch wirken, denn hier zeigt sich, dass auch mit wenig Geld etwas auf die Beine gestellt werden kann.

    Dafür wiederum bedarf es einer gehörigen Portion Zeit, um einen solchen Film zum Abschluss zu bringen. Bei „Savage Island“ waren dies summa summarum drei Jahre. Äußerst schade ist, dass dabei nicht mehr Wert aufs Drehbuch gelegt wurde, einer der größten Schwachstellen des Films. Unlogische Handlungsstränge, teils nervige Dialoge und eine Dramaturgie, die ganz verdächtig nach dritter Wahl riecht, sind dabei nur die augenscheinlichsten Mankos des Films. So basiert der Film z.B. maßgeblich auf den vermeintlich ungeklärten Eigentumsverhältnissen der beiden Familien. Vater Young will aus der Insel ein Ferienparadies machen; Familie Savage sträubt sich verständlicherweise dagegen, weil sie schon länger auf der Insel wohnen. Wem die Insel aber nun gehört, wird zu keiner Sekunde klar. Logisches Nachdenken ist also nicht angesagt; daran würde der Film wie ein wackliges Kartenhaus zusammenbrechen. Größtes Manko aber ist das sensationell schlechte Ende, das sich zäh wie erhitzter Weichkäse hinzieht und einen ganz bitteren Geschmack hinterlässt.

    „Savage Island” hätte eine der besseren B-Movie-Produktionen werden können. Die ziemlich überzeugenden schauspielerischen Leistungen und der kreative Umgang mit dem geringen Budget sind Indizien dafür. Leider geht der Film aber in den vielen Fehlern des Drehbuchs unter und wirkt im Abgang allzu säuerlich.

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