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    Antz – Was krabbelt da?
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,5
    hervorragend
    Antz – Was krabbelt da?
    Von Ulf Lepelmeier

    Im Jahre 1994 verließ Jeffrey Katzenberg, der damalige Chef der Disney-Filmstudios, den Mauskonzern und gründete zusammen mit Steven Spielberg und Multimedia-Mogul David Geffen DreamWorks SKG. Das erste Projekt des Unternehmens sollte ein Animationsfilm mit Ameisen als Protagonisten sein. Da aber Disney bei Pixar ebenfalls eine Ameisengeschichte in Auftrag gegeben hatte, kam der Plagiatvorwurf auf. Katzenberg sollte die Disneyidee gestohlen und in sein neues Filmunternehmen mit eingebracht haben, bewiesen werde konnte diese Beschuldingung allerdings nicht. 1998 startete dann DreamWorks’ „Antz“ und nur ein paar Monate später brachte Disney „Das große Krabbeln“ in die Kinos. Doch obwohl beide Animationsfilme von Ameisen handeln, kamen zwei sehr unterschiedliche Ergebnisse heraus. Während die Disney-Produktion ein bunter, witziger Kinderfilm ohne Tiefgang und wohl das bis dato schwächste Pixarwerk geworden ist, ist „Antz“ der wohl intelligenteste Vertreter des amerikanischen Computeranimationsfilms.

    Z-4195, eine durchgeistigte, selbstkritische und hochneurotische Ameise, ist der Held von „Antz“. Als Individualist fühlt er sich im Kollektiv des Ameisenstaates deplaziert und unwohl. Auch seine regelmäßigen Sitzungen beim Psychiater können dies nicht ändern. Eines Tages trifft der Erdbewegungsexperte, so beschreibt Antz euphemistisch seinen Job als Arbeiter, die sich incognito unters Volk mischende, Prinzessin Bala in einer Bar und ist sofort Feuer und Flamme. Da er sie unbedingt wiedersehen möchte, überredet er seinen Freund Weaver, einen muskulösen Soldaten, mit ihm die Arbeitsplätze zu tauschen, so dass er an der königlichen Parade teilnehmen kann. Unglücklicherweise spinnt der oberste General eine Intrige gegen die Königin und plant die königstreuen Truppen nach der Parade in den Krieg gegen die übermächtigen Termiten zu schicken.

    Von der Animationsqualität kann der Film nicht mehr mit dem heutigen Standard mithalten.

    Die realistische Animation von Fell, Stoff etc. war 1998 noch nicht möglich, weswegen es auch nicht verwunderlich ist, dass sich gleich zwei Studios für die Realisierung von Filmen mit einfacher zu animierenden Tieren entschieden. Insekten waren mit ihren klar strukturierten, haarlosen Körpern einfach die beste Wahl. Trotzdem ist „Antz“ aus animationstechnischer Sicht immer noch sehr ansprechend, besonders hervorzuheben ist die gelungene Mimik der Figuren. Zumindest im Falle von Z sind deutlich die Züge seines Synchronsprechers zu erkennen. Woody Allen, der wohl bekannteste Neurotiker, lieh Z seine Stimme und auch seine Gesichtszüge. Ebenfalls sieht und hört der aufmerksame Zuschauer die Ameisen Pendanten von Sharon Stone (Bala), Sylvester Stallone (Weaver) und Gene Hackman (General Mandible).

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    Auch wenn „Antz“ in Z’s Worten nicht mehr als eine einfache „Junge trifft Mädchen, Junge mag Mädchen, Junge verändert die vorhandene Gesellschaftsform Story“ ist, hat sie doch soviel mehr zu bieten. Wirklich gute, intelligente Dialoge, witzige Details und Anspielungen und eine gehörige Portion Gesellschaftskritik. Es werden Seitenhiebe auf Gewerkschaften und Massenbeeinflussung verteilt und nebenbei über Individuum, Gesellschaft und Selbstbestimmung räsoniert, die Geschichte wird trotzdem dabei nie aus den Augen verloren. Allerdings ist der Film nicht für Kinder geeignet, da er insbesondere durch die Dialoge lebt und nicht, wie die neuesten Computeranimationsfilme, kunterbunte Welten oder skurrile, witzige Charaktere bietet, die durch ihr Handeln und nicht erst durch Kommunikation ihren Witz entfalten.

    Eine durchdachte Story, pointierte Dialoge, mitreißende Musik und eine faszinierend umgesetzte Ameisenwelt, in der sich ein Individuum mit einem totalitären Staat auseinandersetzt, machen „Antz“ zu einem Computeranimationsmeisterwerk für ein erwachsenes Publikum.

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