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    Parked - Gestrandet
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Parked - Gestrandet
    Von Sophie Charlotte Rieger

    Ein einsamer Parkplatz an der Dubliner Küste ist der Hauptschauplatz des bereits mehrfach preisgekrönten Spielfilmdebüts des Regisseurs Darragh Byrne. Die Konzentration auf einen Ort und auch seine Schmucklosigkeit sind kennzeichnend für den Stil Byrnes, dessen Wurzeln beim Dokumentarfilm klar zu erkennen sind. Mit viel Ruhe erzählt der Regisseur in seinem Drama „Parked" von zwei Obdachlosen, die sehr unterschiedliche Persönlichkeiten haben, aber trotzdem eine besondere Freundschaft eingehen. Dabei verzichtet er fast vollständig auf eine künstliche Dramatisierung der Ereignisse verzichtet, was einerseits zu einer dichten Charakterstudie führt, andererseits der Spannung abträglich ist. Erst im letzten Drittel gelingt es Byrne, seine Zuschauer mitzureißen.

    Nach einem längeren Auslandsaufenthalt kehrt der Uhrmacher Fred (Colm Meaney) nach Irland zurück. Ohne Arbeit und festen Wohnsitz ist er gezwungen, in seinem Auto zu leben. Auf dem „heimischen" Parkplatz macht er die Bekanntschaft des jungen Junkies Cathal (Colin Morgan). Nach anfänglicher Skepsis entwickelt sich zwischen den beiden eine tiefe Freundschaft, in der Cathal dem pessimistischen Fred Lebensfreude und Hoffnung vermittelt und der Ältere dem Jüngeren als Vaterersatz dient. Während Fred versucht, die fromme Klavierlehrerin Jules (Milka Ahlroth) für sich zu gewinnen, ohne seine Wohnsituation preiszugeben, wird Cathal von den Konsequenzen seiner Drogensucht eingeholt. Ohne Chance auf staatliche Unterstützung scheint die Situation für beide Männer aussichtslos.

    Melancholische Musik und das atmosphärische Licht der Dämmerung dominieren die ersten Minuten von „Parked". John Conroy lehnt seine unprätentiöse Kameraarbeit an den nüchternen Stil des Direct Cinema an und setzt dabei mit unkonventionellen Nahaufnahmen ausdrucksstarke Akzente. Mit diesem unaufdringlichen, fast dokumentarischen Ansatz – er beobachtet seine Hauptfiguren gleichsam nur - überlässt der präzise arbeitende Regisseur Darragh Byrne dem Zuschauer die Entscheidung, wie stark er sich emotional einbringen will, und konfrontiert ihn mit den eigenen Vorurteilen gegenüber Obdachlosen und Drogenabhängigen. Obwohl Byrne immer wieder die Erniedrigungen zeigt, die seine Protagonisten durch die staatliche Bürokratie erleiden müssen, zwingt er dem Zuschauer kein Mitleid auf. Erst im finalen Drittel ändert Byrne sein Konzept und versucht sein Publikum mitzureißen.

    Die Kehrseite der undramatischen und sehr zurückhaltenden Inszenierung ist, dass „Parked" – trotz einzelner leicht absurd-komischer Details - bisweilen dröge wirkt. Lange Zeit dominiert ausschließlich der nüchterne Blick auf die ungewöhnliche Männerfreundschaft, ein handlungsführender roter Faden ist nur bei der sich andeutenden Liebesgeschichte zwischen Fred und Jules zu erkennen. Und so richtig in Gang kommt die emotionale Abwärtsspirale erst, als Cathals Drogenschulden immer kritischere Folgen haben. Durch eine zwar sehr vorhersehbare, aber ungemein dramatische Wendung gewinnt „Parked" an Tempo und Spannung.

    Fazit: Mit seinem Drama „Parked" hinterfragt Regisseur Darragh Byrne das soziale Gewissen und das Verantwortungsgefühl jedes Einzelnen und der Gesellschaft als Ganzes. Nach sehr langsam erzähltem Beginn wird sein Werk im letzten Drittel zu einem ergreifenden Filmerlebnis.

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