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    Die Vampirschwestern
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Die Vampirschwestern
    Von Petra Wille

    Schön, wenn schon die Kleinsten mit dem gängigen Wissen über Vampire vertraut sind: Knoblauch, Weihwasser, Kruzifix sind eben nicht nur Erwachsenen geläufig. Das Wissen über Halbvampire haben die jungen Leser von Franziska Gehms erfolgreicher Kinderbuchreihe „Die Vampirschwestern" den Erwachsenen sogar voraus: Die Schwestern Silvania und Dakaria sind solche Mischwesen, deren Mutter Mensch ist, während ihr Vater einem alten transsilvanischen Vampirgeschlecht angehört. Diese Mischung aus menschlichen und vampirischen Eigenschaften und Problemen bietet eigentlich gute Voraussetzungen für einen originellen Kinderfilm. Doch Wolfgang Groos‘ Kinoadaption wirkt streckenweise arg überzogen, und an anderen Stellen allzu harmlos.

    Silvania (Marta Martin) und Dakaria (Laura Roge) ziehen mit ihren Eltern von Transsilvanien nach Deutschland. Nur ihre deutsche Mutter Elvira (Christiane Paul) kennt das hiesige Leben, den Töchtern und ihrem Mann Mihai (Stipe Erceg) fällt es schwer, sich an die Regeln zu halten. Die lauten: „Kein Fliegen bei Tageslicht, keine lebenden Mahlzeiten, kein Einsatz übernatürlicher Kräfte". Während Silvania davon träumt, wie ein echtes Menschenmädchen zu leben, will Dakaria am Liebsten sofort wieder in die Heimat zurück. Die Probleme beginnen beim Nachbarn Dirk van Kombast (Michael Kessler), der sich als fanatischer Vampirjäger entpuppt, und hören in der Schule nicht auf: Die ungewöhnlichen Schwestern werden von einer rüpeligen Clique schikaniert, finden aber auch Freunde. Vor allem aber begegnen sie dem brummeligen Ali Bin Schick (Richy Müller), der den Herzenswunsch der Mädchen erfüllen will: Silvania will ganz Mensch, Dakaria ganz Vampir sein. Doch bei der magischen Umsetzung des Wunschs passiert ein folgenschweres Missgeschick...

    Das Konzept der erfolgreichen Kinderbuchreihe von Franziska Gehm ist vielversprechend, die wichtigsten Figuren sind durchdacht konzipiert und haben Entwicklungspotential. Die Bücher sind für Kinder um die zehn gedacht und auch die Filmemacher zielen mit ihrer Adaption auf ein ähnlich junges Publikum ab. Dennoch ist der Humor streckenweise nicht gerade zimperlich, wenn hier etwa Melonen auf Lehrerinnen-Köpfen zerplatzen und der Vampirjäger mit Durchfall bestraft wird. Immer wieder wird auf rustikale Gags oder Schadenfreude gesetzt: Gerade der Nachbar van Kombast - ohnehin gestraft mit einer Mutter „in der Klapse" (weil sie einst behauptete, Vampire gesehen zu haben...) - muss sich am Ende vollkommen neurotisch verhalten und verbarrikadiert sich in seinem Haus.

    Im Mittelpunkt der Erzählung steht jedoch der „Herzenswunsch" und dessen zunächst vermurkste Erfüllung, hier geht es auf kindgerechte Weise natürlich letztlich darum, sich selbst so zu akzeptieren, wie man ist. Ein Thema, das nicht nur Kinder und Jugendliche bewegt und sich im Filmsong „Ich bin ich" („... auf meine Weise" von der Band Glasperlenspiel) spiegelt. Silvania und Dakaria haben gegensätzliche Wünsche, doch am Ende einigen sie sich auf das Beibehalten des Status Quo und bleiben Halbvampire, eine etwas weichgespülte Lösung. Und an anderer Stelle werden Konflikte auf eine durchaus fragwürdige Art gelöst: Gegen das ernste, real existierende Teenager-Problem Mobbing setzen die Protagonistinnen übernatürliche Kräfte ein - ohne die kommt man gegen gemeine Mitschülerinnen und Mitschüler nicht an, scheint hier die Botschaft zu sein.

    Ähnlich konstruiert wirken manche der Nebenfiguren, die oft willkürlich mit Eigenschaften ausgestattet sind, die für die Lösung von Problemen notwendig sind oder eine andere allzu offensichtliche dramaturgische Funktion besitzen. Zum Beispiel verfügt Helene (Jamie Bick), eine Freundin der Schwestern, nicht nur über eine unerklärte Vorliebe für Friedhöfe, sondern auch über einen ausgeprägten Geruchssinn (angeblich, da sie schwerhörig ist), was beides im Verlauf der Geschichte eine tragende Rolle spielt. Etwas mehr Sorgfalt bei der Drehbuchentwicklung hätte in solchen Momenten nicht geschadet.

    Trotz der erzählerischen Schwächen schlagen sich die Darsteller ordentlich bis sehr gut: Richy Müller („Vier Minuten", „xXx – Triple X") macht aus seiner kleinen Rolle als brummelig geheimnisvoller Magier Ali Bin Schick ein echtes Highlight und auch die Besetzung von Stipe Erceg („Hell", „Unknown Identity") als Familienvater Mihai war eine gute Wahl. Mit viel Spielfreude gibt er gleichzeitig den besorgten Papa und den blutdurstigen Vampir, der die lokale Blutbank nach edlen Tropfen durchsucht. Äußerst gelungen sind auch die Kostümauswahl der Schwestern und die liebevolle Ausstattung: Im etwas heruntergekommenen Haus der Vampirfamilie sorgen Details wie ein Doppelsarg (als „Ehebett"), Fledermausdeko oder Blutkonserven im Kühlschrank für Vergnügen und Atmosphäre.

    Fazit: In „Die Vampirschwestern" gibt es zwar einiges zu lachen, aber ansonsten regiert weitgehend die dramaturgische Willkür und die ein oder andere hier anklingende „Botschaft" ist zweifelhaft.

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