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    Cannibal Diner
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    0,5
    katastrophal
    Cannibal Diner
    Von Lars-Christian Daniels

    Manchmal reicht ein Blick aufs Kinoplakat, um ziemlich genau zu wissen, was von einem Film zu erwarten ist. Eine verängstigte Frau auf einem blutverschmierten Tisch, an deren nacktem Körper sich vier schwarze Hände zu schaffen machen: So plakativ sieht das Poster von Frank W. Montags Horrorfilm „Cannibal Diner" aus und steht damit exemplarisch für all jene qualitativ fragwürdigen Genrewerke, deren Mängel hinter reißerischen Motiven verborgen werden sollen. Zumeist nehmen solche Produktionen dann auch den direkten Weg in die Ramschregale der Videotheken, aber Montags Möchtegern-Kannibalen-Schocker kommt tatsächlich auch in einige Kinos. Das ist jedoch schon das Bemerkenswerteste an dieser unterirdisch schlechten No-Budget-Produktion. Denn während Montags Debütfilm „Slasher" zumindest in der ersten Hälfte passable Unterhaltung bietet, taugt „Cannibal Diner" nicht einmal als amüsante Trash-Perle nach dem Motto „So schlecht, dass es schon wieder Spaß macht".

    Eigentlich hatten die jungen Models Kati (Alexandra Lesch) und Tanja (Kristiana Rohder) eine rauschende Geburtstagsfeier für Katis Schwester Celine (Lara Baum) geplant. Als Celine und Tanja jedoch bei der abgelegenen Party-Location ankommen, finden sie nur die verlassenen Zelte einiger schon früher angereister Freundinnen vor. Und auch Kati hat Probleme: Sie hat sich in den Wäldern verfahren und lässt sich schließlich auch noch ihren Sportwagen klauen. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als durch ein Sperrgebiet zu wandern, das seit einer Chemiekatastrophe verseucht ist. Während Kati auf dem verlassenen Gelände unliebsame Bekanntschaft mit blutrünstigen Menschenfressern macht, begeben sich Celine und Tanja auf die Suche nach ihrer vermeintlich trödelnden Freundin...

    „Wir können uns doch jetzt nicht einfach trennen! Dann ist das wie in den ganzen Horrorfilmen und dann passiert eh irgendwas!", bemerkt die blonde Celine in einem bemerkenswert lichten Moment. Wenige Minuten später liegt sie zerstückelt auf einem Küchentisch. Warum? Weil sich Celine und Tanja bei ihrer Suche nach dem verschollenen Geburtstagskind natürlich trotzdem trennen – schließlich ist das hier ein Horrorfilm. Und zwar einer der ganz schwachen Sorte, denn die Macher bringen das Kunststück fertig, von Minute 1 bis 75 – länger dauert das ideenlose Gemetzel nicht – keinen einzigen gelungenen Einfall zu haben. Stattdessen nimmt sich Frank W. Montag gleich zu Beginn Zeit für eine ausführliche Duschsequenz, in der sich Katis wohlproportionierter Körper durch die nasse Glasscheibe der Duschkabine abzeichnet. Nur ein paar Minuten später schiebt sich der nächste blanke Busen durchs Bild – keine Frage, der Film hält, was das Kinoplakat verspricht. Freunde billiger Sexploitation kommen hier möglicherweise auf ihre Kosten, die Fans blutiger Folter-Orgien dagegen nicht und wer sich einen spannenden Horrorfilm erhofft schon gar nicht.

    Die Handlung läuft absolut vorhersehbar und nach Schema F ab, für die einzigen „Überraschungen" sorgt die mangelnde Logik im Detail. Die dramaturgische Einfallslosigkeit findet in der planlosen Inszenierung ihre Entsprechung. Ebenso munter wie willkürlich werden etwa die Erzählperspektiven gewechselt: Mal sieht man das Gemetzel in der verlassenen Fabrikhalle aus Sicht der Kannibalen, mal aus der der Verfolgten, mal wird mit einer wackeligen Nachtsicht-Kamera im „Blair Witch Project"-Stil gefilmt, mal bei strahlendem Sonnenlicht und perfekt ausgeleuchteter Szenerie. Dass sich zudem binnen Sekunden Finsternis über das Geschehen legt, sobald die mit schwarzer Farbe angemalten Menschenfresser die Bildfläche betreten, ist nicht etwa auf eine plötzlich auftretende Sonnenfinsternis zurückzuführen. Vielmehr haben wohl selbst die Macher erkannt, dass Kostüme und Maske der Untoten so unglaubwürdig sind, dass bei normalen Lichtverhältnissen jegliche Spannung dahin wäre. Selbst vom ähnlich gelagerten und keineswegs überragenden Hinterwäldler-Horror „Wrong Turn", in dem zumindest eine denkwürdig brutale Kannibalen-Sippe in den Wäldern wilderte, ist „Cannibal Diner" in Sachen Unterhaltungswert Lichtjahre entfernt.

    Fazit: „Lahmes 08/15-Geschnetzel von der Stange" orakelte das FILMSTARTS-Trailer-O-Meter bereits Anfang des Jahres – doch es kommt noch schlimmer: Frank W. Montags No-Budget-Horrorfilm „Cannibal Diner" erreicht nicht ansatzweise Leinwandformat und erweist sich als formal wie inhaltlich missraten.

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