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    Die Trauzeugen AG
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Die Trauzeugen AG
    Von Thomas Vorwerk

    Unter den Spielarten der romantischen Komödie ist jene, die schon im Titel auf Hochzeitsfeierlichkeiten hinweist, ein Sonderfall, der Drehbuchautoren immer wieder herausfordert, neue Szenarien zu erfinden, die aus dem „schönsten Tag im Leben“ dann doch beinahe ein Riesenfiasko machen könnten. Wahre Liebe oder die Schmach, allein vorm Altar stehen gelassen zu werden: Die naheliegenden emotionalen Extremfälle sind nur schwer zu überbieten, aber es wird immer wieder versucht. Der besondere Kniff bei Jeremy Garelicks „Die Trauzeugen AG“ liegt darin, dass der Film sich als „Bromance“ erweist, also einer freundschaftlichen Beziehung zwischen zwei (in diesem Fall klar heterosexuellen) Männern. Und dies auf erstaunlich amüsante Weise.

    Der sozial ungelenke Doug (Josh Gad) ist außer sich vor Freude, dass Gretchen (Kaley Cuoco-Sweeting) eingewilligt hat, ihn zu heiraten. Sein aktuell größtes Problem: Er hat seiner Zukünftigen vorgeflunkert, einen aktiven Freundeskreis zu besitzen und muss jetzt innerhalb von zehn Tagen einen Trauzeugen und einige „beste Freunde“ finden. Glücklicherweise entdeckt er den hauptberuflich unter falschem Namen als Trauzeuge tiefe emotionale Bindungen vorgaukelnden Jimmy Callahan (Kevin Hart), der alle personellen Ressourcen aktiviert, um den Loser Doug wie einen beliebten Tausendsassa dastehen zu lassen - eine durch und durch verlogene Mogelpackung. Aber natürlich läuft nicht alles wie geplant…

    Trotz der eher absurd wirkenden Story-Prämisse erweist sich „Die Trauzeugen AG“ als eine oft immens komische (aber nicht immer geschmackssichere) Komödie, die auch einige handfeste Überraschungen mit sich bringt - und das ab der ersten Minute. Mit Lappalien wie dem ersten Kennenlernen des Hochzeitspaares gibt man sich gar nicht erst ab, und wer sich beim ersten „durchschlagenden“ Gag des Films das Lachen vielleicht noch verkneifen kann, wird sich spätestens dann nicht mehr zurückhalten können, wenn er Zeuge der weltschlechtesten Hochzeitsrede oder einer komplett aus dem Ruder laufenden Vorstellung bei den Schwiegereltern wird. In seinen besten Momenten muss „Die Trauzeugen AG“ gegenüber Komödienhits wie „Hangover“ oder „Brautalarm“ nicht zurückstehen.

    Kevin Hart („Denk wie ein Mann“, „Ride Along“ samt Sequels) ist von dem Superstarstatus, den er in den USA genießt, in Europa meilenweit entfernt und bei Josh Gads größtem Erfolg (er sprach den Schneemann Olaf in der Originalfassung von „Die Eiskönigin“) denken wir in Deutschland an Hape Kerkeling. Immerhin kennt auch hierzulande fast jeder die Penny aus „The Big Bang Theory“, auch wenn der Name Kaley Cuoco-Sweeting nicht ganz so geläufig ist. So mögen die Hauptdarsteller in Deutschland keine großen Stars sein, aber sie schlagen sich wacker - und eine der größten Stärken des Films sind ohnehin die Nebenfiguren.

    Dass die bezaubernde Olivia Thirlby („Dredd“) und Altstars wie Mimi Rogers oder Oscar-Preisträgerin Cloris Leachman (die Frau Blücher aus „Frankenstein Junior“) Gretchens Familie Konturen verleihen, ist die eine Sache, aber Dougs wild zusammengewürfelter angeblicher Freundeskreis (darunter „Lost“-Star Jorge Garcia), der treffend verglichen wird mit der über die Jahre entgleisten Besetzung der „Goonies“, stiehlt immer wieder Szenen - man wünscht dieser skurrilen Truppe mit ihren absurden „Talenten“ (die immer dann gefordert sind, wenn die Tarnung aufzufliegen droht) eigentlich einen eigenen Film, in dem man sich mit jeder dieser Figuren ausgiebig befassen kann. Sie sind ähnlich wie die Pinguine aus „Madagascar“ die geheimen Stars.

    Diese Sympathieträger wuchten aber auch die misslungenste Passage des Films. Um das Zusammengehörigkeitsgefühl von acht Personen, die sich eine Woche zuvor noch nicht kannten, zu unterstreichen, kamen die Filmemacher auf die unsägliche Idee, die Jungs in einem unnötig brutalen (und entsprechend wenig komischen) Football-Match antreten zu lassen – dieser Ausflug in das Sportfilm-Genre à la „Spiel ohne Regeln“ mit Adam Sandler dauert eine gefühlte Ewigkeit und macht nachhaltig klar, dass hier doch noch einiges zu einem rundum gelungenen Film fehlt.

    Fazit: „Die Trauzeugen AG“ taugt als Date-Movie und ist überdurchschnittlich witzig, hat aber auch unübersehbare Schwächen.

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