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    Unterwegs mit Jacqueline
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Unterwegs mit Jacqueline
    Von Ulf Lepelmeier

    Japanische Wagyū-Rinder, insbesondere jene Arten aus der Region Kobe,  sind berühmt für ihr fein geädertes, qualitativ hochwertiges Fleisch. Der arme algerische Bauer Fatah (Fatsah Bouyahmed) weiß sicher nichts davon, dass die teuren Tiere aus dem fernen Osten in den Genuss von Musikbeschallung und Massagen kommen, trotzdem verhätschelt der schrullige Vater zweier Töchter seine einzige Kuh Jacqueline nach demselben Prinzip: Er lässt seinem großen Stolz auf vier Beinen täglich liebevolle Striegeleinheiten zukommen, dazu singt er Jacqueline Chansons vor und spricht mit ihr Französisch - schließlich soll sich das Tarentaise-Rind auch im algerischen Exil heimisch fühlen. Jahr für Jahr schreibt Fatah zudem die Landwirtschaftsmesse in Paris an, um dort seine schöne Kuh präsentieren zu können, die von den Dorfbewohnern schon spöttisch als seine Zweitfrau bezeichnet wird. Als die erhoffte Einladung zur Messe doch noch kommt, legt das ganze Dorf aber zusammen, um dem frankophilen Fatah die Fähre nach Marseille zu bezahlen. In Mohamed Hamidis liebenswert-naiver Road-Movie-Komödie lebt der algerische Bauer seinen Traum, indem er sich mit seiner Kuh auf den Weg in die französische Hauptstadt macht und damit zum Dorfhelden aufsteigt.

    Mit „Unterwegs mit Jacqueline“ serviert uns Regisseur Mohamed Hamidi („Homeland“) eine nette, märchenhaft verklärte Wohlfühlgeschichte von einem sympathisch-unbedarften Bauern und dessen geliebter Kuh, die von aller Welt zur Schönsten ihrer Art erkoren werden soll. Hauptdarsteller Fatsah Bouyahmed („Vive la France - gesprengt wird später“) stellt den algerischen Bauern voller Verve als sensible Frohnatur dar, die mit entwaffnender Ehrlichkeit und großer Herzlichkeit ihre Mitmenschen für sich einnimmt. Auch wenn Fatah auf seinem vom französischen 50er Jahre-Klassiker „Ich und die Kuh“ inspirierten Fußmarsch beständig auf Hindernisse stößt, begegnet er doch auch immer wieder hilfsbereiten Zeitgenossen. Einer von ihnen ist der von Lambert Wilson („Von Menschen und Göttern“) elegant verkörperte, verarmte Aristokrat Philippe. Dieser gibt Fatah einige notwendige Lektionen in Romantik, damit der seine verärgerte Frau Naima zurückgewinnen kann. Dem schrulligen Algerier schwappt in Frankreich bald eine Welle der Sympathie entgegen, er und seine Geschichte werden zum Medienphänomen auf Zeit: Mann und Kuh streifen mit großer Zuversicht durch die französischen Landschaften und die dabei an den Tag gelegte herzliche Naivität ist durchaus unterhaltsam und ermutigend, mit der harten Realität hat dieses romantisierte Bild des Landlebens allerdings wenig gemein.

    Fazit: „Unterwegs mit Jacqueline“ ist ein schnörkelloses Feel-Good-Märchen – nett, fröhlich und ein bisschen blauäugig.

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