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    Erich Mielke - Meister der Angst
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Erich Mielke - Meister der Angst
    Von Asokan Nirmalarajah

    Wer war Erich Mielke? Die Dokumentarfilmer Jens Becker und Maarten van der Duin bemühen sich in ihrem anderthalbstündigen Dokudrama „Erich Mielke – Meister der Angst“ um eine historische Neubewertung von Leben und Wirken des berüchtigten langjährigen Chefs des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Sie untersuchen Mielkes Rolle bei der Entstehung, beim Erhalt und schließlich auch beim Niedergang des deutschen Arbeiter- und Bauernstaats, dazu kombinieren sie Archivbilder, historische Dokumente und neue Zeitzeugen-Interviews mit gespielten Szenen. Diese Struktur erweist sich allerdings als wenig erhellend, denn mit den allzu theatralisch  inszenierten und gespielten Spielfilmsequenzen schießen Becker und van der Duin deutlich übers Ziel hinaus. Statt ihrem überaus aussagekräftigen Archivmaterial zu trauen, in dem sich der chronische Selbstdarsteller Erich Mielke selbst virtuos als Machtmensch und zugleich als trauriger Clown vorführt, setzen die Filmemacher auf eine ziemlich einseitige Zuspitzung.

    1991 in der Justizvollzugsanstalt Moabit: Die Psychiaterin Anna-Luise Brand (Beate Laaß) soll in persönlichen Gesprächen mit dem verwirrt wirkenden Erich Mielke (Kaspar Eichel) klären, ob der inzwischen über 80-jährige Ex-Stasichef, der sich vor Gericht verantworten soll, prozesstauglich ist. Patient und Therapeutin kehren dazu im Gespräch zurück zu prägenden Stationen in Mielkes Leben. Zwischen diesen Szenen gibt es kurze Auszüge aus bisher unveröffentlichten BND- und CIA-Akten, Interviews mit Mielkes Anwälten Stefan König und Hubert Dreyling, mit dem JVA-Leiter Wolfgang Fixson, dem Historiker Nikita Petrow und anderen sowie detaillierte Rekonstruktionen der erwähnten einschneidenden Momente in der Vita des Protagonisten. Ist die fiktionale Ausschmückung in diesen dramatischen Szenen schon problematisch, dann sind die selbstreflexiven Einschübe, in denen der Berliner Schauspieler Eichel sich mit seiner Rolle abplagt und sich in schwerfälligen Monologen ergeht oder sich in hektisch geschnittenen Albträumen verliert, vollends irreführend. Sie verstellen genau wie einige stilistische Spielereien geradezu den Blick auf Mielke und wenn in diesem sprunghaft erzählten Film ein durchaus faszinierendes Psychogramm eines Ordnungsfanatikers und Karrieristen entsteht, der sich sowohl in der Politik als auch im Privatleben skrupellos durchzusetzen wusste, dann gelingt dies trotz und nicht wegen des inszenatorischen Ansatzes der Regisseure.

    Fazit: Inhaltlich ist das Dokudrama über Leben und Wirken Erich Mielkes Pflichtprogramm für alle Geschichtsinteressierten, doch mit ihrer aufdringlichen und einseitigen Dramatisierung des Stoffes erweisen sich die Filmemacher selbst einen Bärendienst.

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