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    Der kleine Vampir
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Der kleine Vampir
    Von Antje Wessels

    Angela Sommer-Bodenburgs 20 „Der kleine Vampir“-Bücher über die Freundschaft zwischen Mensch und Blutsauger verkauften sich weltweit über zwölf Millionen Mal und brachten bereits zahlreiche Adaptionen hervor: Hörspiele, Comics, Musicals und natürlich eine Handvoll Film- und Fernsehproduktionen. Nun bringt das Regie-Duo Richard Claus („Herr der Diebe“) und Karsten Kiilerich („Das hässliche Entlein und ich“) eine weitere Verfilmung in die Kinos: Das Animationsabenteuer „Der kleine Vampir“ ist weniger eine Verfilmung des gleichnamigen ersten Buchs (dort sind die beiden Protagonisten noch deutlich jünger) als eine freie Bearbeitung des Stoffes unter Verwendung der Figuren und vieler Motive aus Sommer-Bodenburgs Geschichten. Herausgekommen ist dabei allerdings nur ein recht zahnloser Familienfilm mit wohlfeiler Toleranzbotschaft - und auch die technische Umsetzung der in englischer Sprache gedrehten internationalen Co-Produktion überzeugt nicht wirklich.

    Rüdiger von Schlotterstein feiert seinen 13. Geburtstag – zum 300. Mal! Langsam aber sicher hat der Teenager genug von seinem Vampirdasein. Während der Vorbereitungen zu den Feierlichkeiten büxt er aus der heimischen Gruft in Transsilvanien aus und erregt prompt die Aufmerksamkeit von Vampirjäger Geiermeier und seinem Gehilfen Manni (deutsche Stimme: Wigald Boning), die sämtliche Blutsaugerpopulationen auslöschen wollen. Auf seinem nächtlichen Streifzug lernt Rüdiger den ebenfalls 13-jährigen Menschenjungen Anton Bohnsack kennen. Anton ist fasziniert von der Unsterblichkeit und steht Rüdigers Sippe aufgeschlossen gegenüber. Für den Vampir ist das ein echter Glücksfall, denn unterdessen haben Geiermeier und Manni die Schlotterstein-Gruft in Beschlag genommen. Die beiden Jungen müssen zusammenhalten, um Rüdigers Familie zu retten – und um endlich mit den vielen Vorurteilen aufzuräumen, die Menschen gegenüber Vampiren hegen.

    Co-Produzent, Co-Drehbuchautor und Co-Regisseur Richard Claus ist mit der Materie bestens vertraut, bereits an der 2000er-Realverfilmung „Der kleine Vampir“ von Uli Edel war er als Produzent beteiligt. Aber was er hier gemeinsam mit dem Zeichentrickexperten Karsten Kiilerich, der unter anderem diverse Episoden der Fernsehserien „Bibi Blocksberg“ und „Bibi & Tina“ inszenierte, vorlegt, ist insgesamt enttäuschend und beweist einmal mehr, dass eine erfolgreiche Vorlage eben nicht automatisch einen guten Film ergibt. Das beginnt bei der visuellen Gestaltung. Abgesehen von einigen hübschen Hintergründen erinnert der Look von „Der kleine Vampir“ an die Zwischensequenzen mittelprächtiger Computerspiele. Die Figuren wirken starr und leblos und die Kulissen sind oftmals nur grob skizziert. Das können auch die vielen hektischen Actionszenen nicht kaschieren.

    Allerlei skurrile Ideen sorgen immerhin für einen gewissen Kuriositätsfaktor, etwa wenn Rüdiger, um seinen Blutdurst zu stillen, einer Kuh in den Hals beißt, die wenig später als Vampir-Rindvieh in Erscheinung tritt und sogar eine nicht unwichtige Rolle im Kampf gegen den Vampirjäger Geiermeier und seinen Gehilfen Manni spielt. Die Beziehung dieses Gegnerduos ist mit homoerotischen Untertönen versehen, zu einer spannenden Figurenzeichnung reicht das allerdings nicht: Weshalb Geiermeier sich nun auf die Auslöschung der Blutsauger spezialisiert hat, wird etwa bis zuletzt nicht deutlich. Und auch die Protagonisten sind hier nicht gerade komplexe Charaktere: So entspricht der Rüdiger von Schlotterstein dieses Films dem Stereotyp eines rebellischen Teenagers, der per se erst einmal gegen alles ist und dafür noch nicht einmal Gründe braucht. Der tragisch-ambivalente Subtext, den ein Motiv wie die Unsterblichkeit bieten würde, kommt dabei nicht zum Tragen.

    Durch das Zusammentreffen zwischen dem Vampir Rüdiger und dem Menschenjungen Anton kommt dann ein wenig Schwung in die Handlung, das Aufeinanderprallen der zwei unterschiedlichen Kulturen sorgt für jede Menge kindergerechten Slapstick und Wortwitz. Und wenn Anton seinen neuen Freund in Alufolie einwickelt, damit dieser auch bei Tageslicht vor die Tür kann, lassen seine fahrigen Erklärungen für das kuriose Bild auch die Erwachsenen kurz schmunzeln. Solche Momente sind allerdings Mangelware und können die erzählerischen Durststrecken nicht überbrücken. Die sympathische Interaktion zwischen Rüdiger und Anton kann sich kaum gegenüber den viel zu viel Platz beanspruchenden Auseinandersetzungen zwischen Blutsaugern und Vampirjägern behaupten. Nach jeder Menge lieblos wirkender Action wird die Annäherung zwischen Mensch und Vampir schließlich in den letzten zehn Minuten im Schnellverfahren abgehakt. Die obligatorische aufklärerische Botschaft kann da kaum emotionale Kraft entwickeln.

    Fazit: Die kleinen Zuschauer können sich an den ausufernden Slapstick- und Actioneskapaden erfreuen, aber insgesamt bleibt der auch animationstechnisch nicht überzeugende Familienfilm „Der kleine Vampir“ mit seinen austauschbaren Figuren und der oberflächlichen Handlung weit hinter den Buchvorlagen zurück.

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