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    Die Biene Maja 3 - Das geheime Königreich
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Die Biene Maja 3 - Das geheime Königreich

    Kein Karel Gott, aber dafür Sasha

    Von Oliver Kube

    Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, liebe FILMSTARTS-Leser*innen. Bei mir ist es aber bereits seit meiner Kindheit so: Wann immer es um „Die Biene Maja“ geht, setzt sich ein tagelang nicht abzuschüttelnder Ohrwurm in meinen Gehirnwindungen fest. Die Rede ist natürlich vom von Schlagerbarde Karel Gott geschmetterten Titellied der deutsch-japanischen Zeichentrickserie aus den 1970ern. Nun ist die „Goldene Stimme aus Prag“ (die eigentlich aus Pilsen stammte) leider 2019 für immer verstummt. Die Biene Maja jedoch lebt weiter. Und das nicht nur dank Wiederholungen der alten Serie und ihres Remakes von 2013 im Kinderprogramm, sondern zuletzt vor allem im Kino.

    Mit dem Animationsfilm „Die Biene Maja 3 - Das geheime Königreich“ gehen nun die Leinwand-Abenteuer der kultigen Titelheldin und ihrer nicht weniger beliebten Freunde weiter. Wie seine Vorgänger erneut von Alexs Stadermann („100% Wolf“) inszeniert, ist es vor allem für ganz kleine Kino-Fans gedacht. Diese dürften dank seiner knallbunten Bilder, tollpatschig-witzigen Figuren, einer turbulenten Handlung und einigen netten Songs auch prima unterhalten werden. Der eingangs erwähnte Lied-Klassiker kommt allerdings nur für etwa 20 Sekunden vor – und das dann auch noch lediglich als relativ uninspiriert interpretierte und instrumentale Neueinspielung am Ende des Abspanns. Und dennoch wird es der eine oder die andere wieder vor sich her trällern – wie auch ich gerade beim Schreiben dieser Zeilen...

    Maja und Willi erleben trotz Verbots ein neues Abenteuer ...

    Die immer unternehmungslustige Maja (Stimme: Theresa Zertani) hat mit ihrem jugendlichen Enthusiasmus mal wieder ganz schön über die Stränge geschlagen. Kurz vor dem Frühlingsfest ist einiges zu Bruch gegangen. Nicht einmal Nachwuchsdrohne Willi (Jan Delay), Majas immer deutlich vorsichtiger agierender, bester Freund, konnte das Desaster verhindern. Deshalb beschließt die Königin, die beiden vorerst voneinander zu trennen, bevor sie noch Schlimmeres anrichten können und vielleicht sogar jemand zu körperlichem Schaden kommt. Daraufhin reißen Maja und Willi spontan aus. Sie wollen unbedingt allen auf der Klatschmohnwiese beweisen, dass sie im Team wertvoller sind als solo.

    Die Chance ergibt sich, als ihnen eine verletzte Ameise ein goldenes Ei anvertraut. Sie mögen es doch bitte an ihrer Stelle zu einer weit entfernten Kolonie bringen, deren Überleben von der geheimnisvollen Fracht abhinge. Das klingt nach einem Abenteuer, weshalb die zwei sofort zustimmen. Doch unterwegs schlüpft plötzlich eine Ameisenprinzessin aus dem Ei. Als ob das allein sie nicht schon komplett fordern würde, werden sie nun auch noch von kampflustigen Krachkäfern (u. a. Emilia Schüle und Popstar Sasha) gejagt, die die Neugeschlüpfte in ihre Gewalt bringen wollen…

    Gelungener CGI-Look mit Marvel-Know-How

    Fans der 1970er-Serie, die weder die TV-Neuauflage noch die ersten beiden Kinofilme kennen, dürften etwas brauchen, um sich an die Optik der zwar auf den ersten Blick wiederzuerkennenden, aber doch deutlich moderner ausschauenden Figuren zu gewöhnen. Nach ein paar Minuten sollte sich dies allerdings erledigt haben. Auch weil die Qualität der CGI-Arbeit der beteiligten Animationsstudios in Belgien (Studio 100, „Wickie und die starken Männer - Das magische Schwert“) und Australien (Flying Bark Productions, „Marvels What If...?“) richtig gut ist. So sind die Szenerien und Hintergründe detailreich ausgestaltet und die Figuren wirken plastisch und lebendig. All das wurde mit einem sympathisch eigenwilligen Look versehen, der sich klar von Disney, Pixar & Co. absetzt.

    Noch weit mehr als bei den ersten Parts lernen wir hier neue, teilweise ganz schön aufregende Schauplätze jenseits der heimatlichen Klatschmohnwiese kennen. So landen Maja und Willi nicht nur in einer dunklen Höhle, an einem für die kleinen Helden reißend wirkenden Bächlein oder in einer dicht bevölkerten Insektenstadt. Sie werden während der spannendsten Szene auch auf einem Felsen von durchaus gefährlich anmutenden, zum Glück aber wohl nicht gerade allzu cleveren Rotkehlchen attackiert. Zwei der drei während der von uns besuchten Pressevorführung anwesenden Kids verkrochen sich an dieser Stelle vor Aufregung kurzfristig hinter der Sitzreihe vor ihnen. Wenig später kamen sie dann aber doch lachend wieder hervor.

    ... und müssen dabei eine süße Prinzessin vor gefährlichen Bedrohungen beschützen.

    Die an klassische Roadmovie-Muster angelehnte Story ist abwechslungs- und einfallsreich. Allerdings ist sie auch etwas holprig erzählt. Durch manche Szenarien wird geradezu panisch gehetzt, andere wirken tempoarm und hätten etwas Straffung gebrauchen können. Speziell letztere Momente halten sich aber zahlenmäßig im Rahmen, sodass nie ernsthaft Langeweile aufkommt. Wichtig ist, dass die jungen Zuschauer*innen mitbekommen, wie Maja und vor allem der aus Überzeugung eher faule Willi lernen, Verantwortung für ihren hilflosen Schützling zu übernehmen. Und dass – so gegensätzlich die Ausgangspositionen einiger Figuren auch sein mögen – Zusammenarbeit und Freundschaft zu besseren Resultaten für alle führen als Eigensinn und Streit. Was auf zwar durchschaubare, aber doch nicht allzu plumpe Weise gelingt.

    Ein wenig schade für uns ältere Fans ist hingegen, dass lieb gewonnenen Nebencharakteren wie etwas dem Grashüpfer Flip und Majas Lehrerin Frau Kassandra wie schon im Vorgänger kaum mehr als Cameo-Auftritte zugestanden werden. Andererseits sind die neuen Figuren, z. B. die dummdreiste Krachkäfer-Gang oder das niedliche Ameisenbaby, amüsant genug. So fällt die Abwesenheit der bewährten Veteranen erst dann wirklich auf, wenn sie im zweiten Teil der knapp 90 Minuten ihre kurz bemessene Screentime bekommen.

    Es gibt sogar Hardrock

    Sasha und „Wunderschön“-Star Emilia Schüle hatten als Krachkäfer-Geschwisterpaar hörbar Spaß an ihren Interpretationen der Bösewichte. Ersterer darf im Laufe der Geschichte sogar zwei Hardrock-Songs zum Besten geben und so den aggressiven Charakter seiner Figur unterstreichen. Diese und die anderen drei von den Figuren gesungenen Lieder sind dramaturgisch vielleicht nicht unbedingt zwingend notwendig, aber zumindest halbwegs homogen in den Handlungsablauf eingebaut. So tragen sie ihren Teil zum Gelingen eines nicht überragenden, aber soliden und vielseitig unterhaltsamen Kinderfiilms bei.

    Fazit: Das dritte Kino-Abenteuer der Kult-Biene ist ein wenig holprig erzählt. Dafür ist es aber liebenswert amüsant und dazu sympathisch-eigenständig bebildert. Zudem gibt es einiges an Aufregung, ein paar nette Songs und die positive Botschaft wird klar verständlich an das junge Publikum gebracht.

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