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    The Outbreak
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    The Outbreak
    Von Christoph Petersen

    Wie überlebt man eine Zombie-Apokalypse? In seinem Regiedebüt „Here Alone“ macht sich Rod Blackhurst gemeinsam mit seinem Autor David Ebeltoft außergewöhnlich ernsthafte Gedanken über diese Frage: Wenn sich  Familienmutter Ann (Lucy Walters), die von ihrem Ehemann (Shane West) vor seinem Tod noch alle möglichen Überlebenstricks mit auf den Weg bekommen hat, allein durch die Wälder des amerikanischen Nordostens schlägt, dann ist das tatsächlich Survival für Fortgeschrittene! Sie pult unter Baumrinde nach Maden, baut Fallen aus Campingkisten mit Sprühkäseködern und verwischt ihre Fährte, indem sie sich mit Tierfäkalien einreibt und mit Urin übergießt. Trotz ihrer Fähigkeiten verkommt Ann aber nie zu einer unerschütterlichen Helden-Kunstfigur à la MacGyver – stattdessen bleibt ihr einsamer Überlebenskampf ein zutiefst menschlicher: Immer wieder drückt sie auf die Tasten eines sprechenden Spielzeug-Telefons für Babys, um zumindest so etwas ähnliches wie eine menschliche Stimme zu hören.

    Im starken Kontrast zum harschen Kampf der Protagonisten stehen die berauschend schönen Naturbilder von Kameramann Adam McDaid und die sphärischen Klänge von Komponist Eric D. Johnson – hier findet ein ähnlich ergiebiger Widerstreit von Form und Inhalt statt wie in Terrence Malicks „The New World“, wobei „Here Alone“ insgesamt deutlich naturalistischer und weniger poetisch ausfällt. Als sie bei einem ihrer Streifzüge den Witwer Chris (Adam David Thompson) und dessen Stieftochter Olivia (Gina Piersanti) aufgabelt, taut Ann, die seit dem Verlust ihrer Familie immer extrem harsch gegen sich selbst war, langsam wieder ein wenig auf. Doch schon bald zeichnen sich neue Konflikte ab, denn Olivia ist heimlich in Chris verknallt und der wiederum hat ein Auge auf Ann geworfen...  

    Geht es zu Beginn von „Here Alone“ vornehmlich um die ganz praktische Frage, wie man am ehesten überlebt, wenn eine Horde hungriger Zombies hinter einem her ist, wandelt sich der Film später zunehmend weg vom reinen Survival-Thriller hin zu einem ebenso komplexen wie intensiven Charakter-Drama: Soll man sich selbst eigentlich noch die Hoffnung auf ein neues Leben zugestehen nach all dem, was man bis dahin getan, erlebt und vor allem verloren hat? In den letzten Minuten des Films werden alle zuvor angeschnittenen Themen und Ideen in einem simplen moralischen Dilemma zusammengefasst und zu einer einzelnen finalen Entscheidung zugespitzt. Mit diesem ebenso überraschenden wie überzeugenden Ende gewinnt der Film noch einmal deutlich hinzu – die Auszeichnung mit dem Publikumspreis beim renommierten Tribeca Film Festival ist jedenfalls mehr als nachvollziehbar.

    Fazit: „Here Alone“ ist ein absoluter Must-See-Zombiefilm (nicht nur) für Indie-Fans.

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