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    Das etruskische Lächeln
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Das etruskische Lächeln
    Von Antje Wessels

    Als Arthur Cohns („Die Kinder des Monsieur Mathieu“) neueste Produktion „Das etruskische Lächeln“ im Februar 2017 ihre Weltpremiere im schweizerischen Basel feierte, sorgte dieses Ereignis im Anschluss für wohlwollende Schlagzeilen. Diverse prominente Gäste der Gala, darunter Tennis-Ass Roger Federer, TV-Legende Frank Elstner und Sängerin Paola Felix, äußerten sich begeistert über die Tragikomödie, während ein großes deutsches Boulevard-Blatt meldete, der auf dem Roman des 2013 verstorbenen Spaniers José Luis Sampedro basierende englischsprachige Film gelte „in den USA schon als oscarwürdig“. Dieser medial verstärkte Premierenbeifall wirkt allerdings angesichts der gefühlsduseligen filmischen Aufbereitung der Geschichte eines Seniors, der sich auf seine alten Tage mit seinem Sohn auszusöhnen versucht, wie reines Marketinggeklingel. „Das etruskische Lächeln“ hat zum Thema Generationenkonflikt nämlich außer vielen Klischees nicht viel zu bieten. Und auch wenn er sich immer noch für die Oscars qualifizieren könnte (ein US-Kinostart steht noch aus), können wir uns kaum vorstellen, dass er tatsächlich zu Academy-Ehren kommen wird.

    Rory MacNail (Brian Cox) hat seine besten Jahre hinter sich und fügt sich in seiner schottischen Heimat Vallasay der alltäglichen Routine. Doch dann wird Rory schwer krank. Die Hoffnung auf eine erfolgreiche Behandlung führt ihn in die Weltmetropole San Francisco, wo auch sein von ihm entfremdeter Sohn Ian (JJ Field) mit Ehefrau Emily (Thora Birch) und Söhnchen Jamie lebt. Notgedrungen quartiert sich der Alte in der schicken Luxuswohnung seines Sprösslings ein, aber zwischen Rory und Ian fliegen schon bald die Fetzen. Während sich der Senior nicht an die Regeln der Familie halten will, wirft er seinem Sohn vor, Enkel Jamie zu verhätscheln und seine Wurzeln zu verleugnen. Als Rory eines Tages einen Ausflug unternimmt, lernt er zufällig die charmante Museumskuratorin Claudia (Rosanna Arquette) kennen. Nicht nur die beiden knüpfen zarte Bande, mit der Zeit beginnen sich auch Rory und Ian, wieder anzunähern, woran der kleine Jamie nicht ganz unschuldig ist…

    Der Film- beziehungsweise Roman-Titel erklärt bereits so einiges: Die Bezeichnung „Das etruskische Lächeln“ bezieht sich auf antike Tonstatuen von Verstorbenen, die zum Zeitpunkt ihres Todes ein Lächeln auf den Lippen trugen. Da kann man sich natürlich sofort denken, worauf diese Story eines Sterbenskranken hinausläuft: Auch Hauptfigur Rory MacNail wird am Ende von „Das etruskische Lächeln“ schmunzelnd abtreten und da er sein Ziel, vorher noch das erste Wort seines Enkels miterleben zu wollen, diverse Male wiederholt, ist bald davon auszugehen, dass auch dies eintreffen wird. Die Vorhersehbarkeit des Ausgangs ist dabei gar nicht das Problem, vielmehr erscheint fast der gesamte Weg dorthin abgedroschen und klischeehaft. Wenn die einzelnen Stationen des Dramas schon so vorprogrammiert wirken, dann gilt es, den Versöhnungsprozess mit individuellem Leben zu füllen. Aber stattdessen wird der abgeschmackte Grundkonflikt auch noch mit diversen Klischees garniert.

    Junge Eltern in Großstädten sind karrierefixiert und überspannt (Ian arbeitet als Molekularkoch in einem Hipsterrestaurant und ist natürlich unglücklich in seinem Job), vom Lande kommende Schotten dagegen haben die Weisheit mit Löffeln gefressen und schneiden ihren kleinen Enkeln schon mal ein ordentliches Stück Blutwurst ab – hätte ihnen als Kind ja auch nicht geschadet. Häufig werden die Konflikte mit ganz tiefen Griffen in die Klischeekiste ausgetragen, und diese plakativen, wenn auch manchmal mit einem gewissen Augenzwinkern präsentierten Momente unterwandern oft auch die besseren Passagen des Films – etwa das subtile Kennenlernen zwischen Rory und Claudia. So bleibt es bei zuweilen aufblitzender Wahrhaftigkeit und einzelnen charmanten Szenen.

    Gegen die klischeehaften Vorgaben des Drehbuchs können letztlich auch die Darsteller wenig ausrichten. Brian Cox („Churchill“) spielt das Abziehbild des grummeligen Alten und landet dabei teilweise nah am Rande der Lächerlichkeit. Vor allem Rorys Fehde mit einem alten Erzfeind wird über die Grenze zur Glaubwürdigkeit hinaus ausgereizt und Cox hat dabei gar keine Möglichkeit, bodenständig oder irgendwie glaubhaft aufzuspielen. Auch „American Beauty“-Star Thora Birch ist in der Eindimensionalität ihrer Rolle gefangen, während JJ Feild („Austenland“) als in seiner zerbrechlich-eleganten Art sehr an Tom Hiddleston erinnernder Ian durchaus überzeugt. Er zeigt ein Gespür für die leisen Töne, das Unausgesprochene und das Widersprüchliche - für all die Feinheiten, die hier sonst keinen Platz finden. Und die gewohnt souveräne Rosanna Arquette („Pulp Fiction“) scheint in ihren besten Momenten in einem ganz anderen Film mitzuspielen.

    Fazit: Der klischeebeladene „Das etruskische Lächeln“ zeigt nichts, was man in anderen Filmen über Generationskonflikte nicht schon besser gesehen hätte. Immerhin überzeugen einige Nebendarsteller und ein paar schöne intime Momente.

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