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    State and Main
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    State and Main
    Von René Malgo

    Eine Satire über das Showbiz. Hollywood parodiert sich hin und wieder gerne selbst: Robert Altmans „The Player“, Steve Martin und Eddie Murphy in Bowfingers große Nummer oder America´s Sweethearts mit John Cusack, Catherine Zeta-Jones, Billy Crystal und Julia Roberts seien in diesem Zusammenhang mal genannt. Auch David Mamets „State And Main“ schlägt in diese Kerbe. Leider verspricht der Film mehr, als eingehalten werden kann. Warum er trotzdem sehenswert ist, soll im Nachfolgenden erläutert werden.

    Im verschlafenen Städtchen Waterford soll der Kostümschinken „Die alte Mühle“ gedreht werden. Auf den ersten Blick scheint alles perfekt, doch schon bald treten Komplikationen auf. Hauptdarsteller und Weltstar Bob Barrenger (Alec Baldwin) verguckt sich wieder mal in eine Minderjährige (Julia Stiles), Hauptdarstellerin Claire (Sarah Jessica Parker) will keine Nacktszene drehen und Drehbuchautor Joe (Philip Seymour Hoffman) hat eine Schreibblockade. Die alte Mühle, um die es im Film gehen soll, gibt es seit den 60er Jahren nicht mehr, das Budget wird überstrapaziert. Regisseur Wally (William H. Macy) hat alle Hände voll zu tun, die Dreharbeiten nicht in ein Desaster ausufern zu lassen…

    Formal als Komödie konzipiert, ähnelt „State And Main“ oft einem Drama, ohne wirklich dramatisch zu sein. Der Humor ist eher von der subtileren Sorte und erschließt sich auch nur dem hollywooderprobten Zuschauer. Das dürfte für die meisten zwar kein Problem sein, doch der einzig auf Dialoge fußende Witz wird sehr trocken an den Betrachter gebracht. Der gefeierte Drehbuch- und Bühnenautor David Mamet (Glengarry Glen Ross, „Heist - Der letzte Coup“) versucht sich zwar gelegentlich auch als Regisseur, dass er aber mehr ein Autor als Inszenator ist, zeigt sich bei „State And Main“ ganz eklatant.

    Die pointierten Dialoge beherrschen das Geschehen, die unzweifelhaft fähigen Darsteller sieht der Betrachter zumeist in Nahaufnahme. Darüber hinaus wird der Film ausgesprochen bieder, geradezu langweilig an das Publikum gebracht. Die Kulisse eines verschlafenen Provinznestes kommt nicht einmal ansatzweise zur Geltung, „State And Main“ hätte genauso gut auf der Bühne vorgetragen werden können. Mamet leistet sich keineswegs grobe Schnitzer, schafft es aber nicht, mögliches Interesse auch durch Stil und Form aufrecht zu erhalten.

    Wer den Film genießen will, sollte sich einzig und allein auf das großartige Darstellerensemble und die wunderbaren Dialoge konzentrieren, das Drumherum spielt eine sehr untergeordnete Rolle. Angefangen bei Oliver Stapletons unaufgeregter Kameraführung bis hin zu Theodore Shapiros auswechselbarer Musikuntermalung. Das Ensemble ist ein echtes Argument sich den Film anzusehen: William H. Macy (Fargo, The Cooler), Philip Seymour Hoffman (Capote, Magnolia), David Paymer Hallo, Mr. President, Nixon) und der im neuen Jahrtausend darstellerisch wieder erstarkte Alec Baldwin (The Cooler, Elizabethtown). Fürs (männliche) Auge tapsen Sarah Jessica Parker (Die Familie Stone, L.A. Story, Zum Ausziehen verführt) und Julia Stiles (Die Bourne Verschwoerung, Der Prinz und ich) durchs Bild. Sie alle leisten ordentliche Arbeit, leider sticht aber keiner wirklich heraus.

    Ist jemand nicht gewillt, sich nur auf den Inhalt zu konzentrieren, wird er/sie den Blick schnell gelangweilt abwenden. Mehr als die akzentuiert geschriebene und gut gespielte Geschichte hat der Film nicht zu bieten. Hätte Hollywood nie zuvor etwas Derartiges geboten, „State And Main“ wäre ein Erlebnis geworden, da aber Selbstparodien mittlerweile zur Genüge bekannt sind, reißt der zwar bittere, aber wenig bissig und extravagant erscheinende Film kaum vom Hocker. Die Abrechnung mit der Traumfabrik scheint David Mamet eine Herzensangelegenheit zu sein - so herb ist so manche Aussage - und er beschert uns auch einige bemerkenswerte Insiderjokes, mehr aber auch nicht. Es verwundert nicht, dass dieser Film trotz illustrer Besetzung das Schicksal ereilte, als Direct-To-Video-Veröffentlichung gleich in den kaufhäuslichen Regalen unbemerkt zu verschwinden. Ganz fair ist dieses Schicksal aber nicht, die Satire ist immer noch weit besser als Hollywoods Komödiendurchschnitt, welcher alljährlich unsere Kinos überspult. Etwas mehr Aufmerksamkeit hat der Film schon verdient und wer auf Regiekunst und Stil nicht sehr viel Wert legt, darf einen Blick riskieren.

    Das Witzigste gibt’s am Ende: Während den Dreharbeiten am Kostümschinken wird auf einfallsreiche Art und Weise Product Placement für eine Computerfirma untergebracht. Wer noch etwas länger ausharrt und den Abspann über sich ergehen lässt, hört zuerst noch ein halbwegs witziges, typisch hohles Radiointerview über die Bedeutung des Films und den Titelsong und bekommt dann ein bemerkenswertes Zertifikat zu Gesicht: „Only two Animals were harmed in this motion picture.“ Anschließend wird diese Aussage schön artig revidiert, amüsant ist diese politisch inkorrekte Idee aber allemal.

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