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    Faking Bullshit - Krimineller als die Polizei erlaubt!
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Faking Bullshit - Krimineller als die Polizei erlaubt!

    Wenn plötzlich die Polizei die Straftaten begeht

    Von Christoph Petersen

    Der Name Erkan Acar ist sicherlich noch nicht jedem ein Begriff. Dabei hat sich kaum jemand in den vergangenen Jahren so sehr um das deutsche Genrekino verdient gemacht wie er: An dem abgefahrenen Indie-Geheimtipp „Schneeflöckchen“ war er als Schauspieler und Produzent beteiligt, bei der Krimi-Groteske „Ronny & Klaid“ hat er selbst die Regie übernommen. Demnächst stehen „The Witch And The Ottoman“ sowie die Fortsetzung „Lady Dracula“ auf dem Programm – jeweils als Schauspieler, Co-Autor und Produzent. Da entwickelt sich langsam, aber sicher eine richtig spannende deutsche Indie-Genre-Szene – wer hätte das noch vor ein paar Jahren für möglich gehalten?

    Mit „Faking Bullshit - Krimineller als die Polizei erlaubt!“, dem Regie- und Autorendebüt des Schauspielers und „heute-show“-Komikers Alexander Schubert, steht jetzt aber erst mal ein Abstecher in den Mainstream an: In dem Remake der schwedischen Kult-Komödie „Kops“, mit der Fares Fares („Rogue One“) im Jahr 2003 der Durchbruch zum Kinostar gelang, spielt Erkan Acar einen Polizisten, der mit allen Mitteln zu verhindern versucht, dass seine Wache wegen Unterbeschäftigung dichtgemacht wird. Dabei müsste der staubtrocken-schwarze Humor des Originals eigentlich perfekt zum neuen Hauptdarsteller passen. Aber „Faking Bullshit“ ist leider längst nicht so abgefahren wie „Schneeflöckchen“ & Co. - sondern mitunter sogar ganz schön piefig.

    In der Not sprengen die Cops sogar ihre Lieblings-Currywurstbude in die Luft.

    Deniz (Erkan Acar) ist ganz schön perplex, als ihn seine Barbekanntschaft ohne ein Wort der Erklärung sitzenlässt, nur weil er als Polizist arbeitet. Aber schon am nächsten Tag klärt sich alles auf: Sein Date Tina (Sina Tkotsch) wurde von der Polizeidirektion in die nordrhein-westfälische Provinz entsandt, um einen Bericht zu verfassen, ob man die Wache 23 als Sparmaßnahme nicht ganz schließen könnte – schließlich werden in dem kleinen Städtchen ohnehin kaum Straftaten begangen.

    Nach einem Frust-Besäufnis mit den Kollegen schmeißt Deniz aus lauter Wut einen Pflasterstein durch ein Restaurantfenster – und lässt so die Kriminalstatistik in die Höhe schnellen. Da kommt ihm die Idee: Wenn einfach die Polizisten selbst für die Verbrechen – vom einfachen Ladendiebstahl bis zum terroristischen Anschlag auf eine Würstchenbude - sorgen, dann gäbe es auch keinen Grund, die nun plötzlich viel beschäftigte Wache zu schließen…

    Ein frischer und toller Cast

    Bjarne Mädel („Der Tatortreiniger“) macht als obdachloser Trinker, der sich von der Polizei für einen gefakten Deo-Raub einspannen lässt, eine gewohnt starke Figur. Trotzdem ist es erfreulich, dass sich in „Faking Bullshit“ ansonsten mal nicht die immergleichen deutschen Comedy-Gesichter tummeln: Erkan Acar beweist eindrucksvoll, dass der mit seinem gewitzten Charme locker auch einen ganzen Film auf seinen Schultern tragen kann. Alexander HörbeSanne Schnapp und Adrian Topol als Möchtegern-Rambo sind zudem supersympathische Kleinstadt-Cops, denen man gern dabei zusieht, wie sie sich mehr schlecht als recht als Kleinkriminelle verdingen.

    Hätte man nun einfach das Original noch einmal eins-zu-eins mit den frischen Darstellern in der deutschen statt der schwedischen Provinz neu aufgelegt, wäre dabei sicher eine zwar nicht sonderlich originelle, aber doch charmant-kurzweilige Krimi-Komödie herausgekommen. Aber Alexander Schubert setzt in seinem Skript zu „Faking Bullshit“ auf zwei zentrale Ergänzungen, die den Film nur leider schlechter statt besser machen.

    Der Crux mit der Political Correctness

    Zum einen kreist das Groß der Gespräche um die aktuelle Debatte um Political Correctness - #MeToo, Alltagsrassismus, eben all die Dinge, die ja tatsächlich sehr gut in das Polizeisetting hineinpassen. Das Problem ist nur: „Faking Bullshit“ traut sich nicht mal ansatzweise dorthin, wo es auch mal wehtut – den Pointen fehlt der nötige Biss, vieles wirkt eher alibimäßig eingebaut. So springt neben ein paar netten, wenn auch arg seichten Pointen vor allem jede Menge Krampf dabei heraus. Zum anderen lässt Alexander Schubert den Polizisten-als-Kriminelle-Plot irgendwann ganz links liegen und schwenkt stattdessen in Richtung einer „normalen“ Krimi-Komödie um, in der Deniz & Co. plötzlich einen spektakulären Kunstraub aufklären müssen.

    Eine alte ungeschriebene Drehbuchregel besagt: Ein großer Zufall pro Film ist erlaubt - den muss der Zuschauer eben schlucken, damit die Geschichte überhaupt in Gang kommt! Aber der gesamte Kunstraub-Plot von „Faking Bullshit“ besteht nahezu ausschließlich aus unglaublichen Zufällen – und da ist dann leider gar nichts mehr clever dran, selbst wenn der Film bei seiner schlicht aus der Luft gegriffenen Auflösung am Ende selbst so tut, als sei das alles total geschickt eingefädelt. So entpuppt sich ausgerechnet das große Finale zugleich auch als größte Enttäuschung des Films.

    Fazit: Der starke Cast rettet die halbgare Krimi-Komödie über die Ziellinie.

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