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    Eine Nacht bei McCool's
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Eine Nacht bei McCool's
    Von Stefan Ludwig

    „Eine Nacht bei McCool´s“, das ist ein seltenes Stück Kino. Die Darstellerriege ist vielversprechend, das Grundgerüst der Story erscheint eigentlich wohlbekannt, mancher wird sich vielleicht an „Verrückt nach Mary“ erinnert fühlen. Eine Frau, die Männer dazu bringt, sich von einem auf den anderen Moment wie in einer anderen Welt zu fühlen. Was bei Verrückt nach Mary noch eine Klamotte war, wird bei Harald Zwarts „Eine Nacht bei McCool´s“ zu einer intelligent erzählten schwarzen Komödie mit wunderbaren Gags und einem völlig unerwartetem Ende.

    Randy (Matt Dillon) ist Barkeeper in einer kleinen Bar namens Mc Cool’s. Nach Ladenschluss sieht er, wie eine Frau in einem Auto auf dem Parkplatz vor der Bar von einem Mann angegrabscht wird. Sie schreit, Randy läuft zum Auto hin, hilft der Frau sich von dem Mann loszureißen und dieser flieht mit dem Wagen. Als Randy sich umdreht, sieht er, wie wunderschön die Frau, Jewel (Liv Tyler), welche er gerettet hat, ist. Sie begleitet ihn zu seinem Haus und dort verschafft sie ihm Sex, wie ihn sich jeder Mann nur wünschen kann. Danach jedoch gesteht sie ihm, dass die Sache mit der versuchten Vergewaltigung nur gespielt war und ihr „Freund“ Utah, der Mann aus dem Wagen, Randy ausrauben wird. Sie müsse ihn nur anrufen. Doch plötzlich steht er schon im Raum und hält Randy die Pistole vors Gesicht. Da sein Haus eine ziemliche Bruchbude ist und keinerlei wertvolle Einrichtungsgegenstände in sich birgt, will Utah den Safe von McCool’s ausrauben. Während Randy diesen öffnet, erschießt Jewel plötzlich Utah, da er sonst angeblich Randy umgebracht hätte. Randy nimmt die Schuld für den Mord auf sich, woraufhin er seinen Job verliert. Der Polizist Dehling (John Goodman) wird jedoch misstrauisch was Randys Version angeht, außerdem ist er Jewel völlig verfallen. Sie bleibt bei Randy wohnen, ein Haus ist ihr Traum. Da sie jedoch ganz bestimmte Vorstellungen davon hat, wie ihr Traumhaus aussehen muss, bringt sie Randy dazu, diese Sachen zu „besorgen“. Jewel ist besessen auf Dinge wie eine Heimkinoanlage mit DVD-Player und einen Springbrunnen in der Wohnzimmerecke. Sie geht abends mit reichen Männer aus, während Randy deren Haus leerräumt. Der dritte, der Jewel völlig verfallen ist, ist der Randys Cousin Carl (Paul Reiser), ein erfolgreicher Anwalt mit Bilderbuchfamilie.

    Die drei streiten sich im Verlaufe des Films um die wunderschöne Jewel, die es ausgezeichnet versteht, ihr Wirken auf das andere Geschlecht vorteilhaft zu nutzen. Die Weise, wie Liv Tyler die Männer in ihren Bann zieht und ihre Schönheit, die in vielen Szenen zur Geltung kommt, ist eigentlich allein die Zeit wert, sich den von Michael Douglas produzierten Film anzusehen. Doch es gibt noch einige andere Gründe: So ist die Rolle von Michael Douglas wirklich sehenswert, zwar spielt er nur eine Gastrolle, doch trägt er damit maßgeblich zur Erheiterung bei, was nicht nur an seiner Frisur liegt. Die Szenen mit ihm gehören zu den besten im Film. Welche Rolle er genau spielt, soll an dieser Stelle noch nicht verraten werden. Die erwähnte Erzählweise bietet sehr viel Abwechslung. Randy vertraut sich einem Auftragskiller, Polizist Dehling einem Priester und Carl einer Psychiaterin an. So wird die Story rückblickend wiedergegeben, was durch den Wechsel und die unterschiedlichen Sichtweisen ausgesprochen gut funktioniert. Die Geschichte bleibt stets spannend, es gelingt Regisseur Harald Zwart, die Neugier des Zuschauers aufrechtzuerhalten.

    Das Ende ist zwar recht klassisch, alle drei Geschichten treffen aufeinander, doch es kommt zu einem furiosen, unerwartetem Finale, welches dem Film zwar keine Aussage geben kann, aber offen zeigt, was er ist: pure Unterhaltung. Der Zuschauer ist hin und her gerissen zwischen der Schönheit Jewels und ihrem offensichtlich zwiespältigen Charakter. Die Witze sind teilweise so herrlich, dass auch beim mehrmaligen Ansehen das Lachen nicht ausbleibt. Das Prinzip der Gags ist im Gegensatz zu „Verrückt nach Mary“ oftmals subtiler, nach dem Motto „weniger ist mehr“ . Das funktioniert auf die Länge des Films hervorragend.

    Nicht nur wegen seines geringen Bekanntheitsgrades lässt sich der Film als kultverdächtig bezeichnen, was heute zwar verbraucht klingen mag, aufgrund der Qualität des Films aber dennoch gerechtfertigt ist: Dank seiner guten Schauspielleistungen, einer fast zu hübsch dargestellten Liv Tyler, sorgsam eingestreuten Gags, ausgesprochen skurrilen Situationen und einer erfrischend erzählten Story. Zwar ist „Eine Nacht bei McCool´s“ kein Meisterwerk und bleibt einer Aussage oder ähnlichem schuldig, doch wer etwas schwarzen Humor mag und hat, der ist gut beraten, sich den Film anzusehen - intelligenter und besser als der 3-Millionen-Besucher-Hit „Verrückt nach Mary“.

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