Dog Man: Wau gegen Miau
Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
3,5
gut
Dog Man: Wau gegen Miau

Ohne Unterhose könnte es endlich auch in Deutschland klappen!

Von Christoph Petersen

In den USA sind die zwischen 1997 und 2015 erschienenen, mit cleverem Meta-Humor vollgestopften Geschichten um den ungewöhnlichen Superhelden „Captain Underpants“ längst Kult. Auch die kongenial umgesetzte, vollmundig betitelte Leinwandadaption „Captain Underpants - Der supertolle erste Film“ entwickelte sich in den USA zum veritablen Kinohit. In Deutschland hingegen lösten 2017 gerade einmal enttäuschende 120.000 Besucher*innen ein Ticket. Vermutlich war das hiesige (Grundschul-)Publikum einfach noch nicht bereit für zwei Viertklässler, die ihren Schulleiter per Hypnose in den titelgebenden Unterwäsche-Superhelden verwandeln, damit dieser es dann mit einer King-Kong-großen Turbo-Toilette aufnehmen kann.

Acht Jahre später folgt nun das ähnlich durchgeknallte Spin-off „Dog Man: Wau gegen Miau“ – und nachdem der Film an den US-Kassen sogar noch erfolgreicher abgeschnitten hat, besteht die berechtigte Hoffnung, dass es diesmal auch in Deutschland besser laufen wird. Und das nicht etwa, weil „Captain Underpants“ inzwischen auch hierzulande populär geworden wäre. Stattdessen haben es Animations-Abenteuer mit niedlichen Hunden und Katzen generell sehr viel leichter als solche mit einem halbnackten Superhelden im weißen Opa-Schlüpfer, der schon auf dem Poster stolz seine blanke Plauze herausstreckt. Aber der Schein trügt (zum Glück!): „Dog Man“ ist zwar einnehmend niedlich animiert, aber der anarchische Kern des Vorgängers bleibt auch im Spin-off absolut intakt.

Dog Man ist bei allen beliebt. Nur sein Chef ist eifersüchtig auf seinen Erfolg. Universal Pictures
Dog Man ist bei allen beliebt. Nur sein Chef ist eifersüchtig auf seinen Erfolg.

Officer Knight (Stimme im Original: Regisseur Peter Hastings, der auch die Knurrgeräusche für Dog Man beisteuert) kann zwar Karate, ist aber nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte. Ganz anders sein treuer Polizeihund Greg, der für einen Vierbeiner erstaunlich intelligent ist, auch wenn sein Herrchen seine Hinweise nicht immer richtig deutet. So auch, als es darum geht, eine Bombe mit dem Durchtrennen des richtigen Kabels zu entschärfen. Die Explosion trifft Knights Kopf und Gregs Körper, woraufhin eine Krankenschwester einen genialen Einfall hat: Im Krankenhaus wird der Hundekopf kurzerhand auf den Polizistenkörper genäht – die Geburtsstunde des Super-Cops Dog Man!

Im Auftrag des eifersüchtigen Polizeichefs (Lil Rel Howery) nimmt Dog Man augenblicklich die Verfolgung des berüchtigten Verbrecherkaters Petey (Pete Davidson) auf. Aber immer, wenn der Bösewicht im Katzengefängnis landet, dauert es nicht lange, bis ihm erneut der Ausbruch gelingt. In seinem Geheimversteck arbeitet Petey an gleich zwei genialen Plänen: Zum einen soll der telekinetisch begabte Fisch Flippy (Ricky Gervais) wieder zum Leben erweckt werden, um seine Kräfte zum Gewinn der Herrschaft über die Stadt Ohkay City zu missbrauchen. Außerdem will Petey sich selbst klonen. Aber er hat das Kleingedruckte nicht gelesen – und so muss er sich plötzlich um sein supersüßes Baby-Ich Li'l Petey (Lucas Hopkins Calderon) kümmern…

Tolle Animationen für (vergleichsweise) wenig Geld

Mit einer Summe von 40 Millionen Dollar stand den Macher*innen um Regisseur und Autor Peter Hastings („Die Country Bears - Hier tobt der Bär“) ein im Vergleich zur Hollywood-Konkurrenz von Disney, Pixar & Co. eher geringes Budget zur Verfügung. Aber es muss nicht immer Fotorealismus sein – stattdessen punktet „Dog Man“ mit einem gleichermaßen niedlichen wie frechen Stil, der wirkt, als hätten Animations-Profis Kinderkritzeleien als direktes Vorbild genommen. Das Ergebnis ist ein herrlich unperfektes Cartoon-Chaos, unheimlich charmant und mit knalligen Farben, die einen direkt in die energiegeladene Welt von Ohkay City hineinziehen.

Apropos Ohkay City: Während die jungen Kinobesucher*innen rasante Animations-Action mit niedlicher Baby-Katze bei der Stange hält, ist die Zeichentrick-Metropole bis obenhin vollgestopft mit einem herrlich simplen und gerade deshalb so amüsanten Meta-Humor: So sind die Schauplätze etwa alle nach ihrer puren Funktion benannt, als hätte jemand vergessen, die Platzhalter im Drehbuch anschließend durch fiktionale Namen auszutauschen. So findet die Bombenentschärfung in einem abgelegenen, entbehrlichen Lagerhaus mit dem Namen „Abgelegenes entbehrliches Lagerhaus“ statt – und auch die Klinik, wo Dog Man überhaupt erst zusammengenäht wird, heißt schlicht „Das große Krankenhaus in der Stadt“.

Egal wie oft Dog Man den Schurkenkater Petey dingfest macht, er bricht immer wieder aus dem Katzengefängnis aus. Universal Pictures
Egal wie oft Dog Man den Schurkenkater Petey dingfest macht, er bricht immer wieder aus dem Katzengefängnis aus.

Wenn der Polizeichef seinem besten Mann befiehlt, Petey wieder einzufangen, gibt er ihm die Erlaubnis, wirklich alle Mittel einzusetzen – notfalls sogar eine Ermittlungs-Montage! Da fühlt man sich im besten Sinne an die Samstagvormittage mit dem Programm von Cartoon Network erinnert. Schließlich lässt hier nicht nur „Dexters Labor“ grüßen, wenn Petey sich eine Klonmaschine im Internet bestellt (wo er sich erst mal an Hunderten angebotenen Heißluftfritteusen vorbeiklicken muss, um zu dem guten Zeug zu kommen).

Das große Finale erinnert diesmal mehr an Godzilla als an King Kong, nachdem ein eigentlich nur für einen kleinen Fisch gedachtes Lebenserweckungs-Spray die Häuser der Stadt zu umherstapfenden Monstern mutieren ließ. Hier geht „Dog Man“ schließlich ein wenig die Luft aus. Aber das zeigt nur, dass es hier eben nicht der gewaltige Bombast ist, der den Spaß ausmacht. Stattdessen werden uns wohl vor allem die vielen cleveren Details und die wahnsinnig süß designten Protagonist*innen in liebevoller Erinnerung bleiben.

Fazit: Gleichermaßen niedliche wie clevere Animations-Komödie, an der Cartoon-Fans aller Altersklassen ihren Spaß haben sollten.

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