Voilà, Papa! – Der fast perfekte Schwiegersohn
Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
1,5
enttäuschend
Voilà, Papa! – Der fast perfekte Schwiegersohn

Vorhersehbare Krawallkomödie ohne Esprit

Von Gaby Sikorski

Vater, Tochter und ungeliebter Schwiegersohn in spe: Diese Konstellation hat dem Kino bereits so wunderbare Komödien wie „Vater der Braut“ mit dem unvergleichlichen Spencer Tracy und der jungen Liz Taylor beschert. Selbst das Remake mit Steve Martin und Diane Keaton als Brauteltern ist amüsant genug geraten. Getoppt wurden die beiden Filme, zumindest was die konsequent aus der Konstellation herausgepresste Komik betrifft, aber noch durch „Meine Braut, ihr Vater und ich“, in dem die Vollblutschauspieler Robert De Niro und Ben Stiller ihr im Übermaß vorhandenes komisches Talent so richtig hemmungslos ausspielen durften.

In Frankreich hingegen gab es den Megahit „Monsieur Claude“ – und damit den titelgebenden Brautvater, der sich gleich mit vier Exemplaren von Schwiegersöhnen konfrontiert sah. Christian Clavier kalauerte sich darin als leidgeprüfter Patriarch mit so viel Erfolg durch die Ehevorbereitungen, dass auch hier die Sequels nicht lange auf sich warten ließen. Seitdem gilt Christian Clavier als Idealbesetzung eines chauvinistischen Familienvaters, so wie zuletzt in „Oh la la - Wer ahnt denn sowas?“, wo er einen reichen, stockkonservativen Aristokraten spielt, der durch einen DNA-Test von seinem hohen Ross gestürzt wird.

Die Chemie zwischen Christian Clavier und Baptiste Lecaplain ist leider längst nicht so gut wie zum Beispiel die von Robert De Niro und Ben Stiller. Lighthouse Entertainment
Die Chemie zwischen Christian Clavier und Baptiste Lecaplain ist leider längst nicht so gut wie zum Beispiel die von Robert De Niro und Ben Stiller.

Auch in „Voilà, Papa! Der fast perfekte Schwiegersohn“ spielt Christian Clavier nun wieder eine ganz ähnlich angelegte Hauptrolle, aber ansonsten gibt es leider nur wenig Gutes über den Film zu sagen. Zu einem hohen Prozentsatz dafür verantwortlich ist das Drehbuch mit kaum bis gar nicht profilierten Protagonist*innen, einer Unzahl von bedeutungslosen Figuren in Nebenrollen und mit einer Handlung, die gerne Boulevard sein möchte, aber letztlich nur ausgelutschte Klischees verwurstet. Das Ganze wird mit Gags und Witzen verschlimmbessert, die ähnlich wirken wie Soßenspritzer an einem Champagnerglas – überflüssig und ordinär. Das erinnert an jene Komödien aus den 50er und 60er Jahren, die inzwischen vollkommen zu Recht vergessen wurden.

Dabei ist der Anfang sogar noch einigermaßen schwungvoll geraten: Damien Leroy (Baptiste Lecaplain) steht auf einem Fenstersims und droht mit Selbstmord, von dem ihn – in letzter Sekunde und nicht zum ersten Mal – Dr. Béranger (Christian Clavier) abhält. Dem Psychoanalytiker gelingt es sogar, den ungeliebten Patienten mit ein paar einfühlsamen Sprüchen endlich loszuwerden. Allerdings währt die Freude nur vorübergehend, denn ein Jahr später taucht er wieder auf, und zwar als Verlobter von Dr. Bérangers Tochter Alice (Claire Chust), den sie ihren Eltern pünktlich zu deren 30. Hochzeitstag am Genfer See präsentieren möchte.

Alice (Claire Chust) hat sich ausgerechnet den 30. Hochzeitstag ihrer Eltern ausgesucht, um sie mit ihrem Verlobten zu „überraschen“. Lighthouse Entertainment
Alice (Claire Chust) hat sich ausgerechnet den 30. Hochzeitstag ihrer Eltern ausgesucht, um sie mit ihrem Verlobten zu „überraschen“.

Die folgenden, häufig krawalligen Missverständnisse und Verwirrungen werden wie erwartet und ohne große Überraschungen abgehandelt. Dabei bleibt der Film ohne eindeutige Sympathieträger*innen, nicht einmal das Liebespaar ist liebenswürdig, und zudem bleibt es ein Geheimnis, warum Dr. Béranger eigentlich etwas gegen seinen Schwiegersohn hat, außer dass es sich bei ihm um einen ehemaligen Patienten handelt. Christian Clavier darf hier nicht mal richtig patriarchalisch, miesepetrig oder wenigstens nationalistisch sein, und dabei kann er das doch so gut. Und dann hat er noch nicht mal einen satisfaktionsfähigen Gegenspieler, an dem er sich reiben könnte. Weder Baptiste Lecaplain noch Cristiana Reali als Bérangers Ehefrau Paloma und schon gar nicht Claire Chust als Tochter Alice können oder dürfen dem Star das Wasser reichen.

Wobei die weiblichen Figuren insgesamt ohnehin an ihrer allgemeinen Bedeutungslosigkeit kranken und ein Frauenbild transportieren, das auch vor 75 Jahren als konventionell gegolten hätte. Von den Männern kann lediglich der in Frankreich recht bekannte Sänger Thomas VDB als esoterischer Bergbauer noch ein wenig mit Originalität punkten. Der Running Gag des Films („Nur ein Witz!“) ist platter als die Oberfläche des Genfer Sees bei Windstille. Langsam, aber sicher – ungefähr gleichzeitig mit den Behindertenwitze – erwacht eine Ahnung, dass dieser Film außer gelegentlichen schönen Bildern vom Alpenpanorama (oben) nebst See (unten) wenig zu bieten hat. Und das wird man bis zum erwartbar gnädigen Schluss nicht wieder los. Wer bis dahin wach bleibt, muss die Konsequenzen tragen, wozu neben einem gewissen Mitleid für den unterbeschäftigten Cast auch die große Frage gehört: Wie konnte das passieren?

Fazit: Während bis heute immer mal wieder Spekulationen über einen möglichen vierten Teil von „Monsieur Claude“ die Runde machen, ist bei „Voilà Papa! Der fast perfekte Schwiegersohn“ sicherlich kein Sequel zu erwarten. Und das ist gut so.

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