Super Charlie
Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
3,5
gut
Super Charlie

Ein Comic-Spaß für die ganze Familie

Von Gaby Sikorski

Die Schriftstellerin Camilla Läckberg wird in ihrer Heimat immer mal wieder als „Agatha Christie Schwedens“ betitelt. Auch hierzulande ist sie vor allem durch ihre atmosphärisch dichten Krimis bekannt, die in dem malerischen Fischerdörfchen Fjällbacka an der schwedischen Westküste spielen. Sechs dieser Romane wurden bereits fürs Fernsehen verfilmt und in Deutschland unter dem Serientitel „Camilla Läckberg – Mord in Fjällbacka“ ausgestrahlt.

Weniger bekannt ist hingegen, dass Camilla Läckberg gemeinsam mit der Illustratorin Millis Sarri auch eine Comicbuch-Reihe für Kinder geschrieben hat, die bisher auch noch nicht ins Deutsche übersetzt wurde: „Super Charlie“, eine humorvolle Geschichte rund das titelgebende Baby mit übermenschlichen Kräften. Jetzt wurde der Stoff fürs Kino verfilmt – als temporeicher, spannender und gleichzeitig mächtig niedlicher Animationsspaß für die ganze Familie.

Mit der Ankunft von Charlie ändert sich auch für den großen Bruder Wille eine ganze Menge – wenn auch ganz anders, als man erwarten würde... Capelight Pictures
Mit der Ankunft von Charlie ändert sich auch für den großen Bruder Wille eine ganze Menge – wenn auch ganz anders, als man erwarten würde...

Wille lebt zusammen mit seinen Eltern und seiner schwerst-pubertären Schwester in einer schwedischen Großstadt. Noch ist alles im grünen Bereich, aber das ändert sich, als sein kleiner Bruder auf die Welt kommt. Niemand hat mehr Zeit ihn, weder sein Vater, ein Polizist, noch seine Mutter, eine Schriftstellerin. Alle kümmern sich nur noch um den putzigen kleinen Rotzlöffel – und Wille, der sich plötzlich sehr einsam fühlt, kann sehen, wo er bleibt. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn er muss für Charlie sogar sein Zimmer räumen.

Doch eines Tages entdeckt er, dass das neugeborene Brüderchen, das er am liebsten verkaufen, verschenken oder zum Mond schießen würde, über ganz besondere Kräfte verfügt. Charlie beherrscht Telekinese und Laserstrahlen, ist super stark und schnell. Mit seinen niedlichen Patsche-Händchen lässt er Lastwagen durch die Gegend fliegen. Außerdem kann Charlie schon mit wenigen Wochen sprechen. Der clevere Wille kapiert, dass er Charlies Fähigkeiten prima für sich selbst nutzen könnte, um seine eigene Karriere als Superheld voranzutreiben. Doch dann geraten die Brüder mitten hinein in den Wettstreit zweiter Superschurken…

Liebevoll und temporeich

Man darf dabei nicht vergessen: Charlie bleibt trotz seiner Superkräfte immer noch ein kleines Baby, das regelmäßig sein Fläschchen braucht und in den unpassendsten Moment zu schreien beginnt. Zudem ist er richtig niedlich, solange er nicht provoziert wird. Manches, vor allem der parodistische Charme und die warmherzige Message vom familiären Miteinander, erinnert in „Super Charlie“ an den US-Hit „Boss Baby“ oder an Bruno Bozzettos legendären (und leider fast vergessenen) Superhelden-Film „VIP – mein Bruder, der Supermann“ (1968). Die ebenso farbenfrohe wie gut getimte Action-Komödie unter der Regie von Jon Holmberg wird also sicherlich nicht den Animationsfilm revolutionieren, aber sie vereint in bester skandinavischer Tradition handwerkliche Qualität mit einer Familien-kompatiblen Handlung, die noch dazu gut ausgedacht und spannend ist.

Jon Holmberg hat zuletzt die Netflix-Komödie „Ein ganz mieser Tag“ inszeniert und sich bereits vorher als Regisseur und Autor von Kinderfilmen einen Namen gemacht. Er hat auch gemeinsam mit Camilla Läckberg das ideenreiche Drehbuch für „Super Charlie“ geschrieben. Es lohnt sich übrigens, ganz genau hinzuschauen und hinzuhören, denn sowohl die Dialoge als auch die einzelnen Figuren sind so liebevoll, witzig und detailreich geschildert, dass nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene ihren Spaß an der vergnüglichen Handlung haben können.

Wille und sein Baby-Bruder müssen zusammenarbeiten, um gleich zwei (!) Superschurken auszuschalten. Capelight Pictures
Wille und sein Baby-Bruder müssen zusammenarbeiten, um gleich zwei (!) Superschurken auszuschalten.

Schon die Struktur ist eine hübsche Huldigung an Superhelden-Filme. Ganz wie es sich gehört, wird gleich zu Anfang mit einer Origin Story erklärt, wie überhaupt Charlie zu seinen übernatürlichen Kräften kommt: Giftgrüner Kometenstaub ist diesmal schuld, und der sollte natürlich nicht Willes neugeborenen Bruder treffen, sondern war eigentlich für den Superschurken Anton gedacht, der beim letzten Vorbeiflug des Kometen vor 50 Jahren leider leer ausgegangen ist.

Anton wird in der deutschen Synchronfassung übrigens von Beni Weber gesprochen, der durch seine Moderationen und die Reihe „Die Beni Challenge“ auf dem Disney Channel bekannt wurde, womit er zumindest für das ganz junge Publikum selbst schon beinahe zum Superhelden mutiert ist.

Fazit: Die hübsch animierte, knallig frech-bunt-fröhliche Familienkomödie lässt sich als Hommage ebenso wie als Parodie auf einschlägige Superhelden-Filme verstehen. „Super Charlie“ vereint handfeste Niedlichkeit und viel Schwung mit einer abenteuerlichen Handlung, die von vielen guten Einfällen und zahllosen Filmzitaten lebt.

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