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    Bloodsport – Eine wahre Geschichte
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Bloodsport – Eine wahre Geschichte
    Von Björn Helbig

    „Bloodsport“. In wenigen Filmen ist der Titel mehr Programm als in Newt Arnolds Kampfsportfilm aus dem Jahre 1988. Auch ein dürftiges Drehbuch, haarsträubende Dialoge und mäßige Schauspielerleistungen konnten nicht verhindern, dass der Film Kult und sein Hauptdarsteller Jean-Claude Van Damme zum Star wurde. Die Mischung aus Charakteren, die, aus unterschiedlichen Teilen der Welt kommend, ihre eigenen Kampfstile mitbringen, ausgefeilte, knallharte Fights, ein verschwenderischer Umgang mit Blut und Brüchen sowie ein Quäntchen Humor kam beim Publikum sehr gut an. Auch heute noch ist „Bloodsport“ die erste Referenz, wenn es um amerikanisches Kampfsportkino geht.

    „Jetzt fängt es an, Vollkontakt. Es gibt drei Wege, um zu gewinnen…

    Es war einmal… ein kleiner Junge namens Frank Dux (Pierre Rafini), der mit seinen Freunden in ein fremdes Haus einstieg. Da ahnte Frank noch nicht, dass dieser kleine Einbruch sein Leben verändern sollte. Denn als die japanischen Hauseigentümer zurückkehren, können Franks Freunde entkommen, er aber wird gestellt. Anstatt ihn der Polizei zu übergeben, handelt Herr Tanaka (Roy Chiao) mit Franks Eltern einen Deal aus: Er soll in Zukunft als Sparringpartner für Tanakas Sohn Shingo (Sean Ward) fungieren. Jahre später. Nachdem Tanakas Sohn durch einen Unfall ums Leben gekommen ist, tritt Frank (Jean-Claude Van Damme) in dessen Fußstapfen und lässt sich von Tanaka, der für ihn mittlerweile wie ein Vater geworden ist, ausbilden. Er will beim Kumite, einem alle fünf Jahre stattfindenden, geheimen Vollkontakt-Wettbewerb für das Haus Tanaka antreten. Nach seiner Ausbildung macht sich Frank, mittlerweile bei der US Army als Nahkampfspezialist, gegen den Willen seiner Vorgesetzten auf den Weg nach Hongkong. Dort erwarten ihn die härtesten Kämpfe seines Lebens. Verfolgt wird er von den beiden Militärpolizisten Helmer (Norman Burton) und Rawlings (Forest Whitaker).

    Zur Entstehung des Films erzählt man sich, Jean-Claude Van Damme habe den damaligen Chef der Cannon-Produktionsgesellschaft, Menahem Golan, mit einem geschwinden Kick über dessen Kopf davon überzeugt, ihm eine Chance zu geben. Das Ergebnis ist „Bloodsport“, der angeblich auf wahren Ereignissen beruht und die Geschichte des echten Kampfsportlers Frank W. Dux erzählt. Für zwei Millionen Dollar wurde der Film dann in nur sechs Wochen in Hongkong abgedreht. Die erste Schnittfassung überzeugte allerdings nicht, so dass der Film erstmal zwei Jahre lang auf Eis lag. Der Belgier Van Damme – eigentlich Jean-Claude Camille François van Varenberg, Baujahr 1960 – gab den Film aber nie auf. So kümmerte er sich z.B. um einen neuen Schnitt durch Carl Kress („Audrey Rose“, „Meteor“). Als der Film schließlich doch in die Kinos kam, wurde er prompt einer der erfolgreichsten Filme der Cannon Group. Mit „Bloodsport“ und ein Jahr später mit „Cyborg“ und „Kickboxer“ (1989) gelang Van Damme der Durchbruch in Hollywood. Doch auch nachdem er dort zahlreiche, höher budgetierte Produktionen wie „Time Cop“, „Maximum Rist“ oder „Universal Soldier“ drehte, bleibt immer noch „Bloodsport“ in den Augen vieler Fans sein bester Film.

    „…Erstens, ihr schlagt den Kerl K.O.…“

    „Bloodsport“ besteht – wie so viele Kampfsportfilme – grob aus drei Parts: Ausbildung, Kämpfe, Füllmasse. Gleiches gilt für Newt Arnolds Film. Der Teil, der sich mit Franks Ausbildung befasst, spielt in der Vergangenheit und bezieht sein Verhältnis zur Familie Tanaka mit ein. Man wird Zeuge, wie Frank seine Vorliebe für die Spagattechnik entwickelt, aber auch, wie er lernt, ordentlich einzustecken, Fische mit der bloßen Hand zu fangen und blind zu kämpfen. Das hat Atmosphäre und spielt sich, verglichen mit anderen Kampfsportfilmen, auf überdurchschnittlichem Niveau ab. Der zweite Teil ist der Kern des Films und zeigt die Kämpfe während des Kumite. Dieser Wettbewerb ist den Machern des Films wirklich gelungen und der Grund, weswegen Fans „Bloodsport“ so lieben. Auch wenn es mittlerweile besser choreographierte oder auch härtere Kämpfe gibt – an dieser Stelle ist „Bloodsport“ noch immer einzigartig. Mit viel Liebe wurde eine Gruppe von Wetterkämpfern zusammengestellt, von denen jeder seine eigene Art des Kämpfens hat: Von Kung-Fu über Kickboxen zu Sumo, von einer Art Capoeira über andere, exotische Stile ist alles dabei. Natürlich kann hier nicht jedem Charakter die gleiche Aufmerksamkeit geschenkt werden und mancher kommt vielleicht etwas zu kurz.

    Newt Arnold (1922-2000), der neben „Bloodsport“ nur noch bei den Filmen „Blood Thirst“ (1971) und „Hands Of A Stranger“ (1962) Regie geführt hat, und sein Kameramann David Worth (Honor) haben die fantasievollen Kampfszenen perfekt eingefangen. Untermalt wird das Ganze von einem einfachen, aber stimmungsvollen 80er-Jahre-Score aus der Feder Michael Bishops und Paul Hertzogs. Wenn man nur die Umsetzung des Kumite betrachtet, gibt es in Sachen Atmosphäre, Abwechselungsreichtum und Kurzweiligkeit kaum etwas Vergleichbares. Das wurde auch von den folgenden „Bloodsport“-Teilen nicht mehr erreicht. Doch besteht der Film nicht nur aus den Wettkämpfen. Die Autoren Christopher Cosby und Mel Friedman haben noch eine Alibi-Story herum gezimmert. Dabei geht es vor allem um Franks Beziehung zu seinem Freund und Kampfsportkollegen Ray Jackson, das Katz- und Mausspiel mit den beiden nicht so hellen Militärpolizisten Rawlins und Helmer („Also schön Frank, machen Sie’s. Aber wir finden’s nicht gut!“) und seine Liaison mit der Reporterin Janice Kent. Diese Sequenzen fallen gegenüber dem Kumite-Teil in unterschiedlicher Ausprägung stark ab.

    „…Zweitens, ihr zwingt euren Gegner 'Mate' zu sagen. Das ist so, als ob man 'Mama' ruft…

    Schauspielerisch und was die Komplexität der Figuren angeht, darf man in „Bloodsport“ nicht zu viel erwarten. Hier, wie auch in seinen späteren Filmen, bemüht sich Van Damme redlich, auch darstellerisch etwas zu reißen. Es gelingt ihm allerdings nicht. Das Hauptargument für den Belgier sind seine athletischen Fähigkeiten und seine Präsenz auf der Matte. Trotzdem macht Van Damme in der Rolle des Frank Dux auch außerhalb des Rings einen zumindest sympathischen Eindruck, so dass diverse Mängel nicht sonderlich ins Gewicht fallen. Gleiches gilt auch für die meisten anderen Schauspieler: Sidekick Donald Gibb („Bloodsport 2“) als Ray Jackson gefällt durch seinen groben Charme, die anderen Athleten bieten zumindest während der Kämpfe das, was man von ihnen erwartet. Zwiespältig: Bolo Yeung („Blood Fight“, „Tiger Claws“), der den Oberbösewicht Chong Li spielt. Der ehemalige Bodybuilder hat die undankbare Aufgabe, stets grimmig dreinzuschauen (was manchmal etwas nach Gesichtslähmung aussieht) und dümmliche Oneliner wie „Du hast meinen Rekord zerbrochen, dafür zerbreche ich dich“ oder auch „Du bist der Nächste“ von sich zu geben. In einer Nebenrolle: Der damals noch relativ unbekannte Forest Whitaker (The Crying Game, Der letzte König von Schottland), der als Cop Rawlins nur wenig von seinen Fähigkeit durchscheinen lässt.

    „…Drittens, ihr schmeißt den Wichser direkt von der Matte.“

    Über den Film gibt es verschiedene Meinungen. Weit verbreitet ist diese: Abgesehen von der Ausbildung des jungen Frank und dem bereits erwähnten Kumite, ist das Meiste an „Bloodsport“ Käse. Aber auch die stinkigen Teile haben immer noch Charme, was nicht zuletzt an dem (oft auch unfreiwilligen) Humor liegt. Sicher ist, dass „Bloodsport“ durch die dümmlichen Dialoge („Zwingen Sie uns nicht, 50.000 Volt bei Ihnen anzuwenden!“) und die primitive Story genug Material für einen Verriss bietet. Wer will, findet vielleicht sogar rassistische Elemente. Doch ebenso unumstößlich steht fest: „Bloodsport“ ist der Kampfsportfilm. Kaum ein anderer Film dieses Genres hat einen derart großen Fankreis. Wer sich gar nicht für das Thema interessiert, sollte natürlich die Finger davon lassen. Alle anderen kommen aber – Janice Kent hin oder her – an diesem Film nicht vorbei.

    Fazit: Knallharter und trotzdem nicht humorfreier Kampfsport-Klassiker. Unschlagbar im Ring, nervt außerhalb bisweilen die Rahmenstory. Wahre Fans können aber auch ihr noch etwas abgewinnen.

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