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    American Pie – Jetzt wird geheiratet
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    American Pie – Jetzt wird geheiratet
    Von Carsten Baumgardt

    Vor drei Jahren gelang Chris und Paul Weitz eine Renaissance der besonderen Art. Das Regie-Brüder-Doppel brachte mit dem anspruchsfreien, aber urkomischen „American Pie“ eine Welle von neuen Gross-Out-Komödien in Bewegung wie sie Hollywood seit „Porky’s“ und „Eis am Stiel“ nicht mehr erlebt hatte. Die meisten Nachahmer versanken zwar in Peinlichkeiten („Tomcats“ sei als dessen Krönung genannt), aber wenigstens auf die Protagonisten von „American Pie“ ist Verlass. Nach dem ordentlichen zweiten Teil im Jahr 2001, übernimmt nun Jesse Dylan den Regiestuhl für Teil drei und bringt die Reihe damit zu einem würdigen Abschluss.

    Das College liegt mittlerweile hinter den Protagonisten von „American Pie“. Ihre Unschuld haben sie schon längst verloren, aber viel weiser sind sie dennoch nicht geworden. Wenigstens Jim (Jason Biggs) will sich erwachsen verhalten. Er bittet seine erste und einzige Liebe Michelle (Alyson Hannigan), ihn zu heiraten. Dumm nur, dass der chaotische Stifler (Seann William Scott) nicht eingeladen ist, weil er durch sein ungestümes, prolliges Auftreten alles ruinieren würde. Natürlich will er die Nicht-Berücksichtigung nicht hinnehmen, deshalb macht er sich „unverzichtbar“. Das Bewegungstalent bringt Tollpatsch Jim das Tanzen bei und wird doch noch eingeladen. Bei den Vorbereitungen zur Hochzeit gerät Stifler mit seinem Intimfeind Finch (Eddie Kaye Thomas) aneinander, weil sich beide in Michelles Schwester Cadence (January Jones) verliebt haben. Ein unerbitterter Wettstreit um die Gunst der blonden Schönheit entbrennt. Dabei kämpfen beide nicht immer mit fairen Mitteln.

    Unterdessen wird schon die obligatorische Junggesellenparty geplant und Jim muss sich mit seinen snobistischen Schwiegereltern (Fred Willard, Deborah Rush) auseinandersetzen. Dumm, dass sie ihn zum ersten Mal sehen, als er gemeinsam mit Stifler die sexuellen Begierden von zwei Hunden abwehren muss. Selbstverständlich steht Jims Vater (Eugene Levy) in jeder Lebenslage mit Rat und Tat zur Seite, wenn es gilt, auf dem Weg zum Altar jede Menge Hürden zu nehmen - auch wenn der Tritt ins Fettnäpfchen sich meistens nicht vermeiden lässt.

    Im Prinzip ist bei Teil 3 alles beim Alten geblieben. Obwohl das Niveau wieder jenseits aller Gürtellinien liegt, hat Drehbuchautor Adam Herz seinen Figuren den nötigen Charme verpasst, sodass sich das Publikum auch für das ungelenke Treiben der Filmhelden interessiert. Jason Biggs muss als sympathischer, aber immer etwas trotteliger Hauptakteur die derbsten Zoten auf sich nehmen. Gleich zu Beginn kommt er bei seinem Heiratsantrag in arge Verlegenheit, als ihn Alyson Hannigan im Restaurant als nymphomane Unschuld unterhalb des Tisches „bedient“ und Vater Eugene Levy ihm den Hochzeitsring nachträgt. Mit runtergelassenen Hosen trägt er seinen Antrag vor. Von diesen typischen Situationen reiht sich fortan eine an die nächste: Stiflers Auftritt in der Schwulenbar, der chaotische Junggesellenabschied mit verkleideten Stripperinnen und den verdutzten Schwiegereltern usw. Meist sieht der Zuschauer die Katastrophe schon von weitem kommen - das Lachen verhindert es aber trotzdem nicht. Wie zum Beispiel bei Stiflers „Hunde-Pralinen“-Nummer: Wer hier nicht lachen kann, sollte sich den kompletten Film sparen.

    Schauspielerisch wird vor allem wieder komödiantisches Talent gefordert. Jason Biggs ist so witzig eh und je, während Seann William Scott („Old School", „Bulletproof Monk"), der heimliche Hauptdarsteller, zu Beginn des Films doch gehörig nervt. Das legt sich zum Glück mit zunehmender Dauer. Besonders der interne Rollentausch mit „Gegenspieler“ Eddie Kaye Thomas als Finch amüsiert. Alyson Hannigan, die etwas mehr ins Zentrum der Handlung gerückt ist, wird von ihrer umwerfend-hübschen Filmschwester January Jones allerdings glatt die Schau gestohlen. Jones, die bereits in „Die Wutprobe" zu sehen war, versprüht genügend Charme und Natürlichkeit, um die komplette Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Zu Hochform läuft auch wieder Eugene Levy („Haus über Kopf", „Weil es Dich gibt") als Jims stets patenter Vater, der gern mehr von sich Preis gibt, als es seinem Sohn lieb ist, auf.

    Von der Stammbesetzung sind mittlerweile nach Mena Suvari und Chris Klein auch Shannon Elisabeth, Natasha Lyonne und Tara Reid nicht mehr dabei. Thomas Ian Nicholas („Die Regeln des Spiels") spielt zwar als Kevin noch mit, dient aber praktisch nur zum Auffüllen des Bildes und bleibt zumeist undankbar im Hintergrund, ohne wirklich aktive Szenen zu haben. Mit seinem braven Charakter wusste Autor Adam Herz nichts mehr anzufangen. Bleibt festzuhalten, dass Jesse Dylan (Sohn von Musikerlegende Bob Dylan) ein kurzweiliges, bestens getimtes zweites Sequel gelungen ist, das die „American Pie“-Reihe zu ihrem verdienten Abschluss bringt. Unterstützt durch einen fast schon nostalgischen Soundtrack, der mit New-Wave-Klassikern gespickt ist, hält Dylan die Laune über gut anderthalb Stunden immer im grünen Bereich. Die grotesken Momente sind gut platziert, sodass die Fangemeinde auf ihre Kosten kommt. Da ist es auch verzeihlich, dass die Story gegen Ende doch ein wenig (zu) brav wird.

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