Mich überrascht dass es hier zu diesem Film nur zwei Nutzerkritiken gibt, obwohl dieser bei cineastischen Feinschmäckern auf der ganzen Welt ein sehr hohes Standing (und zu Recht eine sehr hohe Bewertung bei den bekanntesten Filmportalen hat) Als Geheimtipp kann er wohl nur für diejenigen gelten, die nur die größten Blockbusters und nie über den Tellerrand schauen.
Wer meine anderen Kritiken liest, wird bemerken dass ich recht kritisch bei Filmen bin und nicht gerade oft mit 5 Sternen um mich schmeisse. Ich möchte deswegen kurz erklären warum dieser Film für mich diese Sterne verdient hat:
Die andere Kritik betitelte ihn als die größte Liebeserklärung für den Film. Das könnte möglicherweise auch stimmen, doch Cinema Paradiso ist noch viel mehr und das nostalgische Kino spielt meines Erachtens nur den Rahmen dafür. Ich sehe darin vor allem eine Hommage an gewisse Werte wie den Zusammenhalt, ein gemeinsames Erleben, Freundschaft zwischen unterschiedlichen Menschen, vor allem auch einer Loyalität zwischen diesen und einer später heimsuchenden Melancholie an einst vergangene, rührselige Erinnerungen daran. Somit wird durch diese Vergänglichkeit auch ein Blick darauf geworfen was im Leben wirklich zählt und wichtig ist. Das unterstreicht Giuseppe Tornatore auch nochmal sehr rührend am Ende des Films.
Denn bei den Filmvorführungen musste der Vorführer dem strengen Blick des prüden Dorfpfarrers folgen, es durften seiner Ansicht nach keine Kuss- und Liebesszenen in den gezeigten Filmen vorkommen. So schnitt dieser alle eigenhändig raus. Dieser Vorführer war mit einem kleinen Jungen befreundet welcher ihm bei den Vorführungen half. Als dieses Kind später selbst ein Mann um die 50 und schon längst woanders hingezogen war, erfuhr er vom Tod seines einst väterlichen Freundes. Der hat ihm noch ein letztes Geschenk hinterlassen, eine ominöse Filmrolle. In der letzten Szene des Films sieht man wie diese in einem Kino abgespielt wird, während der mittlerweile herangereifte Mann Tränen in den Augen bekam. Es handelt sich um alle einst herausgeschnittenen Kuss- und Liebesszenen. Eine sehr schöne Botschaft wo die Essenz des Lebens wirklich liegt.
Kein geringerer als Ennio Morricone lieferte dazu die passende Musik, die erste Zusammenarbeit mit Tornatore und diese hielt bis zu Morricones Tod an. Das Setting ist ebenso selten so atmosphärisch aufgeladen wie hier: das sizilianische Dorf Mitte des letzten Jahrhunderts strahlt diese morbide Melancholie aus, welche schließlich die kleinen und großen Geschichten dieses Films ebenso in ihrem Wesen ausmachen. Eine Geschichte über den Moment und dessen Vergänglichkeit, über Generationen, individuelle Entscheidungen und deren im Leben weitreichenden Folgewirkungen die nicht mehr rückgängig gemacht werden können und ein Film der zum Glück auch im Gegensatz zu einigen anderen Filmen auch den Realismus nicht ganz verliert: Die einst große Liebe des im Laufe der Zeit schon jugendlichen Helfers im Kino kam nie zur endgültigen Erfüllung. Hier geht nicht alles in kitschsentimentalem Happy End auf und Tornatore lässt hier, wie so oft in seinen Filmen, so manches offen. Ein wie ich finde sehr reizvolles Stilmittel.
Ein Film der einfach tatsächlich etwas über das Leben lehrt und nicht nur Unterhaltung, Spannung oder dramatische Einzelschicksale inszeniert, die aber oft so spezifisch sind, dass sie nicht viel mit dem eigenen Leben und den meisten auf diesem Planeten lebenden zu tun haben. Das macht den Film so positiv besonders.