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    Mambo Italiano (WA)
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Mambo Italiano (WA)
    Von Morton Gudmonsdottir

    Ein Italiener und schwul? Das gibt’s doch gar nicht, oder? Jedenfalls nach Meinung der Familie Barberini. Die steht im Zentrum von Emile Gaudreaults amüsanter, aber überdrehter Culture-Clash-Komödie „Mambo Italiano“. Was für ein Schock ist es da, wenn ihr Sohn sich nach einem verfrühten Auszug als homosexuell outet...

    Wenn mit Leidenschaft geliebt, gestritten und gekocht wird, schlägt das italienische Herz international. Auch im Pasta-Viertel von Montreal, wo jeder Einwanderer mit Stolz das Blut der Heimat in sich trägt und die Mamas ihre Familien mit derselben Autorität führen wie die Römer einst die Welt. Angelo Barberini (Luke Kirby) hat genug von den Bevormundungen und der erdrückenden Liebe von Mama Maria (Ginette Reno) und Papa Gino (Paul Sorvino). Er verlässt sein Elternhaus – obwohl er erst Ende zwanzig und nicht einmal verheiratet ist. Und diesem Vorbeben folgt die Katastrophe, als Angelo mit seinem Jugendfreund Nino (Peter Miller) zusammenzieht und sich in der Familie als sein Lover outet. Jetzt brennt Italien im fernen Kanada. Cop Nino ist sauer, fürchtet, dass schwule Polizisten unter dem Spott der Kollegen vielleicht noch Schafe, aber kein Gesetz mehr hüten können. Gino tobt, weil Söhne ihre Väter ehren und nicht verraten sollen. Und die beiden Mütter beten, dass sich das Schicksal ihrer erbarmt, dass die vollbusige Pina (Sophie Lorain) ihre Söhne vielleicht noch bekehren kann.

    Der Sensationshit „My Big Fat Greek Wedding“ ebnete Emile Gaudreaults „Mambo Italiano” den Weg. Nia Vardalos’ Fünf-Millionen-Dollar-Film, der allein in den USA 242 Millionen Dollar einspielte, ist das große Vorbild für diese kanadisch-italienische Variante. Warum wird „My Big Fat Greek Wedding“ ein Welthit und „Mambo Italiano“ strandet mit einem US-Einspiel von knapp sieben Millionen Dollar, obwohl der Film nicht so viel schlechter ist? Das lässt sich nicht schlüssig beantworten. Die griechische Version traf scheinbar den Nerv des Publikums zentimetergenau. Dieses Ziel verfehlt „Mambo Italiano“ offensichtlich. Charme kann aber auch Gaudreaults Film, der nach einem Theaterstück von Steve Galluccio entstand, aufweisen. Das Problem liegt eher in der Anhäufung der Klischees, die in epischer Breite zelebriert werden. Die Figuren sind liebenswert, aber völlig überdreht. Komisch ist es manchmal dennoch. Paul Sorvino hat als Familienpatriarch immer den passenden Sarkasmus parat, die resolute Ginette Reno hält Homosexualität als Mama Barberini zunächst noch für eine „Krankheit“, die geheilt werden könne. Luke Kirby gibt als bekennender Schwuler ebenso eine passable Figur ab.

    Das alles setzt Gaudreault schrill in Szene – zu schrill in einigen Passagen. Dass seine im kanadischen Montreal angesiedelte Immigranten-Komödie mit italienischen Wurzeln bei der Thematik nicht in die Fahrwasser eines Schwulen-Drama abdriftet, verdankt sie der lockeren Regieführung. Ernsthaftigkeit hat hier keinen Platz – Unterhaltung ist angesagt. Neben dem sprachlichen Witz sorgt eine gehörige Portion Slapstick für Kurzweil. Jeglichen Anspruch weist Gaudreault strikt von sich. Leider übertreibt der Kanadier des Öfteren ein wenig und zeichnet seine Figuren nah an den Rand ihrer eigenen Karikaturen. Überraschungen sind von „Mambo Italiano“ ebenfalls nicht zu erwarten. Die kulturellen Probleme, die als Motor des Films dienen, kommen aller Unterhaltung zum Trotz im Endeffekt doch nicht über den Klischee-Status hinaus. Zudem geht dem Mambo gen Ende ein bisschen die Puste aus.

    Doch wer nicht zuviel erwartet und das Anspruchsdenken in den Hintergrund stellt, kann mit dieser federleichten Indie-Komödie durchaus seinen Spaß haben. Lachen, auch wenn’s albern ist, ist schließlich kein Verbrechen... Wer satirische Spitzen oder gar intelligente Unterhaltung sucht, sitzt im falschen Film. „Mambo Italiano“ ist weder komplett gelungen, noch missraten, sondern schlicht Mittelmaß. Aber unter bestimmten Voraussetzungen kann dies auch mal eine Kinokarte wert sein.

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