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    The Producers
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    The Producers
    Von Deike Stagge

    Mel Brooks ist nichts heilig. Der Drehbuchautor, Filmemacher und Schauspieler hat in der Vergangenheit durch umwerfende Parodien wie „Spaceballs“, „Robin Hood - Helden in Strumpfhosen“ oder „Frankenstein junior“ bewiesen, dass er gekonnt jedes Thema durch den Kakao ziehen kann. Mit der Musical-Komödie „The Producers“ wagt er sich unter anderem auch an die Geschichte des Dritten Reiches heran. Die Geschichte ist nicht neu: „The Producers“ schrieb und inszenierte Mel Brooks schon 1968 mit Gene Wilder und Zero Mostel in den Hauptrollen – und gewann prompt den Oscar für das beste Originaldrehbuch. Dabei klingt die Komödie nicht nach einem Stoff, mit dem man begehrte Auszeichnungen einsammeln kann…

    Wir schreiben das Jahr 1959. Der gewitzte Broadwayproduzent Max Bialystock (Nathan Lane) hat eine üble Pechsträhne; seine Musicals werden schon am Eröffnungsabend wieder abgesetzt. Dann steht auch noch der Buchhalter Leopold Bloom (Matthew Broderick) in der Tür, um seine Bücher zu kontrollieren. Während der buchhalterischen Überprüfung spekuliert der korrekte Bloom darüber, dass Bialystock eigentlich mehr Geld mit einem gefloppten Stück machen könnte als einem Hitmusical. Nach einigem Hin und Her schafft es der Produzent, den ängstlichen Buchhalter für das Projekt ins Boot zu holen. Die Strategie ist einfach: Man suche das mieseste Stück, beschäftige den schlechtesten Regisseur und treibe genügend Geld auf, um sich damit aus dem Staub zu machen.

    Auf der Suche nach der Mutter aller Flops stößt das Duo auf das neueste Werk aus der Feder des bekennenden Alt-Nazis Franz Liebkind (Will Ferrell): „Frühling für Hitler“. Den beiden ist klar, dass sie mit dem den Nationalsozialismus und Hitler glorifizierendem Musical in Amerika nur von der Bühne gejagt werden können. Um diesen Wahnsinn zu inszenieren, gewinnen sie den nicht nur latent homosexuellen Regisseur DeBris (Gary Beach) und sein fröhliches Team um Assistenten Ghia (Roger Bart). Als dann auch noch die schwedische Superblondine Ulla (Uma Thurman) mitspielen möchte und Liebkind selbst die Rolle von Adolf Hitler übernehmen will, wähnen sich die beiden Produzenten schon mitsamt ihren hinterzogenen Millionen im Steuerparadies Brasilien. Doch der Premierenabend hält einige Überraschungen bereit.

    Die Neu-Inszenierung von „The Producers“ war nur eine Frage der Zeit. Im Jahr 2001 startete es am Broadway als Musical und erfreut sich seitdem unglaublicher Beliebtheit beim Publikum. Aufgrund dieses Erfolges wurde ein Großteil von Cast und Crew der Broadway-Produktion für die Verfilmung angeheuert. Regisseurin Susan Stroman, die bereits den Tanzfilm „Center Stage“ auf die Leinwand brachte, hatte bereits für die Musicalversion von „The Producers“ im Regiestuhl Platz genommen. Die Titelrollen am Broadway brachten Nathan Lane – unvergesslich in „The Birdcage“ an der Seite von Robin Williams – und Matthew Broderick („Godzilla“, „Cable Guy“, „Inspector Gadget“) einige Auszeichnungen ein. Der Film profitiert von der eingespielten Zusammenarbeit der beiden Schauspieler ungemein. Auch die beiden „Neuen“ im Team werden gut integriert. Comedy-Superstar Will Farrell (Der Anchorman, Verliebt in eine Hexe, Old School) setzt den lächerlichen, hoffnungslos verblendeten Franz Liebkind ordentlich in Szene und macht auch beim deutschen Liedtext eine pathetisch-komische Figur. Nicht ohne Grund wurde Farrell für diese Darstellung für einen Golden Globe als Nebendarsteller nominiert. Sein Liebkind wirkt so überzogen lächerlich, dass auch das deutsche Publikum darüber lachen kann.

    Die große (Tanz-)Entdeckung dieses Films ist aber Uma Thurman als Sexbombe mit dem gänzlich unaussprechlichen Namen, der nur zu Ulla abgekürzt wird Auch wenn sie für den Überschlag mit Spagat (deutlich sichtbar an der schlecht sitzenden Perücke) gedoubelt wurde, braucht sich 1,80 Meter große Schönheit hinter ihrer Performance nicht zu verstecken. Statt des Samuraischwertes schwingt sie dieses Mal lieber das harmlose Tanzbein und verdreht den Jungs auf der Leinwand mit ihrem Charme und einem bezaubernden Liedchen irreparabel den Kopf. Uma Thurman (Kill Bill Vol. 1, Kill Bill Vol. 2; Pulp Fiction, Be Cool) ist immer für eine Überraschung gut.

    Der Vorteil einer Verfilmung gegenüber einem Bühnenmusical liegt auf der Hand: die Sets können gewechselt werden und die Ausstattung ist einer Bühnenproduktion deutlich überlegen. Diesen Vorteil nutzt „The Producers“ aus. Die Sets sind hervorragend arrangiert, die vielen Kleindarsteller bringen Pep und die freudige Überschwänglichkeit eines Leinwandmusicals. Doch gerade die Bühnensets für das Musical im Musical, „Frühling für Hitler“ bestechen durch ihre Farbenfreude und reiche Ausstattung – ebenso die ausklappbare Showtreppe für das Lied von Matthew Broderick „I wanna be a producer“. Der Fantasie der Set Designer wurden hier keine Grenzen gesetzt und so bekommt der Zuschauer eine fröhliche Farbenpracht, die den 50er Jahre Musicals in nichts nachsteht.

    Doch am meisten überzeugt „The Producers“ durch seinen gnadenlosen, politisch absolut unkorrekten Humor. Man sollte allerdings vor dem Kauf der Eintrittskarte wissen, worauf man sich einlässt. Sicher gibt es einige Deutsche, die auch in einer Parodie Probleme haben, über Textzeilen wie „Frühling für Hitler und Deutschland, Winter für Polen und Frankreich“ und tanzende Hakenkreuz-Formationen zu lachen. Aber so ist eben Mel Brooks. Es ist schon sehenswert, wie Hitlers Leben in „The Producers“ von einem homosexuellen, extrem lebensfreudigem Regisseur „glorreich, farbig, schön und schwul“ auf die Bühne gebracht wird. Den Produzenten ist nichts zu schade, um damit das Geld für ihre Flucht einzunehmen. Und keine Sorge, die Nazis und Hitler selbst kriegen ordentlich ihr Fett weg. Wer sich für 120 Minuten von der dunklen deutschen Vergangenheit lösen kann, um die satirische Parodie zu genießen, wird seine Lachmuskeln zum Ende des Films hin deutlich spüren. Allerdings ist – wie bei Brooks anderen Filmen auch – nicht jeder Gag ein Volltreffer. Einige Sprüche bewegen sich auf einem ziemlich flachen Niveau. Und wer andere Brooks-Filme schon nicht mochte, wird auch hier nicht wirklich lachen können. Freunde der leichten, aber doch bissigen Unterhaltung kommen voll auf ihre Kosten. Gnadenloser Humor, schrille Figuren sowie farbenfrohe Sets und Kostüme machen „The Producers“ zu einer hervorragenden Komödie: absolut sehenswert. Und wer richtig „böse“ lachen will, sollte unbedingt bis zum Ende des Abspanns auf seinem Platz sitzen bleiben.

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