Mein Konto
    Nonnen auf der Flucht
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Nonnen auf der Flucht
    Von Björn Becher

    Die Inhaltsangabe eines Films im Titel: „Nonnen auf der Flucht“, finanziert von Ex-„Beatle“ George Harrison und seinem Finanzberater Denis O’Brien. Zwei Verbrecher verkleiden sich als Nonnen. Was Whoopi Goldberg als Mordzeugin zwei Jahre später in „Sister Act“ machen musste, wird hier, um die Turbulenzen noch weiter zu steigern, von zwei Männern vollbracht – leider nicht sonderlich lustig.

    Brian Hope (Eric Idle) und Charlie McManus (Robbie Coltrane) sind englische Ganoven des alten Schlags, die mit dem neuen Verbrechen, bei dem Waffengewalt benutzt wird, nicht mehr zurecht kommen. Doch Aussteigen ist nicht drin, denn ihr junger Boss Casey (Robert Patterson) macht ihnen klar, dass dies auf dem Grund der Themse enden wird, wie es auch einem ihrer Kollegen ergangen ist. So fassen die beiden einen Plan, um aus der Sache herauszukommen. Bei einem von Casey geplanten Überfall auf die Triaden wollen sie sich das Geld unter den Nagel reißen und damit nach Rio de Janeiro fliehen. Der Überfall läuft nicht wie geplant: Es kommt zu einer wilden Schießerei und Charlie hat zu allem Überfluss noch vergessen, den Fluchtwagen aufzutanken. Gerade so retten sich die beiden in einen Nonnenstift. Da draußen sowohl Polizei, die Triaden als auch Caseys Männer nach ihnen suchen, sehen die beiden darin ihre Chance. Sie verkleiden sich als Ordensschwestern und wollen sich in dem Stift verstecken, bis sich die Lage beruhigt hat. Doch das bringt natürlich Komplikationen mit sich. Die sich freizügig gebenden knackigen jungen Mädels, die als Schülerinnen für kurze Zeit im Kloster einquartiert werden, und ein Pfarrer, der amourösen Abenteuern nicht abgeneigt ist, sind da noch ein geringeres Problem…

    Die Story verspricht wirklich viel Stoff für eine turbulente Verwechslungs- und Gaunerkomödie. Doch leider wird der Film so gut wie nie turbulent. Der im Komödienfach nicht ungeübte Regisseur Jonathan Lynn (Keine halben Sachen, The Fighting Temptations, „Noch dümmer“) hat es bei seinem zweiten Film nie verstanden, richtig Pepp und überraschende Elemente in die Geschichte zu bringen. Die beiden Ganoven haben zwar selten eine richtig ruhige Minute und sind immer „on the run“, wie der englische Filmtitel „Nuns On The Run“ so schön sagt, doch trotzdem wirkt der Film nicht mitreißend. Exemplarisch dafür sind die humoristischen Einlagen, bei denen man sich leider allzu sehr auf Altbewährtes verlässt. Es sind einfach die typischen Elemente, die eingebracht werden. Junge hübsche Frauen, die nackt vor den falschen Nonnen herumtanzen und sie zur gemeinsamen Dusche überreden wollen, ein Mann, hier in Form des Pfarrers, der ein Auge auf eine der vermeintlichen Damen wirft und so weiter. Die Elemente aus Billy Wilders Überklassiker Manche mögen´s heiß lassen einfach an jeder Ecke grüßen, sind aber nur lahm allzu abgekupfert und bringen nie zusätzlichen, neuen Witz mit rein. Das sorgt dafür, dass die meisten Szenen dem Betrachter leider nur ein müdes Lächeln entlocken können.

    Kurzzeitige Klasse entwickelt der Film nur, wenn er einen etwas kirchenkritischen Weg einschlägt. Dadurch, dass einer der Ganoven (McManus) ein strenggläubiger Katholik ist, während der andere (Hope) davon so gut wie überhaupt keine Ahnung hat (was das Nonnenleben ungemein erschwert), gibt es ein paar kurze Diskussionen der beiden über Religion und Kirche. Dies und der Kontext, in dem die Handlung spielt, sorgt für einige wenige gute Szenen. Leider schlägt „Nonnen auf der Flucht“ diese Richtung viel zu selten ein und verschenkt damit fast sein ganzes Potential. So ragen eigentlich nur die beiden Hauptdarsteller heraus. Ex-Monty Phyton Eric Idle (Der Sinn des Lebens) und der vor allem aus der„Harry Potter“-Reihe bekannte Mime Robbie Coltrane (From Hell) geben ein gutes Duo ab, dass - vor allem im englischen Originalton - noch einige gute Sprüche zum Besten geben darf. Das ist aber viel zu wenig, für eine sonst über weitere Strecken inspirations- und witzlose Komödie, die zwar durchweg ein hohes Tempo vorweisen kann, dabei aber allzu oft vergisst, den Zuschauer mitzureißen.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top