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    Herbie Fully Loaded - Ein toller Käfer startet durch
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Herbie Fully Loaded - Ein toller Käfer startet durch
    Von Carsten Baumgardt

    The Love Bug is back... 1968 sorgte Disneys Familien-Komödie „Ein toller Käfer“ („The Love Bug“) für soviel Aufsehen und Spaß, dass drei Fortsetzungen folgen sollten. Doch die letzte datiert auf das Jahr 1980. Da ist es für Hollywood an der Zeit, die ollen Kamellen mal wieder für das junge Publikum aufzuwärmen. Das Problem: Angela Robinsons „Herbie: Fully Loaded“ ist zwar recht charmant, aber erschreckend bieder. Die Dramaturgie ist eine einzige Katastrophe und es drängt sich das Gefühl auf, dass ein Märchen über ein fabulöses Wunderauto nicht mehr so recht in die heutige Zeit passen will.

    In der Familie Peyton dreht sich alles um Motorsport. Vater Ray Senior (Michael Keaton) leitet ein chronisch erfolgloses NASCAR-Rennteam, Sohnemann Ray Junior (Breckin Meyer) sitzt am Steuer, nur Tochter Maggie (Lindsay Lohan) muss aus der Reihe tanzen. Nachdem sie ihren College-Abschluss geschafft hat, kehrt sie in ihre Heimatstadt zurück. Ihr Vater schenkt Maggie zum bestandenen Examen ein Auto, allerdings darf es nicht viel kosten, weil er immer nahe der Pleite ist. Also sieht sich seine Tochter auf dem Schrottplatz um. Und für 75 Dollar geht ein alter VW-Käfer, der gerade in die Presse sollte, in ihren Besitz über. Maggie merkt schnell, dass das Auto so seine Eigenheiten und vor allem einen eigenen Willen hat. Der erste Besuch führt Herbie, wie er sich nennt, zu Kevin (Justin Long), einem Mechaniker, den Maggie aus ihrer Jugend kennt. Die beiden machen eine Spritztour zu einer Motorsportshow. Dort gerät Maggie mit dem unsympathischen NASCAR-Superstar Trip Murphy (Matt Dillon) aneinander. Die beiden treten in einem Wettrennen gegeneinander an und zur Überraschung aller gewinnt Maggie, die sich - unter einem Helm versteckt - als Maxx ausgibt, den Straßenwettkampf mit Herbie gegen den Profi. Trip kocht vor Wut und will eine Revanche. Er veranstaltet ein großes Amateurrennen, bei dem der Sieger am Ende gegen ihn antreten darf. Maggie muss die Teilnahme allerdings ihrem Dad verschweigen, weil der ihr nach einem Trainingsunfall in ihrer Jugend verboten hat, Autorennen zu fahren...

    Ein kleiner Käfer hängt sie alle ab. Der sympathische Herbie blickte im Kino auf bisher vier Einsätze zurück. Dem Hit „Ein toller Käfer“ („The Love Bug“, 1968) folgten die Sequels „Herbie in großer Fahrt“ („Herbie Rides Again“, 1974), „Ein toller Käfer in der Rallye Monte Carlo“ („Herbie Goes To Monte Carlo“, 1977) und „Herbie dreht durch“ („Herbie Goes Bananas“, 1980). Das deutsche Plagiat Dudu („Ein Käfer geht aufs Ganze“, 1971; „Ein Käfer gibt Vollgas“, 1972; „Ein Käfer auf Extratour“, 1973; „Zwei tolle Käfer räumen auf“, 1978) zog ebenfalls erfolgreich seine Kreise im Kino. Ob ein Remake nun sinnvoll ist oder nicht, sei erst einmal dahingestellt. Neben physikalischen Gesetzen sind auch die Fesseln der Logik - wie in einem Herbie-Film üblich - in Angela Robinsons („D.E.B.S.“) Remake nicht relevant. Sich darüber aufzuregen, ist der Zeilen nicht wert – „Herbie: Fully Loaded“ ist schließlich ein modernes Familien-Märchen, das seine Zielgruppe ganz klar bei den kleinen Kinogängern sucht.

    Was vor allem den Älteren mächtig auf die Nerven geht, ist zunächst die völlig ideenlose Dramaturgie, die in ihrer Vorhersehbarkeit wahrscheinlich schon mehr als 100.000 Mal in Filmen verbraten wurde. Die Underdog-Geschichte verläuft erstaunlich überraschungsarm. Nette, frische Ideen: Fehlanzeige. Auch die zusätzliche Vermenschlichung Herbies ist ein Ärgernis. Im Original hatte der Wunder-Käfer weit weniger humanoide Züge, zwinkerte nicht mit den Scheinwerfern, verbog seine Stoßstange oder wedelte mit den Türen. Das sorgt im Gegenzug aber wenigstens manchmal für unfreiwillige Komik – ebenfalls, wenn Herbie zu einigen seiner Kunststückchen ansetzt und auch schon mal auf den Begrenzungszäunen am gegnerischen Auto vorbei fährt. Aber das ist dem Film nicht wirklich negativ auszulegen.

    Schauspielerisch wird den Darstellern nichts abverlangt. Michael Keaton („White Noise“, „First Daughter“), der durchaus zu Besserem („Jackie Brown“) fähig zu, spielt auf Autopilot und wird in kaum einer Szene gefordert. Breckin Meyer („Road Trip”, „Kate und Leopold”, „Garfield“) meistert seine harmlose Rolle, die wenig Ansprüche stellt, ohne Mühe. Justin Long („Voll auf die Nüsse“) zählt eher zu den Schwachpunkten. Seiner Figur fehlt es an Glaubwürdigkeit. Dass sich die schöne, clevere College-Absolventin in den mäßig attraktiven, öligen Nachwuchsmechaniker verliebt, kommt selbst im Land der unbegrenzten Möglichkeiten einer Fabel gleich. Dazu funkt es zwischen Long und Lohan so rein gar nicht, stattdessen baut sich eine keimfreie Atmosphäre zwischen den beiden auf.

    Matt Dillon („Verrückt nach Mary“, „Wild Things“, „L.A. Crash“) bekommt die undankbarste Aufgabe zugewiesen. Sein Kotzbrocken Trip Murphy umfasst wirklich alle Klischees, die in dieser Hinsicht denkbar sind. Das ist von Anfang bis Ende langweilig. Dass „Herbie: Fully Loaded“ nicht ganz in der Ereignislosigkeit versinkt, verdankt der Film Hauptdarstellerin Lindsay Lohan („Girls Club“, „Freaky Friday“). Ob die New Yorkerin eine gute Schauspielerin ist, wird sie in Zukunft beweisen müssen, aber eindeutig zu bescheinigen, ist ihr Charme und – viel wichtiger – Star-Appeal. Das weiß auch Regisseurin Robinson und setzt Lohan bei vollem Körpereinsatz in Pose. Die hartnäckigen Gerüchte, dass Disney Lohans Brustumfang zum Zwecke der Kinderfreundlichkeit digital eingedampft hätte, bestätigen sich indes nicht sichtbar.

    Die Produktionswerte der 50 Millionen Dollar teuren Komödie sind eindeutig auf der Habenseite zu buchen. Die US-Rennserie NASCAR sagte dem Filmteam die volle Unterstützung zu und so durfte Robinson und ihre Crew bei offiziellen Rennen drehen. Die Atmosphäre der Veranstaltung ist toll eingefangen und wirkt authentisch. Und eine gewisse Komik hat es schon, wenn Herbie, der Käfer mit der Nummer 53, mitten zwischen den NASCAR-Boliden umher fährt. Einige Größen der Szene wie Allen Bestwick, Benny Parsons, Jeff Gordon, Jimmy Johnson, Dale Jarrett, Tony Stewart und Stuart Scott haben auch kurze Cameo-Auftritte.

    Ob „Herbie: Fully Loaded” nun völlig überflüssig ist oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Wer ein Kinoticket löst, bekommt Unterhaltung der harmlosesten Sorte geboten. Ideenlos plätschert die Handlung auf ihr Happy End zu, unterbrochen von einigen rasanten Rennszenen, welche die erwachsenen Besucher aus der Lethargie holen. Für die jüngeren Zuseher ist der ein oder andere Schmunzler dabei. „Herbie: Fully Loaded“ ist bei Leibe nicht brüllend komisch, aber wer nicht viel erwartet, kann auch nicht großartig enttäuscht werden.

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