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    Born to Fight
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Born to Fight
    Von Björn Becher

    Der große Erfolg von Ong-Bak weltweit und eine treue Martial-Arts-Fangemeinde haben es möglich gemacht, dass das neue Zentrum von echter, handgemachter Action ohne Kameratricks und Seile in Thailand liegt. Was liegt nun näher, als den Erfolg auszunutzen und möglichst viele dieser Actionfilme zu drehen. Prachya Pinkaew, Regisseur von Ong-Bak und dem darauf folgenden „Revenge Of The Warrior - Tom Yum Goong“ produzierte so direkt nach Ong-Bak gleich wieder einen ähnlichen Film: „Born To Fight“! Die Regie gab er allerdings an seinen Freund und Kollegen Panna Rittikrai (zuständig für die Martial-Arts-Choreographie bei Ong-Bak und Entdecker des durch den Film zum Superstar avancierten Tony Jaa) ab. Der neue Martial-Arts-Held Tony Jaa konnte auch nicht mitwirken, da er mit Pinkaew schon an „Revenge Of The Warrior - Tom Yum Goong“ arbeitete. Für die Titelrolle wurde daher Chupong Changprung engagiert, Absolvent der gleichen Kampfschule wie Tony Jaa. Diesen will man zum zweiten Superstar neben Jaa aufbauen und hat ihm daher gleich einen Künstlernamen verpasst: Dan Chupong

    Chupong spielt den Cop Daew, der es unter Einsatz seines Lebens schafft, den gefährlichen und berüchtigten Drogenbaron Yang (Nappon Gomarachun) zu verhaften. Doch kurz darauf beschäftigt ihn der Fall erneut. Da Daews Schwester Thailands Sportmannschaft angehört, begleitet er diese und die zahlreichen anderen Athleten diverser Sportarten bei einem mehrtägigen Besuch eines einsamen Dorfes, in welchem auch einige buddhistische Mönche leben. Doch kurz nach ihrer Ankunft wird das Dorf von Terroristen überfallen. Diese metzeln einen Großteil der Anwesenden nieder, der Rest wird als Geisel genommen. Nur Daew und Tug (Somrak Khamsing), der aufbrausende Sohn des Dorfältesten, können sich erst einmal verstecken. Die Forderung der Terroristen wird sogleich über das Internet auf die Computerschirme Thailands propagiert: Man will die Freilassung von General Yang, sonst sterben alle Geiseln. Die Regierung ist machtlos, eine Befreiungsaktion scheitert. Daew, Tug, die Bewohner des Dorfes und die vielfältig talentierten Athleten müssen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen.

    Zu Beginn glaubt man gar nicht, dass „Born To Fight“ wirklich ein Film der Macher von Ong-Bak ist und in die gleiche Kerbe schlagen soll. Es gibt zwar fast von der ersten Minute an Action satt, doch es sind erst einmal nicht beeindruckende Martial-Arts-Kampfchoreographien, die den Zuschauer verblüffen und begeistern, sondern eine Actionart, auf die einst Hongkong ein Abonnement hatte. John Woo hat den „Heroic Bloodsheed“ mit Filmen wie A Better Tomorrow oder The Killer zur Perfektion gebracht und was man hier die ersten Minuten sieht, ist (zumindest optisch und durch die Art und Weise der Inszenierung der Action) eine eindrucksvolle Kopie von Woos Stil. Harte und realistische Shootouts en masse bekommt der Zuschauer geboten, wie es für den früheren Woo typisch war, wird dabei nichts kaschiert, sondern die nackte Gewalt gezeigt. Gepaart wird dies mit atemberaubenden Stunts. Hauptdarsteller Dan Chupong turnt auf fahrenden LKW herum, eigentlich Szenen, die man schon oft in Filmen gesehen, aber selten so wie hier. Da wird nicht mit Tricks, vielen Schnitten und einer Kameraführung, die das wirkliche Tempo des LKW in einigen Szenen kaschiert, gearbeitet, sondern der Zuschauer sieht, dass hier Wert auf realistische und echte Stunts gelegt wird. Dies macht die Szenen natürlich noch eindrucksvoller. Der Abspann des Films ist in dieser Hinsicht übrigens noch recht sehenswert. Sind Martial Arts Fans gewohnt, dass sie dort zum Beispiel verpatzte Szenen sehen (bei Jackie Chan sind diese sehr oft im Abspann zu finden), bekommt man hier einen kleinen Einblick in den Realismus der Stunts und vor allem mit welcher schonungslosen Härte zu sich selbst die Darsteller hier am Werk sind. Nach dem ein oder anderen Stunt müssen Sanitäter die Schauspieler abtransportieren.

    Dieser furiose Beginn, dessen einziges Manko der bisweilen zu starke und unpassende Einsatz von Zeitlupen ist (Regisseur Panna Rittikrai sollte durch das Schauen von Woo-Filmen aus dessen Hongkong-Zeit noch etwas Nachhilfe nehmen), macht natürlich Lust auf mehr und man freut sich schon auf den weiteren Verlauf des Films. Doch leider kann diese Qualität nicht gehalten werden. Dass nun erst einmal ein Gang zurück geschalten wird und man der Alibi-Story ein paar Minuten zur Entwicklung geben muss, wird dem Film sicher keiner vorwerfen. Dass diese Story nur ein weiterer, darüber hinaus ziemlich plumper Stirb langsam-Klon ist, wird Fans auch nicht weiter stören. Was an diesem Film interessiert, ist die Action, die Story hat fast nur die Aufgabe, Möglichkeiten zum Einsatz der Actionszenen zu liefern. Doch leider will auch jene Action nicht mehr richtig zünden.

    Nun wechselt der Film zwar seine Richtung und tritt in die Fußstapfen von Ong-Bak, liefert also Martial Arts satt, doch er erreicht nur selten die Qualität von diesem oder gar die von „Revenge Of The Warrior - Tom Yum Goong“. Das liegt an einer kleinen Fehlkalkulation der Verantwortlichen. Nach ungefähr der Hälfte des Films wird quasi der Showdown eingeleitet. Dies sorgt dafür, dass „Born To fight“ einen der längsten Showdowns der Filmgeschichte hat und fast eine dreiviertel Stunde lang Action nonstop bietet. Doch Action nonstop ist zuviel Action. Man sieht sich einfach viel zu schnell daran satt. Kurze Momente der Ruhe helfen ungemein, den Zuschauer bei Laune zu halten, ihn sich auf die nächste atemberaubende Kampfszene freuen zu lassen und auch darauf vorzubereiten, doch diese Momente gibt es hier kaum. Obwohl die unterschiedlichen Athleten – hierfür wurden teilweise übrigens echte Sportler verpflichtet – eigene Kampfstile haben, ist der Film bei weitem nicht so abwechslungsreich wie zum Beispiel „Revenge Of The Warrior - Tom Yum Goong“.

    Erschwerend kommt bisweilen das übertriebene Pathos und der Patriotismus des Films hinzu, der oftmals auch unfreiwillig komisch daher kommt. Paradebeispiel hierfür ist die Szene, in welcher sich die Sportler unter Anleitung von Daew entscheiden, den überlegenen und schwer bewaffneten Terroristen entgegenzustellen. Thailands Nationalhymne schallt aus den Lautsprechern, man fängt an zu singen, man hält zusammen und erkennt, dass man als Masse eine Chance hat, wenn man auf die bewaffneten Bewacher zustürmt. Nicht die Information, dass die Terroristen die Geiseln auf keinen Fall freilassen werden und sogar noch weit Schlimmeres planen, lässt den Widerstand beginnen, sondern die thailändische Nationalhymne. Das hätte wahrscheinlich selbst Michael Bay nicht „besser“ hinbekommen.

    Martial-Arts-Fans werden mit „Born To fight“ sicher trotzdem ihre Freude haben. Realistische und beeindruckende Kämpfe bekommt man genug geboten, doch als Gesamtwerk ist der Film leider nur tristes Mittelmaß. Einigen starken Kampf-, Action- und Stuntszenen sowie dem beeindruckenden Beginn stehen zu viele negative Punkte gegenüber. Darunter fällt auch die Tatsache, dass Dan Chupong noch ein ganzes Stück davon entfernt ist, ein zweiter Tony Jaa zu sein. So sollten mit dem Genre Unerfahrene lieber Ong-Bak oder „Revenge Of The Warrior - Tom Yum Goong“, der kurz vor „Born To Fight“ in die Kinos kommt, als Einstieg auswählen.

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