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    13 (Tzameti)
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    13 (Tzameti)
    Von Björn Helbig

    13 ist eine Unglückszahl. Aus diesem Grund lässt sich bereits erahnen, dass die in altmodischem Schwarz-Weiß erzählte Geschichte kein gutes Ende nehmen wird. Gut hingegen dürfte sich der Film auf Gela Babluanis Karriere auswirken, der mit „13 (Tzameti)“ ein eindrucksvolles Debüt feiert. Trotz einiger erzählerischer Schwächen kann sich zumindest das Kernstück des Noir-Thrillers durchaus sehen lassen. Von der internationalen Presse wohlwollend aufgenommen – Polanski und Hitchcock wurden mitunter als Vorbilder herbeigezerrt – , konnte das Werk auch schon einige Preise gewinnen, darunter den Großen Preis der Jury auf dem Sundance Filmfestival. „13 (Tzameti)“, der bisher nur im Rahmen des Fantasy Filmfests zu sehen war, wird hoffentlich bald einem breiteren deutschen Publikum zugänglich gemacht.

    Der junge Einwanderer Sebastien (Georges Babluani) lebt zusammen mit seiner Familie in bescheidenen Verhältnissen. Das benötigte Geld wird mühsam durch Gelegenheitsjobs zusammengetragen. Zurzeit jobbt Sebastien als Dachdecker für den rauschgiftsüchtigen Monsieur Godon (Philippe Passon) und seine Schwester (Olga Legrand). Bei der Arbeit auf dem Dach belauscht er durch ein Loch, dass Godon auf einen Brief wartet, von dem er sich die Lösung seiner finanziellen Probleme erhofft. Sebastien kann nicht widerstehen: Als der Brief eintrifft und Godon an einer Überdosis stirbt, bemächtigt er sich des Schriftstücks. Statt Geld finden sich darin aber nur seltsame Anweisungen, denen Sebastien zu folgen beschließt. Hätte er gewusst, was am Ende seiner Reise steht, hätte er den Brief wahrscheinlich niemals angerührt.

    Diese Inhaltsangabe beschreibt lediglich den überlangen Auftakt von Gela Babluanis düsterem Thriller. Und mehr soll auch nicht verraten werden. Je weniger man von der Geschichte vorab weiß, desto besser. Was im Folgenden passiert, als Sebastien sein Ziel erreicht, ist äußerst wirkungsvoll und gnadenlos in Szene gesetzt. Trotzdem ist „13 (Tzameti)“ im Gegensatz zu z.B. Hostel alles andere als ein Film für Unglücksvoyeure. Auch wenn der Film viele Zuschauer schwer schlucken lassen wird, ist es offensichtlich, dass Regisseur und Autor Gela Babluani auf mehr als nur den puren Thrill aus war. Die gezeigten Schrecken haben etwas Reales und lassen sich unschwer auch auf einer politischen Ebene als brutale Metapher für die globale Ökonomie und die Ausbeutung von Menschen interpretieren.

    „13 (Tzameti)“ ist allerdings nicht frei von schwerwiegenden Problemen. Positiv formuliert es V. A. Musetto in der New York Post: „Starts slowly but builds, Hitchcock-style, to a terrifying crescendo.” Man könnte auch sagen: Anfangs hat der Film erhebliche Schwierigkeiten, seine Geschichte in Gang zu bekommen. Dass im ersten Drittel Startschwierigkeiten und im letzten Ermüdungserscheinungen auftauchen, liegt daran, dass Gela Babluani eher den Stoff für einen Kurzfilm in der Hand hat. Man merkt, dass die Geschichte künstlich aufgebauscht wurde, um die gesamte Spielzeit zu füllen. So beginnt der Film schleppend und wirkt bei der Einführung seiner Personen beinahe unbeholfen. Nach einer halben Stunde waren etliche Figuren zu sehen, die weder wichtig für den weiteren Verlauf der Geschichte sind noch ordentlich charakterisiert wurden. Gleiches gilt leider auch für Sebastien, der zwar von Gelas Bruder Georges Babluani überzeugend gespielt wird, letztendlich aber austauschbar und zeitweise in seinem Verhalten nicht nachvollziehbar erscheint. Wenn nach dem weniger überzeugenden Anfang und nach dem gelungenen Mittelteil dann ein Ausstieg aus der Geschichte gesucht wird, wirkt das Ganze etwas zu willkürlich, fast angehängt und wieder künstlich in die Länge gezogen. Man könnte auch den Verdacht haben, es wäre hier versucht worden, um jeden Preis ein deprimierendes Endes zu finden. Andererseits ist 13 eben eine Unglückszahl und so hätte der Film auch nicht anders aufhören dürfen als unglücklich.

    Von „13 (Tzameti)“ soll es übrigens ein amerikanisches Remake geben. In diesem Falle darf man hoffen, dass Verhältnisse von Einleitung, Höhepunkt und Schluss glücklicher ausfallen und die Geschichte zwingender erzählt wird. Gela Babluani hat eine tolle Idee gehabt und mit seiner Umsetzung gute Vorarbeit geleistet. Gelungen ist ihm ein Film mit Daumenschrauben, die allerdings am Anfang und am Ende zu locker sitzen. „13 (Tzameti)“ ist somit zweifelsohne verbesserungsbedürftig. Aber vor allem ist er eines: verbesserungswürdig.

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