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    Star Trek 4: Zurück in die Gegenwart
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,5
    hervorragend
    Star Trek 4: Zurück in die Gegenwart
    Von Carsten Baumgardt

    Bei der Frage nach dem besten „Star Trek“-Kinofilm herrscht unter den Trekkies eine beachtliche Harmonie. Drei der (bisher) zehn Teile kommen in die engere Auswahl: der hochdramatische Teil 2 („Der Zorn des Khan“), der packende Teil 8 („Der erste Kontakt“)... und der mit Abstand lustigste und lockerste Teil, „Zurück in die Gegenwart“. Bei nicht wenigen Fans der Science-Fiction-Reihe ist Teil 4 sogar die beliebteste Kinoumsetzung. Leonard „Spock“ Nimoy bewies als Regisseur bereits in „Auf der Suche nach Mr. Spock“ ein Gespür für den Stoff. Er verfeinerte sein Näschen noch und realisierte den außergewöhnlichsten und kommerziell erfolgreichsten „Star Trek“-Film. Und vier Oscarnominierungen (Kamera, Toneffekte, Ton, Score) sind auch keine schlechte Ausbeute...

    Im 23. Jahrhundert bedroht eine mysteriöse Macht die Erde. Der Planet steht kurz vor der Zerstörung, die Ozeane verdunsten und die Atmosphäre ist vor dem Kolabieren. Die Kernbesatzung der U.S.S. Enterprise hat aber zunächst ganz andere Probleme. Durch ihre eigenmächtige Rettungsaktion von Mr. Spock (Leonard Nimoy), in der sie sich zahlreichen Vorschriften der Föderation widersetzten, droht ihnen auf der Erde eine Anklage. Aber Admiral Kirk (William Shatner), Dr. McCoy (DeForest Kelley), Commander Scott (James Dohan), Commander Sulu (George Takei), Commander Chekov (Walter Koenig) und Commander Uhura (Nichelle Nichols) entscheiden, sich der Strafe zu stellen. Da die Enterprise bei der letzten Mission zerstört wurde, müssen sie mit dem gekaperten Klingonen-Raumschiff die Heimreise antreten. Unterwegs erreicht sie der verzweifelte Hilferuf von der Erde. Spock bekommt heraus, dass die mysteriösen Signale von Buckelwalen stammen, die vor langer Zeit ausgestorben sind. Kirk und seine Mannschaft wagen einen Zeitsprung zurück in die Vergangenheit, um die Wale von dort in die Gegenwart zu holen. Im San Francisco des Jahres 1986 ist die Crew auf die Hilfe der Meeresbiologin Dr. Gillian Taylor (Catherine Hicks) angewiesen, um ihr Ziel zu erreichen...

    Dem Rat und der vermeintlichen Führungsstärke eines William Shatner sollte im „Star Trek“-Universum besser nicht zuviel Bedeutung beigemessen werden. Als alter Haudegen Kirk ist Shatner zweifelsfrei ein Unikat, lässt sein Geschick für die Entwicklung der Reihe aber doch stark zu wünschen übrig. Shatner hielt die Grundidee von „Zurück in die Gegenwart“ für schlecht und wollte sie am liebsten gar nicht verfilmen. Zum Glück konnte er sich nicht durchsetzen, sondern erst einen Teil später. In „Am Rande des Universums“ drängte sich der Kanadier auf den Regiestuhl und fabrizierte den mit Abstand schlechtesten Kinoteil. Aber Teil 4 stand schließlich noch unter der versierten Leitung von Leonard Nimoy, der sich mit dem Regieangebot (zu „Auf der Suche nach Mr. Spock“) bestechen ließ, wieder in die Rolle des Spock zu schlüpfen, der rein technisch bereits in Teil 2 gestorben war. Aber „Star Trek“ ist Science Fiction und da ist nichts unmöglich.

    Aber warum ist „Zurück in die Gegenwart“ eigentlich so beliebt? Diese Folge vereint praktisch alles, was die Fans an „Star Trek“ begeistert. Beim schwächeren ersten Teil haben die Produzenten bereits gemerkt, dass es nicht die Effektschlachten sind, die das Publikum sehen will, sondern vor allem die ironische Interaktion der verschiedenen Charaktere. In dieser Hinsicht ist Teil 4 unschlagbar, die Spezialeffekte spielen hier kaum eine Rolle. Allenfalls bei der Darstellung der Wale, die zu 80 Prozent aus Modellen bestanden. Nach einer dramatischen Einführung mit dem drohenden Untergang der Erde, dominiert bei der Reise in die Vergangenheit der offene Humor. Aus dem Culture Clash bezieht Nimoy eine gehörige Portion Witz. Die Crew der Enterprise wirkt im San Francisco des Jahres 1986 wie eine Gruppe Aliens auf Betriebsausflug. Die Handlung teilt sich in drei Stränge auf. Den packendsten liefern Kirk und Spock, die sich um die Walbeschaffung kümmern. Die Wissenschaftlerin, engagiert von Catherine Hicks gespielt, sollte eigentlich zuerst mit Eddie Murphy besetzt werden, aber Paramount wollte zu der Zeit ihre zwei erfolgreichsten Francises („Star Trek“ und „Beverly Hills Cop“) nicht kreuzen. Hicks, die dem Publikum Jahre später in der penetranten Heile-Welt/Moralkeulen-Serie „Eine himmlische Familie“ auf die Nerven geht, kann die Anforderungen der Story zufriedenstellend meistern.

    Sehr lustig ist auch Scottys Ausflug in die aus seiner Sicht vorsintflutliche Technik des 20. Jahrhunderts. Mit einer Computertastatur hat er noch so seine Probleme. Ebenso ergeht es „Pille“ McCoy, der in einem Krankenhaus aufpassen muss, dass die „Schlächter des 20. Jahrhunderts“ den schwer verletzten Chekov nicht zu Tode behandeln. Nahezu jede der San-Francisco-Szenen sprüht vor Witz und Ironie. Während Kirk sich recht gut anpassen kann und fluchend durch die Gegend zieht, wirkt dieses Gebaren bei Spock kühl-deplatziert, so dass er schnell zu seinem Realismus zurückkehrt (Gillian zu Spock: „Das können Sie sich aus dem Kopf schlagen.“ Spock: „Ich neige nicht zu Selbstverstümmelungen.“).

    Die Dramatik zu Anfang und Ende, die von den humoristischen Einlagen perfekt umrahmt wird, wird zusätzlich von einer simplen aber doch effizienten und sympathischen Ökobotschaft flankiert. Das hat ein bisschen etwas Naives, aber gerade diese relative Naivität kennzeichnet schließlich das gesamte „Star Trek“-Universum... und macht es so beliebt...

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