Mein Konto
    Arlington Road
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Arlington Road
    Von Carsten Baumgardt

    „Warum gibt es Terrorismus mitten im Wohlstand?“, fragt Geschichtsprofessor Michael Farraday (Jeff Bridges) seine Studenten und stellt gleichermaßen die Ausgangsfrage zu Mark Pellingtons neuem Polit-Psychothriller „Arlington Road“.

    Blutüberströmt, von der wackeligen Handkamera eingefangen, taumelt ein kleiner Junge über die Hauptstraße einer gepflegten Vorortsiedlung Washingtons. Farraday, der mit seinem Jungen in dem Viertel wohnt, bringt den Verletzten ins Krankenhaus und rettet ihm das Leben. Es stellt sich heraus, daß er der Sohn der Nachbarn ist, die kürzlich neben Farraday eingezogen sind. Nachdem sich der Geschichtsprofessor und seine Freundin (Hope Davis) mit den Langs (Tim Robbins, Joan Cusack) angefreundet haben, wächst in Farraday der ungeheuerliche Verdacht, daß die unscheinbaren Nachbarn einer Terroristengruppe angehören und gerade einen Bombenanschlag planen. Oder ist der emotional verwirrte Farraday, der seine Frau, eine FBI-Agentin, bei einem verpfuschten Einsatz gegen Rechtsradikale verloren hat, einfach nur paranoid?

    Pellingtons „Arlington Road“ besticht vor allem durch seine beiden Hauptdarsteller, die sich ein packendes Psychoduell liefern. Jeff Bridges spielt den aufgewühlten Familienvater, der immer tiefer in den Sog der vermeintlichen Verschwörung gerissen wird, mit glaubwürdiger Präsenz und macht die Zerrissenheit und das Leid seiner Figur deutlich. Tim Robbins liefert den adäquaten Gegenpart: kühl, berechnend und ohne Emotionen.

    Regisseur Pellington indes attackiert die Sehgewohnheiten der Zuschauer: Schwarzblenden, Zeitlupen, Aufnahmen in beinaher Dunkelheit. Allerdings muß sich der Regisseur den leisen Vorwurf machen lassen, den Zufall einige Male zu oft bemüht zu haben. Dies wird jedoch durch seine gnadenlose, unbarmherzige Konsequenz, die den Zuschauer zum Nachdenken zwingt, wieder gutgemacht. Diese Kompromisslosigkeit ist vielen, ja fast allen Hollywood-Produktionen zu wünschen. Die Medaille hat auch eine Kehrseite. Eben diese Härte wird dem komerziellen Erfolg von "Arlington Road" schwer im Wege stehen.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top