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    TV-Warnung: Schaut lieber nochmal das deutsche Thriller-Original als dieses maue US-Remake mit 3 (!) Oscargewinnern
    Oliver Kube
    Oliver Kube
    -Freier Autor und Kritiker
    Oliver Kube ist seit den 1990ern als Journalist/Kritiker in Sachen Film, TV, Musik, Literatur & Technik tätig. Für FILMSTARTS schreibt er seit 2018.

    Eine exzellente Vorlage, ein anständiges Budget, ein vielversprechender Regisseur und ein Cast voller prominenter Namen – trotzdem kam bei „The Experiment“ nur ein müder Aufguss des viel besseren, tiefgründigeren Originals aus Deutschland heraus.

    Als im Jahre 2009 ein Hollywood-Remake des intensiven deutschen Thriller-Dramas „Das Experiment“ angekündigt wurde, hielt sich die Vorfreude sowohl in den USA als auch hierzulande in Grenzen. Ein so großartiges Werk brauchte einfach keine Neuauflage. Was sollte man daran noch verbessern können?

    Als dann aber durchsickerte, dass u. a. Forest Whitaker (Oscar für „Der letzte König von Schottland“), Adrien Brody (Oscar für „Der Pianist“) sowie „Lost“-Star Maggie Grace und Fisher Stevens („Nummer 5 lebt“, Oscar als Produzent für „Die Bucht“) in den wichtigsten Rollen gecastet wurden, kam doch noch Hoffnung auf. Auch die Wahl Paul Scheurings als Regisseur und Drehbuchautor ließ aufhorchen. Der Erfinder des Serien-Hits „Prison Break“ kannte sich schließlich im Knast-Sujet bestens aus. Doch das platte, glattgebügelte „The Experiment“ kann dem Original nicht einmal ansatzweise das Wasser reichen, wie nicht nur unsere FILMSTARTS-Kritik der Neuverfilmung attestiert.

    „The Experiment“ läuft am heutigen 9. Februar 2023 um 23.55 Uhr auf Tele 5. Wenn ihr euch den Film trotz unserer Warnung ansehen wollt, der Termin aber zeitlich zu spät am Abend ist, steht er bis zum 17. Februar 2023 in der Mediathek des Senders zum Gratis-Streamen bereit. Alternativ könnt ihr euch den FSK-18-Titel natürlich auf Blu-ray/DVD anschaffen oder ihn kostenpflichtig via u. a. Amazon Prime Video streamen.

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    Vom Studio ursprünglich für einen globalen Kinostart vorgesehen, kam „The Experiment“ letztlich sowohl in Nordamerika als auch hierzulande nur als „Direct to Video“-Release auf den Markt. Wir empfehlen ohnehin eher die (erneute?) Sichtung des Originals von „Der Untergang“-Regisseur Oliver Hirschbiegel mit u. a. Moritz Bleibtreu, Christian Berkel, Wotan Wilke Möhring und Justus von Dohnányi.

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    "The Experiment" auf Tele 5: Das ist die Story

    Travis (Adrien Brody) und seine neue Freundin Kelly (Maggie Grace) planen einen ausgedehnten Urlaub in Indien. Dummerweise hat der Altenpfleger aber gerade seinen Job verloren. Um an das nötige Geld für den Traumtrip zu kommen, meldet sich Travis auf eine Zeitungsannonce, in der ein Wissenschaftler (Fisher Stevens) bezahlte Probanden für ein zweiwöchiges Psychologie-Experiment sucht.

    Nur kurze Zeit später findet sich der überzeugte Pazifist in einem simulierten Gefängnistrakt wieder, in dem die Testteilnehmer in Wärter und Häftlinge aufgeteilt werden. Die Aufgabe der ersten Gruppe besteht darin, die zweite gewaltfrei zur Einhaltung der vom Forscher aufgestellten Regeln zu bewegen. Falls dies nicht gelingen sollte, wird das Experiment abgebrochen und niemand erhält sein Geld.

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    Raue Sitten hinter Gittern: Adrien Brody in "The Experiment"

    Da Travis sich aufsässig verhält, schießen sich die Wärter unter Aufsicht von Barris (Forest Whitaker) und des sadistischen Chase (Cam Gigandet) speziell auf ihn ein und versuchen ihn zu „brechen“. Als eines ihrer Druckmittel verweigern sie etwa Travis‘ Zellennachbarn Benji (Ethan Cohn) sein dringend benötigtes Insulin …

    Das sind die realen Hintergründe von "The Experiment"

    Wie das deutsche Original basiert auch „The Experiment“ auf dem Roman „Das Experiment – Black Box“ von Mario Giordano. Das Buch ist von realen Vorkommnissen inspiriert, die sich 1971 im Rahmen eines Experiments an der psychologischen Fakultät der Universität von Stanford in Kalifornien ereigneten.

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    Das sogenannte „Stanford Prison Experiment“ sollte menschliches Verhalten in Gefangenschaft erforschen – speziell unter den Feldbedingungen eines möglichst authentisch nachgestellten Alltags in einer Haftanstalt. Der 1971 durchgeführte und auf zwei Wochen angelegte Versuch wurde von den durchführenden Psychologen allerdings bereits am sechsten Tag abgebrochen.

    Denn das Ganze geriet schnell außer Kontrolle. Schon nach wenigen Tagen stellten sich bei diversen „Gefangenen“ extreme Stressreaktionen ein, während mehrere „Wärter“ sadistische Verhaltensweisen zeigten. Teilweise musste die Versuchsleitung einschreiten, um körperliche Misshandlungen zu verhindern. Am sechsten Tag wurde das Experiment gestoppt – auch weil die Wissenschaftler einsahen, dass sie ihre Objektivität verloren hatten, als sie aktiv gegen einen Aufstand der „Gefangenen“ agierten.

    Constantin Film
    Die "Wärter" (Forest Whitaker, l., und Cam Gigandet) genießen ihre Macht.

    Zum Zeitpunkt des Abbruchs hatten bereits vier der „Gefangenen“ emotionale Zusammenbrüche erlitten und mussten infolgedessen zwecks Behandlung „entlassen“ werden. Ein weiterer bekam einen schweren, psychisch bedingten Hautausschlag und wurde ebenfalls in ein Krankenhaus gebracht. Im Rahmen eines Treffens mit sämtlichen Beteiligten, das ein Jahr nach dem Experiment stattfand, wurde festgestellt, dass offenbar niemand psychische Spätfolgen davongetragen hatte. Schwere Verletzungen, Todesfälle oder auch juristische Folgen für die Leitung des Experiments gab es in Stanford ebenfalls keine.

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