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    Die aktuell beste "Star Wars"-Serie erzählt gerade auf Disney+ eine der spannendsten Geschichten der gesamten Saga
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Björn ist mit „Star Wars“ aufgewachsen, schaut die Filme mindestens jährlich, hat zahlreiche Bücher rund um das beste Franchise der Welt gelesen und verschlingt gerade alles aus der Zeit der High Republic.

    Wir haben alle „Andor“ gefeiert und verfolgen aktuell gespannt „The Mandalorian“. Doch daneben läuft eine „Star Wars“-Serie zu sehr unter dem Radar, dabei erzählt sie für unseren Autor Björn Becher die spannendste Geschichte der gesamten Saga.

    Disney und seine verbundenen Unternehmen

    The Bad Batch“ ist eine Animationsserie und es gibt immer noch viele „Star Wars“-Fans, die diesen Teil des Universums als Kinderkram abtun. Sie könnten nicht falscher liegen. Nach einer ersten Season mit schwankender Qualität avancierte „The Bad Batch“ mit einer gerade zu Ende gegangenen herausragenden zweiten Staffel nicht nur zur für mich aktuell besten „Star Wars“-Serie, sondern überzeugt mit einer ziemlich düsteren Umsetzung von sehr erwachsenen Themen. Dazu gehört eine ebenso spannende wie komplexe Erzählung, die ein elementarer Bestandteil der Saga ist, aber nur im Animationsbereich erzählt werden kann.

    Doch vorab die kurze Info, dass ihr „The Bad Batch“ auf Disney+ streamen könnt und die Info, worum es in der Serie geht, falls ihr davon noch nichts gehört habt.

    "The Bad Batch": Die "misslungenen" Klone

    In der Prequel-Trilogie findet Obi-Wan (Ewan McGregor) heraus, dass mit der DNA des Kopfgeldjägers Jango Fett (Temuera Morrison) eine Klonarmee aufgebaut wurde. Diese untersteht fortan dem Senat. In den Klonkriegen kämpfen sie Seite an Seite mit den Jedi gegen Separatisten. Doch die Klone sind Teil des geheimen Plans von Palpatine (Ian McDiarmid) die komplette Macht an sich zu reißen. Als er die Order 66 gibt, wenden sie sich gegen ihre Jedi-Kommandant*innen und metzeln diese unerwartet nieder.

    Die Serie „The Bad Batch“ setzt genau dort ein. Im Mittelpunkt steht eine Kloneinheit, an der experimentiert wurde. Aufgrund besonderer Genmutationen sind ihre vier Originalmitglieder Hunter, Wrecker, Crosshair und Tech nicht gleichförmig, vielmehr sind einzelne Aspekte ihrer Persönlichkeiten und ihrer Fähigkeiten verstärkt.

    Doch sie gelten als schadhafte Charge, als „Bad Batch“, weil sie wie der ebenfalls zur ihrer Einheit stoßende Echo an Individualität gewonnen haben. Und deswegen widersetzen sie sich – zumindest zum Teil – den Befehlen des Imperiums. Sie müssen in den Untergrund fliehen – im Schlepptau haben sie die kleine Omega. Das Mädchen ist ebenfalls ein Klon – und das Imperium hat ein besonderes Interesse an ihr...

    In den Kino-Prequels spielen die Klone zwar eine wichtige Rolle, sind aber einfach das, wozu sie auch kreiert wurden: gleichförmige, blind auf Befehle gehorchende Kampftruppen. Doch schon die Serien „The Clone Wars“ und „Star Wars Rebels“ zeigten uns, wie sie sich über die Jahre entwickeln. Sie geben sich Namen, gewinnen Individualität, fassen eigene Gedanken – und in diese Kerbe schlägt „Bad Batch“ vor allem mit der gerade zu Ende gegangenen zweiten Staffel.

    In der Serie erleben wir, wie das Imperium seine Macht aufbaut. Ein großes Thema in der zweiten Staffel ist der Aufbau eines neuen Heeres: der Sturmtruppler. Die Klonsoldaten sollen weichen, werden nach und nach aussortiert und durch die zahlreichen Wehrpflichtigen ersetzt. Immer wieder wird in der zweiten Season deutlich, welches Schicksal die Klone erwartet, wie abschätzig das Imperium sie behandelt.

    Obwohl die Klone ein Leben haben, sind sie für das Imperium nur Material

    Sie sind nur für den Krieg erschaffen worden, nun sollen sie nicht mehr kämpfen dürfen und quasi auf die Müllhalde. Sie werden vom Imperium nämlich als „Material“, das man zerstören kann und nicht als Lebewesen betrachtet. Besonders deutlich wird dies in der ebenso bitteren wie düsteren zwölften Episode der zweiten Staffel.

    Meisterschütze Crosshair, der als einziges Mitglied des Bad Batch dem Imperium treu geblieben ist, soll helfen, Material von einem abgelegenen Außenposten auf einem Eisplanet zu sichern. Die dortigen Klone sind bereits durch Witterung, Natur und Feinde dezimiert worden. Nur ein kleiner Trupp hat überlebt.

    Am Ende werden die auf dem Planeten stationierten Klone alle tot sein. Dem letzten tapfer kämpfenden wird die nötige medizinische Hilfe verweigert, weil man diese nicht „an Material verschwenden“ will – und die bittere Pointe ist: In den Kisten, die sie mit ihrem Leben beschützt haben, ist neue, modernere Ausrüstung, welche ihr Überleben gesichert hätte, aber eben nur für Sturmtruppler und nicht für Klone gedacht ist.

    Der perfekte Ort für eines der komplexesten "Star Wars"-Themen

    Eine solche niederschmetternde Episode würde man nicht direkt in einer animierten Erzählung erwarten, doch sie passt in diese Animationsserie, die großartig Politik und Themen wie den Umgang mit Kriegsveteranen mit unterhaltsamen Abenteuern und starker Figurenentwicklung vermischt. Eine Animationsserie ist sogar die einzige Art und Weise, wie man sie erzählen kann.

    Wie mit den Millionen Klonen umzugehen ist, die keine politische Vertretung haben, mit der Zeit an überraschender, ungeplanter Individualität gewannen und selbst über ihr Schicksal entscheiden wollen, ist ein ungemein vielschichtiges und komplexes Thema. In einem in seiner Laufzeit beschränkten Kinofilm wäre es nicht zu behandeln. Neben Romanen ist eine Serie der perfekte Ort – weil man das Thema immer wieder eingewoben in die eigentliche Abenteuerhandlung über einen längeren Zeitraum behandeln kann.

    Für eine Live-Action-Serie wäre das allerdings gar nicht zu stemmen. Schließlich müsste Temuera Morrison alle Figuren verkörpern, wobei er für die so interessante Zeitspanne zwischen „Episode III“ und „Episode IV“ mittlerweile ohnehin längst zu alt ist. Eine Animationsserie muss aber nicht das Problem lösen, einen einzelnen Schauspieler in dutzende ähnliche, aber doch verschiedene Rollen schlüpfen zu lassen. Daher kann man nur hier in einem Format wie „The Bad Batch“ diese Story richtig auserzählen – und durch kleine Live-Action-Auftritte wie einen bettelnden, alten Klon-Soldaten in „Obi-Wan Kenobi“ ergänzen.

    Disney
    Die Klone wollen nur überleben...

    „The Bad Batch“ bietet natürlich nicht nur Klonpolitik. Die Serie erzählt das immer mit, hat daneben aber auch tolle Figuren und viel Action. In der ersten Staffel wurde zurecht kritisiert, dass zu viele Episoden nur kleine Fall-der-Woche-Missionen sind, aber vor allem, dass das Bad Batch selbst gar nicht richtig genutzt wird. Denn vor allem ging es darum, dass der Rambo-ähnliche scharfsinnige Hunter väterliche Gefühle für Omega entwickelt – was etwas zu sehr an „The Mandalorian“ und das Thema „harter Krieger wird einfühlsamer Beschützer“ erinnert. Doch mit der zweiten Staffel hat man auch diese Schwäche korrigiert.

    Nicht nur ist Omega längst selbst so badass, dass sie dem Bad Batch das eine oder andere Mal den Hintern rettet. Vor allem tritt Hunter in die zweite Reihe und macht dem Rest des Teams Platz. Besonders der nach und nach erst Emotionen lernende Tech bekommt so Raum für einen richtig gelungenen und mitreißenden Figurenbogen. Daneben erzählt „The Bad Batch“ sehr viel über den Aufbau des Imperiums (mit einigen Cameos bekannter Figuren) – was sich sehr schön mit dem in „The Mandalorian“ aktuell miterzählten Aufbau der Neuen Republik ergänzt.

    Selbst die kleinsten Details in "The Bad Batch" passen

    Und wer immer noch glaubt, dass „The Bad Batch“ eine Kinderserie ist: In kaum einem „Star Wars“-Projekt wird so viel gestorben, wie in der zweiten Staffel – wobei es auch hier eins der vielen interessanten und perfekt passenden Randdetails gibt:

    Wenn das Bad Batch bei seinen Einsätzen auf imperiale Truppen stößt, schießen sie immer mit Betäubungs-/Schockmunition, wenn es gegen Klone und damit quasi ihre Brüder geht. Wenn sie aber auf die nun immer verbreiteteren neuen Sturmtruppler treffen, kennen sie diese Gnade nicht. Auch deswegen wächst der Bodycount. Schließlich musste das Imperium zu Beginn noch fast ausschließlich auf die existierenden Klontruppen zurückgreifen, während nun immer mehr neue Soldaten dazukommen und diese verdrängen.

    Disney
    Wie geht es nach dem dramatischen Finale der 2. Staffel weiter?

    Ich freue mich – insbesondere nach dem intensiven zweiteiligen Finale samt Cliffhanger – nun zumindest riesig auf die dritte Staffel von „The Bad Batch, mehr als auf jede andere „Star Wars“-Serie. Das schließt sogar die zweite Staffel „Andor“ und „The Acolyte“ über die spannende neue Ära der Hohen Republik ein.

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