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    Heute im TV: Dieser Bombast-Blockbuster ist schuld, dass wir immer noch auf "Fluch der Karibik 6" warten müssen
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Hisst die Flaggen und trinkt aus Piraten, Yo-Ho: Sidney liebt das „Pirates Of The Caribbean“-Franchise! Dabei wird er nicht müde, Leute daran zu erinnern, dass die Welt von „Fluch der Karibik“ mehr zu bieten hat als ihren kultig-torkelnden Publikumsliebling.

    Käpt'n Jack Sparrow wird vom Pech und einem Geisterkapitän verfolgt: Das Disney-Abenteuer „Pirates Of The Caribbean: Salazars Rache“ sollte eine neue Phase der „Fluch der Karibik“-Saga einläuten. Stattdessen bescherte es uns eine dramatische Pause...

    Wenn der neue Teil eines erfolgreichen Franchises einen deutlichen Cliffhanger beinhaltet und die Verantwortlichen bereits vor Kinostart beteuern, eine weitere Fortsetzung zu planen... Tja, dann haben Fans nichts zu befürchten, oder? Die Zukunft der Filmreihe ist gewiss garantiert! Nun, „Pirates Of The Caribbean: Salazars Rache“ bewies leider, dass es nicht so einfach ist...

    Das oft schlicht „Fluch der Karibik 5“ betitelte Piraten-Abenteuer erschien im Sommer 2017. Seither sind 17 (!) neue Filme im Marvel Cinematic Universe gestartet, während die „Pirates“-Saga erstarrt ist. Obwohl ich zu den Leuten gehöre, die den Film mögen, kann ich mir nichts vormachen: Das hat sich Disney selbst eingebrockt. Das ändert aber nichts daran, dass man sich Teil 5 mal wieder gönnen kann: „Pirates Of The Caribbean: Salazars Rache“ läuft heute Abend, 21. Mai 2023, ab 20.15 Uhr in Sat.1. Alternativ könnt ihr den Film bei Disney+ streamen:

    Jack Sparrow wird ausgebremst – das ist "Fluch der Karibik 5"!

    Käpt'n Jack Sparrow (Johnny Depp) ist wie vom Pech verfolgt und bringt seine Crew gegen sich auf. Als er sich niedergeschlagen für einen Tropfen Rum sogar von seinem magischen Kompass trennt, verschlimmert er seine Lage weiter: Der unbedachte Akt sorgt dafür, dass der Geist des blutgierigen Piratenjägers Armando Salazar (Javier Bardem) befreit wird. Käpt'n Jack kann nur hoffen, dass sich seine neusten Bekanntschaften, die Astronomin Carina Smyth (Kaya Scodelario) und der integre Henry Turner (Brenton Thwaites), auf seine Seite schlagen, statt ihre eigenen Ziele zu verfolgen...

    Im Zuge dieses von den Regisseuren Joachim Rønning und Espen Sandberg in kernig-dreckiger Bildsprache gefilmten Abenteuers treffen wir zudem Sparrows alten Erzfeind Barbossa (Geoffrey Rush), der hochmütiger denn je ist. Außerdem schauen Orlando Bloom als Will Turner und der alte Seebär Joshamee Gibbs (Kevin McNally) vorbei. Darüber hinaus wird mit der Seehexe Shansa (Golshifteh Farahani) eine neue Figur eingeführt, die förmlich danach schreit, in kommenden Filmen eine größere Rolle zu spielen.

    Auf dem Papier klingt das vielversprechend, zumal Rønning vor Kinostart erklärte, dass „Fluch der Karibik 5“ in seinen Augen „nur den Anfang des finalen Abenteuers“ rund um Käpt'n Sparrow darstellt. Ebenso machte Produzent Jerry Bruckheimer Hoffnung, dass das Franchise zeitnah weitergeht.

    Dieser Abenteuer-Klassiker versüßt euch das Warten auf "Fluch der Karibik 6": Auf Disney+ gibt es ihn ungekürzt!

    Aber dann stach „Salazars Rache“ in See und steuerte den Disney-Konzern auf ein Dilemma zu: Mit weltweit knapp 795 Millionen Dollar Einspielergebnis erlitt „Fluch der Karibik 5“ keineswegs Schiffsbruch, blieb allerdings weit hinter den Teilen 2 bis 4 zurück. Das lag insbesondere am US-Markt, wo für einen Film dieser Größe klägliche 172 Millionen Dollar eingenommen wurden. Ein tiefer Fall für die Piraten, die einst US-Rekorde aufstellten.

    Umso schlimmer, dass das Budget von „Salazars Rache“ aufgrund der vom Hauptdarsteller mitverantworteten Produktionsverzögerungen in schwindelerregende Höhen schnellte. Disney muss sich wie das Reh im Scheinwerferlicht gefühlt haben: Die Marke „Pirates Of The Caribbean“ war weiterhin zu wertvoll, um sie aufzugeben. Aber sie verlor derart rapide an Zugkraft, dass man gut beraten war, bestehende Pläne zu hinterfragen.

    Die teils galligen US-Kritiken werden dieses Gefühl intensiviert haben, ebenso wie die zwiegespaltene Reaktion der Fans auf den nach dem Abspann versteckten Cliffhanger: Die angedeutete Rückkehr eines grandiosen Schurken sorgte gleichermaßen für überraschtes Aufzucken wie für genervtes Schnauben, man solle die Figur ruhen lassen. Dass der frühere Kassenmagnet Depp in „Fluch der Karibik 5“ wie neben der Spur wirkt, als sei er bloß ein Jack-Sparrow-Imitator, rundete die Sinnkrise dieser Filmreihe unschön ab.

    Anders gesagt: Es gab Ärger im karibischen Paradies, noch bevor Johnny Depp vom wandelnden Aushängeschild der Filmreihe zum Dauergast vor Gericht und in den Boulevardmedien wurde. Die Causa Depp hat alles verschlimmert, doch seien wir ehrlich: Die Phase des brütenden Rumüberlegens, in der sich Disney und Bruckheimer momentan befinden, hätten wir längst hinter uns, wäre „Fluch der Karibik 5“ ein größerer Publikumsliebling.

    Ein piratiger Blick in die Kristallkugel

    Man stelle sich vor, das Abenteuerspektakel hätte über eine Milliarde Dollar eingespielt, sowie begeisterte Kritiken von Fans und Presse erhalten. Dann hätte sich Disney mit Nachdruck hinter einen sechsten Teil geklemmt – Depp hin oder her! Jack Sparrows Geschichte wird in „Salazars Rache“ so abgeschlossen, dass man ihn in einem Sequel problemlos ignorieren kann.

    Dafür hätte man sich in Teil 6 der von Scodelario mit Verve gespielten Carina widmen und die faszinierende Mystik rund um Shansa erörtern können, während in der Reling altbekannte Nebenfiguren herumtollen. Aber es hat nicht sollen sein:

    Trotz griffiger Musik, reizvollen neuen Figuren und spaßiger Action (Geisterhaie! Eine ganze Bank wird gestohlen!) ging der Funke nicht zu genüge über. Zu viele Fans stehen dem zwischendrin mäandernden Film zu gleichgültig gegenüber, als dass „Lasst uns alles abseits von Jack weitererzählen!“ eine attraktive Ausgangslage für ein kostenintensives Leinwandabenteuer darstellen würde.

    Hinter den Kulissen versuchten sich mittlerweile die „Deadpool“-Autoren Rhett Reese & Paul Wernick, „Fluch der Karibik“-Veteran Ted Elliott und „Chernobyl“-Serienmacher Craig Mazin an Ideen für mögliche Fortsetzungen. Zuletzt wurden zwei Skripts parallel entwickelt, eines nach einem Drehbuch von Christina Hodson („Birds Of Prey“) mit Margot Robbie in einer taufrischen Hauptrolle, und eines, das gerüchteweise eine etablierte Figur im Mittelpunkt haben soll.

    Ich bin da ganz Pirat und nehm', was ich kriegen kann. Eines ist allerdings klarer als karibisches Meereswasser: Es wird Zeit, dass die Piratensaga weitergeht, denn obwohl ich meine Freude an „Salazars Rache“ habe, hat dieses einmalige Franchise mehr verdient.

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    Dies ist eine überarbeitete Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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