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    Heute im TV: Den miesesten Film vom Regisseur von "Napoleon", "Gladiator" & "Alien" könnt ihr euch getrost sparen
    Oliver Kube
    Oliver Kube
    -Freier Autor und Kritiker
    Oliver Kubes bevorzugte Filmemacher sind David Fincher, David Lynch, Martin Scorsese, Paul Thomas Anderson, Christopher Nolan, Stanley Kubrick, Quentin Tarantino, Joachim Trier sowie Steve McQueen.

    Ridley Scott hat reihenweise großartige Filme gemacht, zu denen auch noch „Blade Runner“, „Der Marsianer“ und „Thelma & Louise“ zählen. Heute Abend läuft jedoch einer der seltenen Missgriffe des Meisters im TV, von dem ihr besser die Finger lasst.

    Die Liste von sehr guten bis schlichtweg brillanten Werken in Ridley Scotts Filmografie ist lang. Das Action-Drama „Die Akte Jane“ aus dem Jahre 1997 werdet ihr allerdings nicht darauf finden. Trotz vielleicht sogar löblicher Ausgangsintentionen ist dieser Hochglanz-Exploitation-Mist nämlich erschreckend platt, ethisch und moralisch höchst zweifelhaft sowie streckenweise sogar schlichtweg peinlich geraten.

    „Die Akte Jane“ läuft am heutigen 20. November 2023 um 20.15 Uhr auf Kabel 1. Eine Wiederholung gibt es am 21. November um 23.35 Uhr. Falls ihr euch trotz unserer Warnung an den Film herantrauen wollt, euch diese Termine aber nicht passen, könnt ihr den Film als kostenpflichtiges Video-on-Demand bei Services wie AppleTV, Magenta TV und Maxdome ausleihen oder kaufen. Eine deutschsprachige DVD ist aktuell nicht zu haben. Bei Händlern wie Amazon ist der Titel aber als Import mit englischem Originalton zu finden.

    Die Hauptfigur wird von Demi Moore („Eine Frage der Ehre“) verkörpert, die zum Zeitpunkt des Drehs die bestbezahlte Schauspielerin Hollywoods war. In weiteren Rollen sind „Der Herr der Ringe“-Aragon Viggo Mortensen, die zweifache Oscargewinnerin Ann Bancroft („Die Reifeprüfung“), Jason Beghe („Chicago PD“) und Scott Wilson („The Walking Dead“) zu sehen.

    "Die Akte Jane" auf Kabel 1: Das ist die Story

    Politikerin Lillian DeHaven (Bancroft) will sich in der Öffentlichkeit profilieren. Das will sie tun, indem sie zeigt, dass es für Frauen möglich ist, sogar bei den Navy Seals, einer der toughesten Militäreinheiten der Welt, zu bestehen. Unter den Kandidatinnen wählt sie Marine-Leutnant Jordan O'Neil (Moore) aus, die die Herausforderung gern annimmt.

    Ein "episches Spektakel" – das lustig sein soll?! Die Kritiken zu "Napoleon" fallen ebenso vielversprechend wie überraschend aus

    Bereits kurz nach ihrer Ankunft auf dem Stützpunkt in Florida fühlt sie sich allerdings allein aufgrund ihres Geschlechts sowohl von den Vorgesetzten als auch den männlichen Rekruten nicht ernst genommen. Die größte Herausforderung für sie stellt aber der grausam-gnadenlose Ausbilder Urgayle (Mortensen) dar. Zeigt der sich doch mächtig bemüht, seine legendäre Statistik aufrechtzuerhalten. Die besagt, dass bisher jedes Jahr etwa zwei Drittel der Anwärter freiwillig aus dem Programm aussteigen – alles Männer wohlgemerkt. Eine Frau hat es bei den Seals bisher ja noch nicht gegeben. Und Urgayle scheint fest entschlossen, dass dies auch so bleibt...

    "Eine einfältige Sadomaso-Fantasie"

    Als „Die Akte Jane“ im August 1997 in die US-Kinos kam, stieg der Neustart gleich auf Platz eins der Charts ein. Auch in der Folgewoche konnte die Poleposition noch gehalten werden. Das lag aber weniger an den Qualitäten des Films als vielmehr an der kaum vorhandenen Konkurrenz, bestehend aus der müden Action-Comedy „Geld stinkt nicht“ und dem erst Jahre später zum Kult mutierten Insekten-Horror „Mimic“. Am Ende spielte „Die Akte Jane“ nicht einmal sein Produktionsbudget von 50 Millionen Dollar ein.

    Der Grund dafür dürfte sein, dass das Gros des Kinopublikums einfach keine gelegentlich unfreiwillig komische, ansonsten schlicht einfältige, reaktionär-verklemmte, homophobe Sadomaso-Fantasie in Musikvideo-Optik sehen wollte. Mit diesen Worten umschreibt Autor Jonas Reinartz das Action-Drama in der nur enttäuschende 1,5 von 5 möglichen Sternen vergebenden FILMSTARTS-Kritik und liegt damit komplett richtig.

    Buena Vista International Film Production
    Demi Moore in "Die Akte Jane".

    Ridley Scotts sonst so virtuose Regie wirkt wie ein misslungener Abklatsch der schwächeren Arbeiten seines Bruders Tony. Endgültig ruiniert wird sie durch eine dümmlich pseudo-feministische und von platter Symbolik durchzogene Story. Die rutscht mit dem die Protagonistin genüsslich folternden Ausbilder immer wieder in billige Exploitation-Gefilde ab. Bei ihrer finalen „Emanzipation“ kommt das Ganze dann nicht mehr nur peinlich, sondern geradezu unangenehm manipulativ daher.

    Scott war nicht nur von den schwachen Einspielergebnissen, sondern speziell von den größtenteils vernichtenden Kritiken so geschockt, dass er sich eine rare Auszeit nahm. Es dauerte drei Jahre, bis das „Alien“- und „Blade Runner“-Mastermind zurückkam – mit dem in allen Belangen um ein Vielfaches besseren Meisterwerk „Gladiator“.

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