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    Genialer Mittelalter-Krimi zurück im Kino: Darum solltet ihr die Wiederaufführung von "Der Name der Rose" auf keinen Fall verpassen
    Thorsten Hanisch
    Thorsten Hanisch
    Hat schon im Mutterleib Filme geguckt und darüber geschrieben. Nach der Geburt einfach weitergemacht. Liebt: seltsames Zeug („Beyond the Black Rainbow“, „Tetsuo – The Iron Man“), hasst: langweiliges Zeug (Marvel, Star Wars)

    Im Rahmen der „Best of Cinema“-Reihe bringt StudioCanal am 5. Dezember 2023 Jean-Jacques Annauds Adaption von Umberto Ecos Roman-Klassiker „Der Name der Rose“ erneut ins Kino, die FILMSTARTS-Autor Thorsten Hanisch heute noch so begeistert wie damals.

    Ich hatte „Der Name der Rose“ bereits in sehr frühen Jahren gesehen, vielleicht mit 10 oder 12. Im Gedächtnis haften geblieben sind mir aber nicht die mächtigen Bilder, die tollen Schauspieler oder die spannende Handlung, sondern die deftige Sexszene zwischen dem jungen, unschuldigen, naiven Adlatus Adson (Christian Slater) und einem namenlosen, schmutzigen, wilden Mädchen (Velentina Vargas). Das war für einen kleinen Jungen natürlich eine Maximaloffenbarung – beim Anblick von Außerirdischen hätte ich nicht annährend so gestaunt: Das also kann mit den doofen Mädchen auch machen?

    Die Rose ließ mich nie mehr los

    Diese Begegnung der vierten Art war rückblickend amüsanterweise gleichzeitig der Startpunkt einer lebenslangen Verbindung mit „Der Name der Rose“, insbesondere mit dem Verfasser des Buchs, auf dem der Film basiert: Umberto Eco. Ein paar Jahre später las ich jedenfalls ebenjenen Roman und weitere Bücher von ihm. Irgendwann später nahm ich – wie Eco zu Beginn seiner Karriere, was ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht wusste – ein Literaturstudium auf und musste dann in der Bücherei der Universität überrascht feststellen, dass Eco noch viel, viel, viel mehr geschrieben hatte als „nur“ Romane.

    Der Mann ist eigentlich Medienwissenschaftler und Semiotiker und startete im Alter von 48 Jahren mit „Der Name der Rose“ eine Zweitkarriere als Schriftsteller. Die Betonung liegt auf „Zweitkarriere“, denn Eco gab seine anderen Tätigkeitsfelder trotz Welterfolg keinesfalls auf. Der im Februar 2016 verstorbene schriftstellernde Wissenschaftler war unglaublich produktiv und hinterließ ein extrem umfangreiches Gesamtwerk, auf das man allerdings nicht unbedingt in einer regulären Buchhandlung stößt. Und ich danke ihm dafür, denn besonders das Essay „Reise ins Reich der Hyperrealität“ aus dem 1985 erschienenen Sammelband „Über Gott und die Welt“ war während meines Studiums äußerst hilfreich!

    Der Name der Rose
    Der Name der Rose
    Starttermin 16. Oktober 1986 | 2 Std. 12 Min.
    Von Jean-Jacques Annaud
    Mit Sean Connery, Christian Slater, Helmut Qualtinger
    Pressekritiken
    3,8
    User-Wertung
    4,1
    Filmstarts
    4,5

    Aber natürlich hat „Der Name der Rose“ bis heute einen speziellen Platz in meinen Herzen, was sowohl für den Roman als auch für die Verfilmung gilt.

    Der größte Irrtum Umberto Ecos

    Eco war ein Großintellektueller, von dessen Werk man unglaublich viel lernen kann – aber in einem lag er lange Zeit schlichtweg völlig falsch: Ihm missfiel die Verfilmung seines Buchs so sehr, dass er später Stanley Kubrick mit Verweis auf Annauds Adaption die Filmrechte zu seinem zweiten Roman „Das Foucaultsche Pendel“ (1989) nicht verkaufte.

    Erst in späten Jahren fand er seinen Frieden mit dem für die damalige Zeit und für eine europäische Produktion ungeheuer teuren (das Budget betrug 17,5 Millionen Dollar) Kloster-Krimi, der nicht nur von mysteriösen Morden erzählt, denen der Franziskaner-Mönch William von Baskerville (Sean Connery) und der erwähnte Adlatus Adson auf den Grund gehen, sondern dessen Herstellungsgeschichte tatsächlich mit einem – allerdings bis heute unaufgeklärten Mord – verbunden ist. Die Filmrechte lagen nämlich zur Hälfte bei Gerd Lebovici, einem Filmogul und Verleger aus Paris, der am 5. März 1984 in einer Tiefgarage ermordet aufgefunden wurde.

    Anders als das Buch, aber trotzdem toll!

    Annaud war natürlich klar, dass der Roman für die Leinwand gewaltig Federn lassen muss, aber er schaffte es, dem Geist der Vorlage trotzdem treu zu bleiben: Während Historienfilme bis zu dieser Zeit das Mittelalter lediglich als Schauplatz für klassische literarische Themen oder moderne Geschichten nutzten, ist das Mittelalter hier tatsächlich Thema, ein authentischer Handlungsort mit entsprechenden Motiven, die im Krimiplot einbettet sind. So kommt es zum Disput zwischen weltlichen und religiösen Ansichten oder es wird am Rande auf die große Kluft zwischen dem reichen Klerus und der bettelarmen Bevölkerung hingewiesen.

    Visuell wird das Geschehen in prächtige, unvergessliche Bilder gekleidet, die – mit unheimlich akkurater Ausstattung – das finstere, dreckige, brutale Mittelalter so lebendig gemacht hatten wie kaum ein Film zuvor und die Zuschauer*innen auch jetzt noch, rund dreieinhalb Jahrzehnte später, tief in eine längst vergangene Welt ziehen. Ungemein beeindruckend und noch intensiver natürlich auf einer großen Leinwand, wo sich, gepaart mit sattem Dolby-Sound, der ganze Sog dieser faszinierenden Welt entfalten kann.

    DIE "BEST OF CINEMA"-REIHE – PRÄSENTIERT VON FILMSTARTS

    In einer makellosen 4K-Restaurierung kommt dieser Klassiker des europäischen Kinos nun im Rahmen der „Best of Cinema“-Wiederaufführungen zurück ins Kino. Am 5. Dezember 2023 ist „Der Name der Rose“ für einen Tag in ausgewählten Lichtspielhäusern erneut auf der großen Leinwand zu sehen und bildet damit den diesjährigen Abschluss der Film-Reihe, die wir als offizieller Medienpartner unterstützen.

    Doch Nachschub ist bereits in Sicht. Erst kürzlich hat StudioCanal die hochkarätigen neuen „Best of Cinema“-Titel für die erste Jahreshälfte 2024 verkündet, die wir euch im folgenden Artikel vorstellen:

    Legendäre Kino-Momente zurück auf der großen Leinwand: Das sind die Film-Highlights der 1. Jahreshälfte 2024 bei "Best Of Cinema"

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