Neu im Heimkino: In diesem Kriegsfilm eines Western-Experten wird eine Horror-Ikone zum Berserker – erstmals auf Blu-ray!
Sidney Schering
Sidney Schering
-Freier Autor und Kritiker
Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

Eine Horror-Ikone wird für einen Western-Experten in einem Kriegsfilm von der besorgten Kirchenmaus zum fanatischen Berserker: „Die letzte Patrouille“ ist ein kurzer, intensiver Klassiker und erscheint demnächst endlich auf Blu-ray.

Filmjuwelen

Regielegende John Ford steht insbesondere bei Western-Fans hoch im Kurs, war aber keinesfalls allein in diesem Genre beheimatet. Der Filmemacher, der Spielberg einen wertvollen Karriereratschlag gegeben hat und daher in dessen Drama „Die Fabelmans“ verewigt wurde, drehte unter anderem auch Abenteuerkomödien und Kostümfilme.

Einer von Fords ruhmreichsten Nicht-Western ist unterdessen ein Kriegsfilm mit Horrorkino-Ikone Boris Karloff in tragender Rolle. Und genau dieser Film bekommt demnächst endlich sein wohlverdientes Heimkino-Upgrade: Am 6. Februar 2025 feiert „Die letzte Patrouille“ seine deutsche Blu-ray-Premiere!

Als Bonusmaterial gibt es einen Audiokommentar von Dr. Rolf Giesen sowie zwei Beiträge über John Ford: Einmal die knapp einstündige Doku „John Ford – Der Mann, der Amerika erfand“ über das komplexe Amerikabild im Schaffen der wegweisenden Filmemachers, und obendrein das selbstredend betitelte Porträt „Der Regisseur John Ford“.

"Die letzte Patrouille": Eingekesselt, eingeschüchtert und eingeschnappt

Mesopotamien im Ersten Weltkrieg: Eine Handvoll von britischen Soldaten ist vom Feind eingekesselt, den sie partout nicht zu Gesicht oder vor die Flinte bekommen. Nach dem Tod des Kommandeurs versucht also der Sergeant (Victor McLaglen), seine Truppe unbeschadet aus der Gefahrenzone zu manövrieren. Doch immer mehr Soldaten kommen ums Leben, weshalb sich bestehende Anspannungen intensivieren und die Kompanie an die Grenze ihres Verstands gebracht wird – teils sogar darüber hinaus...

Die denkwürdigste Rolle in „Die letzte Patrouille“ übernahm Boris Karloff, der zuvor unter anderem als Monster im Horror-Klassiker „Frankenstein“ begeisterte: Die britische Schauspielgröße, die hervorragendes Talent dafür hatte, zugleich eine schaurige Ausstrahlung zu erzeugen und tiefe Verletzlichkeit auszudrücken, spielt im Kriegsfilmklassiker den strenggläubigen Soldaten Sanders.

Während er zunächst vornehmlich ruhig und wohlwollend auf seine Kameraden einredet, vergreift er sich zunehmend im Ton und schimpft etwa einen Mitsoldaten für eine anzügliche Anekdote scharf aus. Durch seine zunehmend größere Todesangst und die immer brenzliger und kurioser ausartende Gesamtsituation verschmelzen Sanders' Religiosität und seine Panik letztlich auf beängstigende, manische Weise, was Karloff zu einer aufreibenden, wilden Performance antreibt.

Wenige Monate später wäre dieser Film unmöglich geworden

Verfasst wurde „Die letzte Patrouille“ von Garrett Fort (der zuvor bereits das Drehbuch zum Karloff-Vehikel „Frankenstein“ mitverantwortete) und Dudley Nichols, der nach „Die letzte Patrouille“ unter anderem am Skript zu „Leoparden küsst man nicht“ mitwirkte, einem der lustigsten Filme der Kinogeschichte:

Streaming-Tipp: Ein durchgedrehtes Meisterwerk, bei dem ihr euch kringelig lachen werdet – Filmfans müssen diesen Klassiker gesehen haben!

In ihrem gemeinsamen Kriegsfilm konnten Ford, Fort und Nichols noch mit einer Härte und Schärfe vorgehen, die kurz nach Kinostart von „Die letzte Patrouille“ in Hollywood jahrzehntelang unmöglich wurde: Dieser kompakte 76 Minuten lange Männer-auf-zerstörerischer-Mission-Reißer startete viereinhalb Monate, bevor sich die US-Filmindustrie verpflichtete, den sogenannten Hays Code zu befolgen.

Dieser zwängte den Filmschaffenden ein enges, moralisches Korsett auf. Die Räudigkeit der Gespräche zwischen den Soldaten in „Die letzte Patrouille“ wäre in der Hays-Code-Ära unmöglich durchgekommen, geschweige denn Sanders' Wandel vom nachdenklich-religiösen Truppenmitglied zum brutalen Fanatiker.

Übrigens: Falls ihr nun Lust auf einen Film bekommen habt, in dem John Ford voll in seinem Western-Element ist und einige der melancholisch-schönsten Landschaftspanoramen seiner Karriere präsentiert, dürft ihr unseren folgenden Heimkino-Tipp nicht versäumen:

Dieser Western ist der Lieblingsfilm von John Wayne – ab dieser Woche gibt es ihn zum ersten Mal auf Blu-ray!

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