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    Keine Crossover zwischen Marvel-Serien und -Kinofilmen: Nun ist angeblich doch die Serienabteilung Schuld

    Zum Ärger vieler Fans spielen die Serien und die Kinofilme aus dem Marvel-Universum um Cap & Co. zwar in einer Welt, sind aber trotzdem nicht deutlich verbunden. Warum das so ist, dazu gibt es jedoch die verschiedensten Theorien...

    Netflix / Walt Disney

    Dass Daredevil und Iron Man gemeinsam Gegner verkloppen, Jessica Jones auf den Hulk trifft oder Captain America den „Agents Of S.H.I.E.L.D.“ einen Besuch abstattet und herausfindet, dass sein größter Fan noch lebt, ist momentan ziemlich unwahrscheinlich. Formell spielen die Serien – ob im TV oder auf Netflix – und die Kinofilme aus dem MCU zwar in einem Universum, doch das war's. Während es zu Anfangszeiten von „Agents Of S.H.I.E.L.D.“ noch Gastauftritte gab, gibt es in den Serien nun nur noch kleine Verweise und Erwähnungen und in den Kinofilmen werden die Serien sogar komplett ignoriert.

    Bislang führte man dies vor allem auf Kino-Boss Kevin Feige zurück. Dem gelang vor einiger Zeit ein Befreiungsschlag. Die Marvel-Filmschmiede ist seitdem direkt bei Mutterkonzern Disney angesiedelt – und zwar nicht nur auf Organigrammen, sondern sogar räumlich, nämlich im Disney-Hauptquartier in Burbank, Los Angeles. Feiges einziger Boss ist seitdem Disney-Chef Alan Horn. Vorher waren Feige und sein Team bei Marvel angesiedelt, unterstanden dort Marvel-Chef Ike Perlmutter und saßen in New York, wo immer noch die für die Serien verantwortliche Abteilung angesiedelt ist. Perlmutter soll sich – wie auf dieser Seite schon oft berichtet – über sein sogenanntes „Kreativ-Komitee“ oft in die Arbeit an den Filmen eingemischt und Feige kreativ beschnitten haben. Diese Einmischung führte unter anderem zum Bruch mit dem von Feige geförderten, ursprünglichen „Ant-Man“-Regisseur Edgar Wright, der schließlich das Projekt entnervt verließ. Während nun immer wieder spekuliert wurde, dass Feige die Serien auch aus Groll gegen seinen alten Boss in den Filmen komplett ignorieren lässt, ist die Sachlage womöglich komplizierter. Scheinbar will das Serienteam ein Stück weit die Bedingungen für eine Zusammenarbeit vorgeben. Dies berichtet zumindest die Seite cosmicbooknews.com.

    Nach deren Informationen will das bereits angesprochene Kreativ-Komitee über eine mögliche Zusammenarbeit wieder Einfluss auf die Filme gewinnen. Das Kreativ-Komitee besteht aus der aus der Spielzeugsparte des Konzerns stammenden Marvel-Führungskraft Alan Fine, Comic-Autor Brian Michael Bendis, Comic-Verleger Dan Buckley und Marvel-Kreativchef Joe Quesada. Allesamt sind wohl gute Freunde und langjährige Bekannte von Perlmutter und hatten in den Anfangsjahren der Filme weitreichende Befugnisse. Sie bekamen alle Drehbücher vorgelegt, gaben dazu Anmerkungen und konnten sogar ihr Veto einlegen… und sollen damit einige Regisseure und Autoren sowie vor allem Kevin Feige zur Verzweiflung getrieben haben. Seit bei der Produktion von „The First Avenger: Civil War“ dieser interne „Civil War“ eskalierte und Feige seinen Umzug zu Disney durchsetzte, hat das Komitee bei den Filmen nichts mehr zu sagen, die Serien – egal ob bei Netflix oder im TV – müssen aber weiter vom Komitee abgenickt werden – und angeblich will die Gruppe auch ihre gewohnten Möglichkeiten (Veto etc.) für jede Verwendung „ihrer“ Serienhelden in Filmen erhalten. Doch weil kaum vorstellbar ist, dass Feige sich nach seiner „Befreiung“ vom Komitee wieder in die Arbeit reinreden lässt, wäre eine stärkere Verknüpfung ausgeschlossen.

    In diese Richtung geht auch ein kurzer Beitrag auf Reddit. Ein an dem regelmäßigen Podcast „Nerdist Comic Book Club“ Beteiligter berichtet dabei von einer kommenden Folge, die bereits aufgenommen wurde, aber noch nicht online ist. Darin gibt es ein Interview mit Jeph Loeb, dem Chef von Marvels Serienabteilung, also quasi dem Gegenstück zu Feige. Loeb spricht darin vor allem über die kommende Netflix-Serie „Luke Cage“, wird aber auch zur Verknüpfung von Serien und Filmen befragt. Darauf angesprochen, ob die „The Defenders“ (also Daredevil, Jessica Jones und Co.) zukünftig in den Filmen auftauchen, sei er sehr wortkarg gewesen und habe nur davon erzählt, dass Marvel Television schließlich erst drei Jahre alt sei und nun als Firma erst einmal ihr eigenes Ding machen will und man mal sehen müsse, wo die Firma im Jahr 2019 steht. Warum diese Jahreszahl wichtig ist? Dann kommt „Avengers 4“ in die Kinos. Womöglich deutet Loeb an, dass es mit einer Zusammenarbeit für „Avengers 3: Infinity War“ nichts mehr wird, aber vielleicht bei einem vierten Teil? Denn laut dem Reddit-Kommentar habe Loeb auch angemerkt, dass die Serien nun mal weiter „unter dem Daumen“ des Komitees sind. Plant er womöglich einen ähnlichen „Befreiungsschlag“ wie Feige in der Zukunft? Dies dürfte dann wohl wirklich die einzige Möglichkeit sein, dass es doch noch zu größeren Crossovern zwischen den Serien und Filmen kommt und Daredevil vielleicht irgendwann wirklich mit den Avengers zusammen kämpft…

    Doch selbst wenn die internen Probleme irgendwann gelöst sind, heißt das nicht, dass die Zusammenarbeit dann sicher kommt. Ein großer Grund, warum es solche Verknüpfungen bislang nirgends gibt, sind die sehr unterschiedlichen Produktionsrhythmen von Kinofilmen und Serien. Filme werden mit sehr langem Vorlauf geplant, inhaltliche Änderungen sind schwer vorzunehmen und große Blockbuster oft fast ein Jahr vor Kinostart bereits im Kasten. Selbst die mittlerweile obligatorisch noch folgenden Nachdrehs kann man normalerweise nur für Detailarbeit sinnvoll nutzen. Bei Serien ist der Vorlauf dagegen oftmals nur wenige Wochen, wird viel mehr noch kurzfristig geändert. Ein konkretes, theoretisches Beispiel: Hätte man zum Beispiel Daredevil in „The First Avenger: Civil War“ eingebaut, hätte man das zwar mit dem Wissen zur ersten Staffel „Daredevil“ machen können. Allerdings wäre dann die Filmproduktion von der eher kurzfristigen Überlegung zu einer zweiten Staffel von „Daredevil“ und deren Handlung überholt worden. Diese und zum Beispiel das Aufeinandertreffen mit dem Punisher (Jon Bernthal) waren nämlich nicht Teil des ursprünglichen Plans. Man hätte im Film also nur einen Daredevil nach den Ereignissen der ersten Staffel zeigen können, obwohl die Zuschauer dann vorher schon eine zweite Staffel mit der Figur gesehen hätten – es sei denn, man hätte die zweite Staffel nach hinten verschoben und erst nach „The First Avenger: Civil War“ herausgebracht. Das hätte dann aber den genau koordinierten Veröffentlichungsrhythmus der Marvel-Serien sowie aller Netflix-Serien insgesamt beeinträchtigt und die Lage zusätzlich verkompliziert...

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