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    Filme gehören ins Kino: "Dark Knight"-Regisseur Christopher Nolan wettert gegen Netflix und Co.

    Immer mehr Filmemacher arbeiten mit Streaminggiganten wie Netflix und Amazon zusammen. Für Christopher Nolan ist dies keine Überlegung wert. Bei der Präsentation von neuem Material zu „Dunkirk“ stellte er klar, dass Filme für ihn ins Kino gehören...

    Warner Bros.

    Seit Netflix nicht nur Serien, sondern verstärkt auch Filme produziert, tobt in Hollywood eine Diskussion darüber. Die einen Filmemacher sind begeistert von der Idee, da ihnen der Streaminggigant große Freiheiten gibt. „Warcraft“-Regisseur Duncan Jones kann so dank Netflix endlich den von „Blade Runner“ inspirierten „Mute“ realisieren, der im selben Universum wie sein Debüt „Moon“ spielt. Der Sci-Fi-Film erscheint genauso 2017 auf dem Streamingdienst wie unter anderem „Bright“ von David Ayer mit Will Smith, „War Machine“ mit Brad Pitt oder Adam Wingards Adaption des Manga-Kults „Death Note“, deren Produktion bei den klassischen Filmstudios für ewig in der Entwicklungshölle zu schmoren drohte. Von anderer Seite gibt es dagegen heftige Kritik, dass Netflix (im Gegensatz zu Konkurrent Amazon) seine Filme nicht vorab in die Lichtspielhäuser bringt, sondern es maximal den Kinobetreibern ermöglicht, sie parallel zum VoD-Release zu zeigen.

    Auf der aktuell in Las Vegas stattfindenden CinemaCon, der größten Messe für Kinobesitzer weltweit, nahm nun auch Christopher Nolan Stellung zu der Problematik und machte dabei deutlich, wie wenig er von anderen Auswertungsmodellen als dem Kino hält. Er appellierte bei der Vorführung von Material aus seinem neuen Film „Dunkirk“ laut Deadline, dass Filme „auf dem besten möglichen Weg“ gezeigt werden. Und das ist für Nolan das Kino. Die einzige Vertriebsmöglichkeit bei Filmen, über die er sprechen wolle, sei daher das Kino, so Nolan laut Variety.

    Nolan widersprach damit explizit seiner Quasi-Chefin bei dem Projekt. Sue Kroll von Warner, also dem Studio, das neben „Dunkirk“ u. a. auch die „Dark Knight“-Trilogie, „Inception“ und „Interstellar“ finanzierte und ins Kino brachte, leitete die Präsentation von Material nämlich mit ganz anderen Worten ein. Wie der Hollywood Reporter berichtet, erklärte sie den anwesenden Kinobesitzern, dass man berücksichtigen müsse, dass die Geschmäcker der Nutzer sich verändern: „Unsere Kunden [Anm.: sie meint die Kinogänger) erzählen uns, dass sie mehr Auswahlmöglichkeiten haben wollen, wie und wo sie die Sachen schauen. Wenn es diese Nachfrage gibt, müssen wir diese Lücke füllen.“ Laut dem Hollywood Reporter arbeitet Warner daher auch schon an Plänen, Kinofilme wie „Dunkirk“ nur rund zwei Wochen nach dem Start auch über VoD-Anbieter zur Verfügung zu stellen. Man spricht in diesem Zusammenhang von „Premium VoD“, da man die frühere Verfügbarkeit gegenüber dem meist parallel bzw. im Umfeld der Blu-ray- und DVD-Veröffentlichung erfolgenden „normalen“ VoD-Release bezahlen muss. Ein Preis von 50 Dollar werde laut dem Branchenblatt diskutiert. Mit Ausnahme von Disney, wo man solche Überlegungen bisher ablehnt, diskutieren laut Variety alle großen Hollywoodstudios darüber, wie man in Zukunft Filme sehr zeitnah zum Kinostart auch digital veröffentlichen könne. Diskutierte Zeitfenster liegen zwischen 10 und 45 Tagen, Preise zwischen 30 und 50 Dollar.

    Christopher Nolan ist aber nicht der einzige, der dies mehr als skeptisch sieht. Wie Deadline zudem noch berichtet, war Sofia Coppola bei einem Mittagessen mit Pressevertretern am Rande der CinemaCon von solchen Plänen wenig begeistert. Sie hoffe, dass ihr neuer Film „Die Verführten“ (Kinostart: 29. Juni 2017) im Kino geschaut werde. Dafür sei das Werk gemacht worden, so die Regisseurin laut den Kollegen. Die Diskussion über Streaminganbieter wie Netflix und VoD-Möglichkeiten zieht sich dabei jenseits der Äußerungen von Nolan und Coppola bereits die komplette Woche durch die Präsentationen auf der CinemaCon. So eröffnete Sony-Boss Tom Rothman am Montag schon seine Präsentation von Material aus u. a. „Blade Runner 2049“ und „Spider-Man: Homecoming“ mit den wenig zurückhaltenden Worten „Netflix, my ass!“, was man moderat vielleicht am besten damit übersetzen kann, dass ihm Netflix am Hintern vorbeigeht…

    Bei all der Diskussion über Streaming vs. Kino rückt ein wenig in den Hintergrund, dass auf der CinemaCon viel Filmmaterial gezeigt wird. So entzückte Universal mit einem Überraschungsscreening von „Fast & Furious 8“ die anwesenden Zuschauer, bei dem man den ganzen Film zeigte. Von Christopher Nolans „Dunkirk“ wurden dagegen – wie von fast allen Filmen – nur Ausschnitte präsentiert. Die haben aber laut dem Hollywood Reporter mächtig Eindruck hinterlassen. In der Szenenfolge habe man das Geschehen zu einem Zeitpunkt an verschiedenen Stellen gezeigt bekommen. Zwei junge Soldaten versuchen einen verletzten Kameraden zu retten, über ihnen tobt ein Luftkampf, in den Tom Hardys Figur involviert ist, während auf dem Wasser Mark Rylance mit einem Boot unterwegs ist. Die Szene habe sehr viel Spannung aufgebaut und alles deute auf eine Auflösung in einem explosiven Moment hin.

    Der viel mit IMAX-Kameras gedrehte „Dunkirk“ (laut Nolan werden diese zum ersten Mal mit „vollem Effekt“ genutzt) kommt übrigens am 27. Juli 2017 in die Kinos. Obwohl von Nolan komplett auf (gegenüber dem 35mm-„Normalfilm“ mehr als dreimal so großen) 70-mm-Film gedreht, versicherte er den anwesenden Kinobetreibern (und damit den Kinogängern) aber auch, dass „Dunkirk“ dabei in allen Kinoauswertungen zur Verfügung stehe. Es gebe neben digitalen und analogen IMAX-Kopien natürlich sowohl analoge 70mm- als auch 35mm-Filmkopien sowie natürlich die mittlerweile im Gros der Kinos zum Einsatz kommenden DCPs.

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