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    "Star Wars 8" enthält Ideen, die bereits unter George Lucas und für "Star Wars 7" diskutiert wurden

    Mehrfach bestätigte Rian Johnson, dass er völlige Freiheit bei „Star Wars: Die letzten Jedi“ hatte. Doch das heißt nicht, dass er davon auch immer Gebrauch gemacht hat. Viele der Elemente in seinem Film wurden bereits vor „Star Wars 7“ entwickelt.

    2017 Lucasfilm Ltd. All Rights Reserved.

    Die Begleitbücher der Serie „The Art Of Star Wars“ gehören fest zur Saga von George Lucas. Erschien das erste Buch noch 1979 und damit erst zwei Jahre nach dem Kinostart von „Krieg der Sterne“ wurden die Nachfolger immer wenige Monate nach der Premiere des Films und schließlich sogar parallel herausgebracht. Unter „Star Wars“-Fans sind die Bücher Kult, denn man bekommt einen tiefen Einblick in die Entstehungsgeschichte, sieht frühe und auch verworfene Ideen und erkennt, wie viele unterschiedliche Leute zur Geschichte von „Star Wars“ beitragen.

    Seit dem 15. Dezember 2017 – also dem Tag des US-Kinostarts von „Star Wars: Die letzten Jedi“ – ist auch „The Art Of Star Wars: Die letzten Jedi“ erhältlich. Wir haben uns in den vergangenen Tagen intensiv mit dem über 250 Seiten dicken Buch beschäftigt, das wie schon die Vorgänger einen sehr guten Einblick in die Entwicklung der Story und der visuellen Elemente des Films gibt. Eine kleine Überraschung gibt es darin: Bislang dachte man, dass die Arbeit an „Die letzten Jedi“ erst 2014 begann. Doch das stimmt nicht. Einige Schlüsselelemente aus „Star Wars 8“ wurden bereits weit vor der Verpflichtung von Rian Johnson, sogar vor dem Kinostart von „Star Wars 7“ entwickelt. Luke mit einer Schülerin auf einer abgelegenen Insel: Diese Idee gab es schon vor der Übernahme durch Disney bei George Lucas und sie sollte erneut Teil von „Das Erwachen der Macht“ sein.

    Wer ist Luke Skywalker?

    Erst im Oktober 2012 verkaufte George Lucas seine Firma Lucasfilm an Disney und eine neue „Star Wars“-Trilogie wurde angekündigt. Doch bereits vorher liefen die Arbeiten an möglichen Sequels an. Ein ganzes Team entwickelte für Lucas schon Ideen – darunter zum Beispiel der auch heute an den Filmen beteiligte, oberste „Star Wars“-Kanonhüter Pablo Hidalgo, der von Lucas einst eingestellt wurde, um das ganze Franchise zu ordnen und von überflüssigem Ballast zu befreien. Zum Team gehörte auch der oscarprämierte (für „Lincoln“ und „Avatar“) Produktionsdesigner Rick Carter, der später auch an „Das Erwachen der Macht“ arbeitete und seinen Nachfolger Rick Heinrichs („Sleepy Hollow“, „The First Avenger“) bei „Die letzten Jedi“ unterstützte. Carter soll bereits im Januar 2012 die zentrale Frage für mögliche neue Filme in den Raum gestellt haben: „Wer ist Luke Skywalker?“ („Who Is Luke Skywalker?“)

    Noch unter der Ägide von George Lucas wurde bei der Suche nach einer Antwort allen Beteiligten klar, dass man einen Luke zeigen wird, der sich verändert hat. Schon früh fand dabei eine Idee Einzug, die nun in „Die letzten Jedi“ einen großen Teil einnimmt: Luke hat sich komplett zurückgezogen, lebt in einem Exil und zwar in einem alten Jedi-Tempel. Er hat sich verändert, so dass die Frage weniger ist: „Wo ist Luke Skywalker?“ (obwohl sich das in „Das Erwachen der Macht“ viele Figuren fragen), sondern wirklich „Wer ist Luke Skywalker?“ Dies erklärte auch J.J. Abrams bereits vor dem Kinostart von „Das Erwachen der Macht“.

    Lukes geplante Rolle vor und in "Das Erwachen der Macht"

    Als Ende 2012 / Anfang 2013 die Arbeiten für eine neue „Star Wars“-Trilogie unter dem Dach von Disney so richtig anliefen, wurden Ideen zu einem neuen Luke Skywalker übernommen. Aus dieser Zeit stammen entsprechende Zeichnungen, die in „The Art Of Star Wars: Die letzten Jedi“ zu sehen sind und die „Star Wars“-Erfinder George Lucas persönlich im Januar 2013 präsentiert wurden. Hier, als Rian Johnson noch lange nicht an Bord war, entstanden bereits Bilder von Luke in einem Exil. Versteckt in einem Jedi-Tempel hat er mit der Außenwelt abgeschlossen, meditiert und denkt über sein Leben nach. Weitere Szenen zeigen Luke, wie er eine neue Schülerin unterrichtet (wohl aber deutlich williger als nun in „Die letzten Jedi“). Aus dieser Schülerinfigur, die damals noch Kira hieß, wurde später die neue Heldin Rey. Auch andere Figuren existieren bereits unter Lucas: Der Sohn von Han Solo und Leia existierte bereits im Verlauf der Ideenentwicklung unter Lucas, ebenfalls sein Weg zur dunklen Seite. Auch eine Snoke sehr ähnliche Figur gab es bei Lucas.

    Von Konzeptkünstler James Clyne findet sich in dem Buch ein Jedi-Tempel als große bronzene Kuppel. Es soll eine der ersten Ideen gewesen sein, wie der Tempel hätte aussehen können. Von diesem Konzept soll Lucas besonders begeistert gewesen sein. Auch ganz andere mögliche Tempel-Designs wie zum Beispiel gigantische, fliegende Steine wurden damals diskutiert. Eines der vielen Designs (es gab über ein Dutzend völlig verschiedener Ideen) hätten wir dann beinahe bereits in „Das Erwachen der Macht“ präsentiert bekommen. Denn ursprünglich sollte bereits in diesem Film Luke eine neue Schülerin ausbilden. Doch nach und nach wurden sie dort entfernt. Der ursprüngliche Drehbuchautor Michael Arndt („Toy Story 3“) verriet bereits 2015 direkt nach Kinostart, dass diese Entscheidung noch unter seine Ägide gefallen ist, bevor er den Drehbuchposten an Lawrence Kasdan und J.J. Abrams abtrat. Er habe damals das Gefühl gehabt, dass eine zu große Präsenz von Luke dem Film schade. Es ging plötzlich zu sehr um Luke, die Zuschauer hätten sich dann weniger für die neuen Figuren, allen voran für Rey, interessiert. Er entschied daher, dass die Frage, wer mittlerweile Luke Skywalker ist, erst in „Star Wars 8“ geklärt werden sollte. J.J. Abrams und später Rian Johnson teilten diese Meinung.

    Rian Johnsons freie Hand

    Rian Johnson erklärte mehrfach, dass er völlig freie Hand bei „Star Wars 8“ hatte und selbst Reys Eltern hätte ändern dürfen. Diese Aussage wird gerne dahingehend ausgelegt, dass er alles über den Haufen geworfen hat und – je nach Auslegung – das Franchise revolutioniert oder versaut hat. Aber so funktioniert das Filmemachen nicht, gerade bei einem Mega-Franchise wie „Star Wars“. Filmemachen ist eine Teamarbeit und das zu verdeutlichen ist eine der Stärken aller bisherigen „The Art Of Star Wars“-Bücher. Wie schon bei der Originaltrilogie und den Prequels gute und schlechte Ideen nicht alle von George Lucas stammten, ist auch in „Die letzten Jedi“ nicht alles von Johnson. Der Regisseur, der an Bord kam bevor „Das Erwachen der Macht“ fertig war, traf sich nach eigener Aussage mehrfach mit J.J. Abrams, um zu klären, was dieser sich zu bestimmten Figuren gedacht hat. Vor allem arbeitete er aber anschließend mit einem großen Team zusammen, dem zahlreiche Lucasfilm-Mitarbeiter angehörten, die teilweise schon mit George Lucas selbst an „Star Wars“ gewerkelt haben.

    Darunter befindet sich zum Beispiel Doug Chiang. Der frühere Effekte-Spezialist (u. a. „Terminator 2“, „Jumanji“, „Der Tod steht ihr gut“) und mittlerweile als Creative Director bei Lucasfilm tätige, langjährige Lucas-Vertraute kreierte schon 2014 ein Bild mit Lukes im Wasser versunkenen X-Wing, das in „The Art Of Star Wars: The Last Jedi“ zu sehen ist und eigentlich für „Das Erwachen der Macht“ gedacht war. Als Rian Johnson an Bord kam, wurden viele neue Bilder gezeichnet, die als Filmszene zeigen sollten, dass Luke mit einem Raumschiff nach Ahch-To gekommen ist. Doch am Ende entschied der Regisseur wieder, auf die Idee zurückzugreifen, die Chiang für den Vorgängerfilm von J.J. Abrams entwickelt hatte und eine Szene zu filmen, die fast dessen alter Konzeptzeichnung gleicht.

    Ein Angriff der Knights Of Ren?

    Viele Ideen zu Lukes und Reys Zeit auf der Insel stammen auch von Kevin Jenkins. Der Konzeptzeichner und Effekte-Spezialist („Guardians Of The Galaxy“, „Edge Of Tomorrow“) arbeitete ebenfalls bereits an „Das Erwachen der Macht“ und erklärte im Buch sehr anschaulich, wie Ideen von ihm bei „Die letzten Jedi“ Einfluss fanden. Als er erfuhr, dass Rian Johnson „Star Wars 8“ übernimmt, fing er ohne Auftrag an, Bilder zu gestalten, um so den neuen Regisseur zu überzeugen, ihn ebenfalls an Bord zu holen. Er wusste zu diesem Zeitpunkt schon, dass Rey am Ende von „Star Wars 7“ Luke findet. Also setzte er dort an und entwarf zahlreiche Zeichnungen – quasi ins Blaue hinein.

    Jenkins prägte damit Lukes Erscheinungsbild als zurückgezogener Eigenbrötler, der mit Sack und Pack über seine Insel streift. Andere Ideen von Jenkins wurden dagegen nicht übernommen. So entwarf er Bilder für einen Angriff auf die Insel, wohl durch die Knights Of Ren. Dazu gab es immer wieder Gerüchte. Im Film ist davon keine Spur – genauso wie von Jenkins Idee einer Konfrontation zwischen Luke, Rey und Kylo Ren auf Ahch-To. Auch eine solche Szene findet sich bei seinen Konzeptbildern im „The Art Of Star Wars“-Buch. Für den Zeichner lohnte sich die Eigeninitiative übrigens trotzdem. Er war schließlich unter anderem auch an der Visualisierung von Snokes rotem Thronsaal beteiligt.

    War es bei der Original-Trilogie vor allem interessant, aus den „The Art Of Star Wars“-Büchern zu entnehmen, welche Ideen von George Lucas, die für uns heute überhaupt nicht zu dem „Star Wars“, wie wir es kennen, passen würden, im Raum standen, erfahren wir im Begleitbuch zu „Die letzten Jedi“ also nun unter anderem, wie schon lange diskutierte Ansätze wieder aufgegriffen wurden. Wir wissen zwar leider weiter nicht, was George Lucas für Ideen, für eine neue Trilogie hatte, sie enthielten aber wohl auch einen Einsieder-Luke, der eine Schülerin trainiert (auch wenn er ihr wohl mehr als ein paar Lektionen beibgebracht hätte und sie nicht nur abwimmeln wollte). Es würde uns nicht wundern, wenn wir in zwei Jahren im Begleitbuch zu „Star Wars 9“ von J.J. Abrams erneut einige Zeichnungen finden werden, die bereits 2013 angefertigt wurden - und vielleicht sogar einige aus der Zeit davor, die uns weiter Einblick in die Ideen von Lucas selbst geben...

     

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