Keine Entschuldigung für Figurentod: Hat "Harry Potter"-Autorin J.K. Rowling mit ihrer Tradition gebrochen?

2007 erschien der letzte Band von J.K. Rowlings weltberühmter „Harry Potter“-Romanreihe. Darin kommt es während der sogenannten Schlacht von Hogwarts zur finalen Auseinandersetzung zwischen Harry und Voldemort, während der der Zauberlehrling den mächtigen Oberfiesling endlich besiegen kann. Diesem Ereignis gedenken die Potter-Fans jährlich am 2. Mai – dem Datum, an dem die Schlacht laut Rowling stattfand. Und seit 2015 trägt die Autorin ihren Teil dazu bei, indem sie sich via Twitter jährlich für ein Todesopfer entschuldigt. Im ersten Jahr war dies Fred Weasley, 2016 folgte Remus Lupin, dann Severus Snape und zuletzt Hauself Dobby – auch wenn der bereits einige Zeit vor der großen Endschlacht dran glauben musste.

Auch in diesem Jahr warteten die Potter-Jünger gespannt darauf, wem Rowling ihr nächstes „Sorry“ widmet – aber vergeblich. Nach vier Jahren brach die Autorin mit ihrer selbst ins Leben gerufenen Tradition. Oder ihre Entschuldigung fiel in diesem Jahr einfach deutlich subtiler aus, wie einige Fans bei Twitter vermuten…

Entschuldigung für Sirius Blacks Tod?

Auf der Social-Media-Plattform änderte Rowling nämlich das Header-Bild ihres Profils zu einem hell leuchtenden Sternenhimmel. Darauf basierend vermuteten Fans, dass dies ein subtiles „Sorry“ an Harrys Patenonkel Sirius Black sein könnte. Sirius ist nämlich nicht nur der Name des beliebten, in den Verfilmungen von Gary Oldman gespielten Charakters, sondern auch der des hellsten Sterns am Nachthimmel.

Doch das klingt schon ein wenig weit hergeholt. Auch, weil Sirius Black natürlich nicht in der Schlacht um Hogwarts und nicht einmal im letzten Potter-Roman „Die Heiligtümer des Todes“ starb, wie es bei Dobby der Fall ist, für den Rowling sich vergangenes Jahr entschuldigte, sondern bereits in Band fünf, „Der Orden des Phönix“.

Darum hat Rowling sich nicht entschuldigt

Viel wahrscheinlicher ist, dass die jährliche Entschuldigung von Rowling ganz einfach ausfiel, weil sie momentan eine Social-Media-Pause einlegt und bereits seit Mitte März bei Twitter nichts mehr von sich hören ließ. Dies ist wohl eine Reaktion auf den heftigen Gegenwind, der ihr entgegenschlug, nachdem sie Details zur Beziehung zwischen Dumbledore und Grindelwald verriet, um die es unter anderem in den „Fantastische Tierwesen“-Filmen geht.

Sie sagte damals, dass die beiden – über die sie bereits vor einiger Zeit offenbart hatte, dass sie homosexuell seien – eine sehr leidenschaftliche Liebesbeziehung geführt hätten. Die negativen Reaktionen bezogen sich jedoch größtenteils gar nicht auf den Inhalt ihrer Äußerungen, sondern vielmehr darauf, dass sie immer wieder Details zu der von ihr erschaffenen Welt offenbart, nach denen wirklich niemand gefragt hat.

So schrieb sie im Januar 2019 auf ihrer Website Pottermore, dass es in Hogwarts nicht immer Toiletten gegeben habe, sondern Zauberer bis ins 18. Jahrhundert einfach hingemacht hätten, wo sie gerade standen, und dies dann auf magische Weise verschwinden ließen:

Schon nach dieser merkwürdigen Information wurde sich im Internet vielfach über den Mitteilungsdrang der Autorin lustig gemacht, den sie bereits in den vergangenen Jahren immer wieder auslebte, und spätestens mit den neuen Details zu Dumbledores und Grindelwalds Beziehung wurde daraus ein Meme, das die sozialen Netzwerke flutete.

Mit Sicherheit können wir zwar nicht sagen, dass Rowling deshalb nun eine Social-Media-Pause einlegt und ihre Entschuldigungs-Tradition (wahrscheinlich) ausfallen ließ, die Vermutung liegt aber zumindest nahe. Und verständlich wäre es auch, denn wer schaut sich schon gern tagtäglich an, wie sich über ihn lustig gemacht wird?

J.K. Rowling arbeitet an "Phantastische Tierwesen"-Drehbuch

Eine weitere Möglichkeit wäre aber auch, dass die Autorin gerade einfach nicht den Kopf für Social-Media-Aktivitäten hat, weil sie alle Hände voll zu tun hat. Sie schreibt nämlich das Drehbuch zum dritten Teil der „Phantastische Tierwesen“-Reihe, der erst kürzlich um ein Jahr nach hinten verschoben wurde. Die offizielle Meldung seitens Studio Warner Bros. besagte zwar nur, dass „den Filmemachern dadurch die Zeit und der Raum gegeben wird, ihre Kunst vollständig zu entfalten“ und nicht, was genau zur Verzögerung führt, allerdings liegt die Vermutung nicht fern, dass auch das Drehbuch von Rowling noch einmal überarbeitet wird…

Am 21. November 2021 soll „Phantastische Tierwesen 3“ nun in die Kinos kommen. Bereits am heutigen 11. Mai 2019 könnt ihr aber einen anderen Film aus dem Potter-Universum sehen: Ab 20:15 Uhr strahlt Sat.1 nämlich „Harry Potter und der Halbblutprinz“ aus.