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    Das erste schwule Paar bei "Star Wars": Mal wieder nur ein Babyschritt von Disney

    Es ist nun offiziell: Orka und Flix sind das erste offiziell schwule Pärchen im „Star Wars“-Kanon. Wer? Dass ihr euch genau das fragt, ist eines der Probleme, die FILMSTARTS-Redakteur Björn Becher mit dem nächsten Disney-Babyschritt hat.

    Walt Disney

    +++ Meinung +++

    Im Podcast Coffee with Kenobi bestätigten die Produzenten der Animationsserie „Star Wars Resistance“, dass es in ihrer Serie die ersten offiziell homosexuellen Figuren der „Star Wars“-Geschichte gibt: Orka (im Original gesprochen von Jim Rash) und Flix (Bobby Moynihan).

    Man könnte sich über die „Enthüllung“ durch Athena Portillo, Justin Ridge und Brandon Auman freuen, geht Disney damit doch einen Schritt in die richtige Richtung – übrigens eine Richtung, die ganz selbstverständlich eingeschlagen werden sollte. Den natürlich gibt es in der vielfältigen und bunten Welt des „Star Wars“-Universums wie in jeder anderen auch nicht nur heterosexuelle Beziehungen. Und wir wissen nicht einmal, wie viele verschiedene Geschlechter und Formen der Sexualität es womöglich bei den ganzen Alien-Rassen gibt.

    Der Fortschritt ist kaum sichtbar

    Allerdings ist die Ankündigung bei Weitem nicht so progressiv, wie die Disney-Macher selbst scheinbar denken – auch weil Orka und Flix sich so sehr wie ein intim miteinander vertrautes Paar benehmen, dass Serienkenner bisher schon durchaus vermuten konnten, dass ihre Intimität nicht nur emotionaler, sondern auch sexueller Natur sein könnte. Hier haben die Macher also nur etwas bestätigt, was die Fans schon lange in der Figurenzeichnung angelegt sahen. Und offen gezeigt oder ausgesprochen haben sie ihre Liebe bislang auch nicht.

    Walt Disney

    Dass sich nicht Menschen, sondern ein an ein Schwein und ein an einen Vogel erinnerndes Alien in einer kleinen Animationsserie, die kaum jemand schaut, lieben, ist zudem die einfachste Möglichkeit von Disney, „behauptete“ Diversität ins „Star Wars“-Universum zu bringen – und sie gleichzeitig möglichst unter dem Deckel zu halten.

    Disney will Diversität – aber nicht zu viel

    Aus dem US-Mega-Konzern ist immer wieder zu hören, wie wichtig Diversität ist – kein Wunder, das früher propagierte Bild der Märchenprinzessin und des sie mit einem Kuss rettenden Prinzen ist ziemlich überholt. Aber zu viel darf es bitte nicht sein, denn so sehr man sich offen zeigen will, gibt es dann ja doch für die Einnahmen wichtige Länder (Russland, China), wo Filme mit offen dargestellter Homosexualität schnell aus den Kinos fliegen.

    Also bringt uns Disney immer nur ein kleines bisschen Diversität. Da wird im Vorfeld groß bestätigt, dass LeFou in „Die Schöne und das Biest“ schwul ist, in der Neuverfilmung aber nur kurz gezeigt, dass er mit einem anderen Mann tanzt. Oder da bringen in „Toy Story 4“ zwei Frauen ihr Kind in die Vorschule, doch wer blinzelt, verpasst den Moment.

    Und apropos Disneys Interesse an konservativen Kinoländern wie Russland und China: So weit muss man gar nicht schauen, um zu erkennen, was das auf Familienunterhaltung spezialisierte Unternehmen Disney von möglichen klareren Positionierungen auch abhalten könnte: Die Mini-Szene mit den – nicht einmal explizit benannten – lesbischen Müttern hat in den USA schon gereicht, um u. a. die konservative christliche Gruppe One Million Moms zum Boykott von Disney aufrufen zu lassen.

    Was Disney und die Diversität betrifft, bekommt man also das Gefühl: Man zeigt gerade noch so viel, dass man sagen kann, wir machen doch was, aber auch noch so wenig, dass keine Zensoren einschreiten oder das Publikum vor der eigenen Haustür davonläuft.

    Wie wichtig ist Disney eine Darstellung des echten Lebens?

    Und in diese Richtung gehen nun also auch die „ersten offiziellen homosexuellen ‚Star Wars‘-Figuren“, zwei Charaktere aus der hintersten Reihe des Franchise. Ich hoffe sehr, dass sich Disney bald endlich von diesen Babyschritten verabschiedet. Schließlich sind die Filmwelten (ob der Realität nachempfunden oder fantastische Orte in einer fernen Galaxis) Abbilder unseres echten Lebens. Und in diesem gibt es nun einmal vielfältige Formen der Liebe.

    Am weitesten scheint man bei Disney-Tochter Marvel zu sein. Zuletzt erzählte in „Avengers: Endgame“ schon ein Mann (gespielt von Regisseur Joe Russo) vom Verlust seines Gatten und einem ersten Date mit einem neuen, anderen Mann. Für die Zukunft hat Marvel-Boss Kevin Feige mehr versprochen. „The Eternals“ soll eine LGBTQ-Hauptfigur haben, Thor-Nachfolgerin Valkyrie (Tessa Thompson) bald ihre Königin finden.

    Doch sind das wieder nur Ankündigungen oder folgen auch endlich mal Taten? Wir werden sehen, ob es dann wieder nur verstohlene Blicke gibt oder ob sich in einem Disney-Film nicht nur regelmäßig Mann und Frau küssen, sondern auch mal zwei Männer oder zwei Frauen offen Zärtlichkeiten austauschen können und auch wirklich als Paar gezeigt werden.

    „Star Wars Resistance“ geht übrigens ab dem 6. Oktober 2019 in seine zweite und finale Staffel, in der vielleicht ja schon mehr von der Beziehung von Orka und Flix zu sehen ist.

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