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    Erzählt "Der Fall Collini" eine wahre Geschichte? Das steckt wirklich hinter dem Gerichts-Thriller mit Elyas M'Barek
    Markus Trutt
    Markus Trutt
    -Redakteur
    Filme, Serien, Videospiele. Markus brennt schon seit Kindertagen für so ziemlich alles, was über Bildschirme und Leinwände flimmert.

    Am heutigen Montag zeigt Das Erste „Der Fall Collini“ erstmals im Free-TV. Der Gerichtsprozess im Zentrum der Ferdinand-von-Schirach-Adaption mutet dabei durchaus authentisch an. Aber hat er auch tatsächlich stattgefunden?

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    Gerichtsfälle gibt es in der Filmwelt zuhauf und nicht selten drängt sich dabei die Frage auf, ob wir es bei dem für die Zuschauerschaft dramatisch aufbereiteten Prozess mit einem echten Fall zu tun haben. Schließlich sind es gerade aufsehenerregende reale Verhandlungen, die gerne als Inspiration für packende Justiz-Dramen genutzt werden (vor allem wenn heutzutage selbst Dämonen-Horror wie „Conjuring 3“ an echte Gerichtsprozesse angelehnt ist).

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    Auch bei der Romanverfilmung „Der Fall Collini“ liegen solche Überlegungen nahe. Die Geschichte um den titelgebenden italienischen Gastarbeiter („Django“-Legende Franco Nero), der scheinbar aus heiterem Himmel einen Industriellen ermordet und daraufhin vor Gericht landet, wirkt sehr in der Realität verankert, was nicht zuletzt am Vorlagen-Autor Ferdinand von Schirach liegen dürfte, der schließlich selbst erfahrener Jurist ist. Aber ist der Fall wirklich echt?

    Die kurze Antwort: Die Handlung und die Hauptfiguren von „Der Fall Collini“ sind fiktiv. Ganz so einfach ist die Sache aber trotzdem nicht...

    Fiktive Geschichte, reales Gesetz

    Achtung, es folgen leichte Spoiler zum Film!

    Die konkrete Story in „Der Fall Collini“ mag erfunden sein, dennoch hat sie einen ganz entscheidenden wahren Hintergrund. Wie sich im Verlauf des Films nämlich herausstellt, handelt es sich beim ermordeten Industriellen um einen ehemaligen Sturmbannführer der SS, der für seine Verbrechen während der NS-Zeit jedoch nie zur Rechenschaft gezogen wurde – obwohl eine Anzeige gegen ihn vorlag.

    Der haarsträubende Grund: 1968 hat ein früherer NS-Anwalt ein neues Gesetz durchgedrückt, wonach nur noch absolute Führungskräfte des NS-Regimes wie etwa Adolf Hitler und Heinrich Himmler vor dem Gesetz als Täter galten, während alle anderen trotz ihrer teils horrenden Verbrechen lediglich als Helfer oder Handlanger eingestuft wurden, deren Taten dadurch nach 15 Jahren schon verjährten und so nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden konnten. Ja, dieses Gesetz gab es tatsächlich.

    Das reale Vorbild für Hans Meyer

    Die Parallelen zur Realität in „Der Fall Collini“ erschöpfen sich jedoch noch nicht mit jenen Auswüchsen der Gesetzgebung. Auch im Figuren-Ensemble steckt ein Teil Wirklichkeit. Zwar sind die Charaktere, wie eingangs erwähnt, recht frei erfunden, eine zentrale Ausnahme gibt es dann aber doch:

    Der ermordete Industrielle Hans Meyer basiert lose auf dem echten SS-Mann Friedrich Engel – zumindest in Bezug auf seine Taten, wie Ferdinand von Schirach in mehreren Interviews selbst bestätigte. Wie Meyer im Film war Engel in der Realität für die Erschießung von vielen italienischen Partisanen verantwortlich. Auch Engel kam damit jedoch davon. Nachdem er viele Jahre untergetaucht war, wurde er 2002 zunächst zwar verurteilt, letztlich auf Grundlage des oben beschriebenen Gesetzes jedoch wieder freigesprochen. 2006 starb er dann in Freiheit im Alter von 97 Jahren.

    „Der Fall Collini“ läuft am heutigen 2. August 2021 um 20.15 Uhr im Ersten. In der Nacht auf Dienstag wird der Film ab 2.45 Uhr noch einmal wiederholt. Nach der TV-Ausstrahlung ist er zudem eine Woche lang kostenlos in der ARD Mediathek abrufbar.

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