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    Heimkino-Tipp: Legendärer Kultfilm des "Fluch der Karibik"-Machers bekommt endlich seine überfällige Neuauflage
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Bevor Gore Verbinski in „Ring“ von einem Video-Fluch erzählte und die „Fluch der Karibik“-Reihe aus der Taufe hob, rief er zur „Mäusejagd“ auf. Nach langem Warten gibt es die durchgeknallte Slapstick-Komödie nun endlich auch in HD auf Blu-ray.

    Paramount Pictures

    +++Meinung+++

    Groteske Anblicke. Cartooneske Slapstick-Gewalt, die bis ins Makabere eskaliert. Und eine detailreiche, absurd-schmuddelige Ästhetik, die aus einem kindischen Mann-gegen-Maus-Spaß einen denkwürdig-seltsamen Film formt, der sich ins Gedächtnis brennt: 1998 mit respektablem Erfolg ins Kino entlassen, mauserte sich „Mäusejagd“ zu einem Geheimtipp, der von vielen Filmfans, die mit ihm aufgewachsen sind, auch heute noch gefeiert wird. Doch auf eine Blu-ray dieses außergewöhnlichen Debüts von „Fluch der Karibik“- und „Ring“-Regisseur Gore Verbinski mussten wir lange verzichten. Erst jetzt hat das Warten endlich ein Ende: „Mäusejagd“ gibt es ab sofort auch auf Blu-ray!

    Das ist "Mäusejagd"

    Die Brüder Ernest (Nathan Lane) und Lars (Lee Evans) Smuntz bekommen von ihrem Vater eine mäßig erfolgreiche Schnurfabrik sowie eine ramponierte Villa vererbt. Wenigstens wurde die Villa von einem angesehenen Architekten entworfen und ließe sich, erstmal etwas hergerichtet, zu einem ordentlichen Preis veräußern. Allerdings lebt in dem staubigen Herrenhaus eine findige Maus – und die übt sich lieber in rabiater Rache, statt sich einfach so einfangen oder gar töten zu lassen …

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    In den Kleinkrieg zwischen Chaos-Brüdern und unfassbar listiger Maus wird unter anderem ein absonderlicher Kammerjäger hineingezogen, der in Gestalt des einzigartigen Christopher Walken daherkommt. Außerdem schneit Ernie Sabella für einen Cameo vorbei und sorgt somit für eine kleine Meta-Reunion zweier legendärer Disney-Sidekicks – Lane und Sabella sind nämlich im Original die Stimmen des neunmalklugen Erdmännchens Timon und des Faulenzer-Warzenschweins Pumbaa in „Der König der Löwen“.

    Regisseur Verbinski würzt seine Familienkomödie aber auch mit zahlreichen galant eingewobenen, ebenso unaufdringlich inszenierten wie für's Kennerauge reizvoll-gewitzten Verweisen auf eine so eklektische Auswahl an Werken wie „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“, „Goldgräber von 1933“ oder Martin Scorseses „Kap der Angst“-Remake. Doch die popkulturellen Verweise in dieser Komödie, die die rastlose Energie von Cartoons wie jene rund um „Tom & Jerry“ ins Realfilmfach überträgt, sind nur einer von vielen Aspekten, weshalb „Mäusejagd“ Jung und Alt gleichermaßen begeistert.

    Ein Spitzenregisseur wärmt sich auf

    Ob in seiner von Film zu Film immer größer und komplexer werdenden „Fluch der Karibik“-Trilogie, dem Oscar-prämierten Animationsfilm „Rango“ oder im Westerntrip „Lone Ranger“, der in ein spektakuläres, minutiös eingefädeltes Finale mündet: Gore Verbinski bewies mehrfach, dass er einzigartige Actionszenen entwerfen kann, in denen schräger Humor, furioses Spektakel und dramaturgische sowie inszenatorische Elemente, die mit der Präzision eines Uhrwerks ineinandergreifen, zu einer ungewöhnlichen Einheit verschmelzen.

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    Dieses Talent zeichnet sich bereits in seinem Langfilmdebüt ab: Seien es wortwörtliche Katz-und-Maus-Szenen, die Flucht einer unfassbar niedlichen Maus vor Mächten wüster Zerstörung oder eine Parade an immer verrückter werdenden Fallen und Missgeschicken, die den Smuntz-Brüdern das Leben zur Hölle machen: Verbinski inszeniert den Trubel und den Slapstick in „Mäusejagd“ mit schneidigem Tempo sowie großem Einfallsreichtum, so dass sich in ihm bereits erahnen lässt, dass der Filmemacher zu (noch) Größerem berufen ist.

    Und selbst wenn die Charakterzeichnung manchmal etwas ungelenk ausfällt, profitiert „Mäusejagd“ von einem gewissen Anarcho-Touch: Statt es sich einfach zu machen und im Konflikt zwischen tölpeligen Brüdern und Einsiedler-Maus klar abzugrenzen, auf wessen Seite das Publikum stehen sollte, fröhnt Verbinski genüsslich dem Chaos. Die Brüder sind dumm und gierig, haben aber auch nachvollziehbare Motive – und die Maus ist ein eingangs unschuldiges Opfer, das allerdings mit vollkommen unnötiger Härte zurückschlägt.

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    Es klingt absurd, es über eine Slapstick-Familienkomödie zu schreiben, aber es trifft einfach zu: In „Mäusejagd“ wird ständig mit der Perspektive gespielt, welche Seite als pro- und welche als antagonistisch zu sehen ist. So lässt Verbinski vor allem sein älteres Publikum ständig zwischen Mitleid, Schadenfreude und reiner Schaulust schwanken. Im Zusammenspiel mit einer Reihe an frivol-makaberen Witzen und detailreichen, verwinkelten Kulissen sowie einer bei aller Spritzigkeit auch sehr rauen, augenzwinkernd-fiesen Bildsprache erreicht Verbinskis Debüt somit eine bemerkenswerte Balance:

    Was Kinderaugen einfach nur wie eine interessante, flotte Komödie vorkommt, offenbart erwachsenen Augen zahlreiche „Was zur Hölle passiert gerade?“-Momente. Das trägt zweifelsohne zur Faszination dieser auf den ersten Blick so unscheinbaren Spätneunziger-Familienkomödie bei und tröstet mühelos über manche Schwächen wie gelegentlich schrilles Overacting und manche holprigen Dialoge hinweg. Es braucht mehr solcher Familienspäße mit unangepasstem Charakter!

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