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    TV-Tipp: Ich war bereit, das Ende dieses Blockbusters zu hassen – aber er hat mich völlig rumgekriegt!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Was, wenn ein Mega-Blockbuster mit aufregendem Ende fortgeführt wird und sich das Sequel darum dreht, möglichst viel davon wieder rückgängig zu machen? „Avengers: Endgame“ macht genau das und führt vor, wie stark es sein kann, zurückzurudern.

    +++ Meinung +++

    Nach seinem temporeichen Vorläufer mit atemberaubendem Ende hatte „Avengers 4: Endgame“ eine undankbare Aufgabe: Das Marvel Cinematic Universe musste aus seiner in „Avengers 3: Infinity War“ angebrochenen, dunkelsten Stunde raus, ohne dass das hohl und kitschig wirkt. Man erwartete vom Publikum, nur ein Jahr, nachdem es den dramatisch-schockierenden Schluss des einen Films gefeiert hat, dass es nun dafür ist, diesen wieder zu mildern oder gar auszulöschen.

    Genau deshalb hatte ich große Sorge, was das Blockbuster-Event anging – doch diese Sorgen hat mir das Marvel-Spektakel konsequent genommen. Heute könnt ihr genau das im Fernsehen nachfühlen: Sat.1 zeigt „Avengers: Endgame“ heute, am 16. Oktober 2022, ab 20.15 Uhr, alternativ könnt ihr den gigantischen Superhelden-Triumph jederzeit bei Disney+ streamen.

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    "Avengers: Endgame": Es kostet ein starkes Ende...

    +++ Spoiler +++

    Wie Millionen von Filmfans war ich von „Avengers 3“ angetan – nicht zuletzt, weil die desorganisierte Heldentruppe darin nach massig Hochdruck-Action keinen Überraschungssieg errang. Das desaströse Ende des Films sorgte aber auch für Zweifel – nicht nur bei mir: 2018 lautete eine geläufige, konträre Meinung: „Wir können 'Avengers 3' nicht für sein Ende feiern, es wird garantiert rückgängig gemacht!“

    Exakt diese Position habe ich nicht geteilt. Ich hasse ja nicht meinen Urlaub, weil er enden wird. „Nicht der Urlaub, also 'Avengers 3', ist das Problem, sondern die drohende Rückkehr“, lautete mein Gedanke anno 2018. Diese Haltung brachte monatelanges Klammern an einem negativen Ende mit sich: Ich malte mir aus, wie mutig es wäre, sollte das Marvel Cinematic Universe die nächste Phase auf den Ruinen von „Avengers 3“ aufbauen – ohne Rückkehr der Verlorenen!

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    Gleichwohl wusste ich, dass ich mir was vormache. Natürlich werden die Avengers ihre krachende Niederlage gegen Thanos (Josh Brolin) rückgängig machen. Ähnliches geschah bereits in einem filmischen „Star Trek“-Doppel, und in den Marvel-Comics lief es ebenfalls so ab. Trotzdem hatte ich mich in den Wunsch eines Schwarzmaler-Endes verbissen. Daher ging ich mit gemischten Gefühlen in „Avengers: Endgame“: Ich hatte große Hoffnung, ihn zu mögen – schließlich wurde er als Zwischenfinale einer von mir geachteten Reihe positioniert.

    Zugleich habe ich mich auch auf eine Enttäuschung eingestellt. Darauf, dass ich wütend aus dem Saal stapfe, über ein aus der Nase gezogenes Kitschende grantelnd. Aber: „Avengers 4“ überzeugte mich von Szene zu Szene immer mehr von seinem Endziel, bis ich eine komplette 180°-Wende durchgemacht habe. Ich erkannte: Die Niederlage in „Avengers 3“ war kein Ende, sondern die Vorbereitung auf ein glorreiches, hart errungenes Comeback: Das Superteam wurde durch „Avengers 3“ zum Underdog, der sich in „Avengers 4“ zum wohlverdienten Erfolg ackert.

    ...um ein noch stärkeres zu erzählen

    Die Autoren Christopher MarkusStephen McFeely und die Regie-Brüder AnthonyJoe Russo servieren den Avengers ihren Triumph nicht auf dem Silbertablett. Was eine harmoniesüchtige Entschuldigung für das vorherige Marvel-Crossover hätte werden können, wurde zum emotionalen, packenden Kampf um die Chance auf eine Revanche. Die mag mit einem Schnipsen enden, allerdings ist es das wohl am redlichsten erkämpfte Schnipsen der Filmgeschichte.

    Zuvor zeigen Markus & McFeely ausführlich, wie unterschiedlich die Überlebenden ihre Niederlage gegen Thanos verarbeiten. Eine hastige Rachemission verweigerte ihnen bereits jegliche Genugtuung, Jahre später haben sich manche zumindest oberflächlich mit der neuen Normalität arrangiert (etwa Chris Evans' Captain America). Andere halten die Fassade emotionaler Stabilität mehr schlecht als recht aufrecht. Wie Scarlett Johanssons Black Widow, die in mehreren Filmszenen aussieht, als stünde sie kurz vor einer Heulattacke, die sie gerade noch zurückhält.

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    Nach dem Verweilen in diesem Elend und einer bittersüßen Wiedervereinigung zwischen Ant-Man (Paul Rudd) und seiner Tochter Cassie (Emma Fuhrmann), war ich bereits weich geklopft. Meine theoretische Begeisterung für das Konzept eines anhaltenden, tragischen Endes bekam meine reale Empathie für diese Figuren zu spüren. Dann bannte mich die Entwicklung, dass die Avengers frühere Streitigkeiten bei Seite legen, um einen Zeithüpfer (respektive „Time Heist“) zu wagen, den Iron Man (Robert Downey Jr.) zunächst zähneknirschend in die Wege leitet.

    Plötzlich ertappte ich mich, wie ich dem entgegenfieberte, zu sehen, wohin der Plan führt. Allmählich wunderte ich mich, wie ich je hoffen konnte, dass er scheitert. Ich freute mich mit den Avengers über Wiedersehen, litt in ruhigen Momenten mit, und genoss die dynamisch-gewitzte, die absurde Idee dennoch mit Tragweite versehende Inszenierung. Nach geglückter, wenngleich mit Verlusten verbundener Rückkehr in die Gegenwart, fiel mir ein Brocken vom Herzen. Spätestens, wenn ein nimmermüder, mutiger Cap gewillt ist, sich dem durch die Zeit gereisten Thanos und seiner Armee allein zu stellen, war es vollends um mich geschehen:

    Ich habe ihm sämtliche Unterstützung herbei gewünscht, die das MCU ihm bieten konnte. Genau die brach wenige Sekunden danach mit einem „Achtung, links!“ angekündigt herein. Die anschließende Parade an zurückkehrenden Marvel-Figuren, die ich wenige Stunden zuvor noch befürchtete, war nach all dieser Vorarbeit der einzig konsequente Lohn. Ein herrliches, berauschendes Kinoereignis. Und ich Narr war überzeugt, dagegen zu sein, was es auch kostet.

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