Zu Beginn macht die Serie eigentlich alles richtig. Sechshundert Menschen in einem Raumschiff einzusperren sorgt für allerhand interessante Konflikte und die Besatzung intrigiert mit den unterschiedlichsten Motiven gegeneinander. Der optisch interessante Retro-Futurismus der Ascension knüpft an das utopische Weltraumdesign der sechziger Jahre an (inklusive Telefone und Magnetbänder) und führt es eigenständig weiter. Klar kann man sich fragen, wie die Herrschaften ohne Einfluss der Außenwelt nicht nur die bei ihrem Start immer noch präsente Rassentrennung überwunden und ganz nebenbei ein Art Retro-Tablet-PC erfunden haben. Aber Science Fiction folgt nun einmal eigenen Regeln, also kann man das als aufgeschlossener Zuschauer akzeptieren. Manche stilvolle Kamerafahrt verdeutlicht die enormen Ausmaße des Schiffs und beschert dem TV-Event einige kinotaugliche Bilder.
Ein spätestens ab Folge Nummer drei immer deutlicher werdendes übernatürliches Phänomen ist in der Logik der Handlung zunächst noch akzeptabel. Der Kriminalfall und ein entscheidender Twist in der zweiten Folge treiben die Handlung zusätzlich voran, ohne dass sie jemals zu überfrachtet wirken würde. Charaktere segnen das Zeitliche von denen man es nicht erwartet hätte, gewisse Leute arbeiten eigentlich für die Gegenseite (oder doch nicht), keiner vertraut dem anderen - eigentlich ein perfektes Serienszenario. Bis zur letzten Folge schafft es "Ascension" die Spannung zu halten, auch wenn man sich fragt, wie das Ganze denn nun aufgelöst werden soll. Leider wählen die Drehbuchautoren eine zu einfache Lösung. Das sorgt nicht nur für eine verwirrende letzte Szene, sondern auch für einen missglückten Übergang in eine Fortsetzung, die es nicht geben wird. So bewundernswert der Weg dorthin auch konstruiert wurde, eine Verschiebung mancher Enthüllungen und andere Gewichtung der Konflikte hätte zu einem befriedigenderen Ergebnis geführt.
Jenseits dieses Fettnäpfchens bekommt man einige Stunden gute Unterhaltung serviert. Die Darsteller sind größtenteils unbekannt und trotzdem gut, die Ideen meistens originell und nicht zu offensichtlich von anderen Genreklassikern geborgt. Die komplexe Geschichte lässt zudem manchen eindimensional angelegten Charakter schnell vergessen. Inhaltlich kann man das Geschehen durchaus als Kommentar zu einer übertriebenen Wissenschaftsgläubigkeit verstehen, vordergründige Moralpredigten sucht man aber vergeblich.
SyFys Eigenproduktionen hatten bisher (nicht immer zu unrecht) den Ruf, trashige Variationen bekannter Produktionen größerer Sender und Studios zu sein. Mit dieser Serie gelingt es dem Sender einerseits dieses Klischee zu widerlegen, gleichzeitig erinnert das Ende dann aber doch wieder an den genannten Vorwurf. Wer mit dieser Einschränkung leben kann und sich einfach mal überraschen lassen will, für den hält "Ascension" viele gute Momente bereit. Ein Vergleich mit Christopher Nolans "Interstellar" liegt nahe: ein gleichfalls unterhaltsames und ideenreiches Weltraumabenteuer, dessen Ende dann aber doch wieder alles in Frage stellt.