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    Die Dinos
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    Sebastian Schlicht7
    Sebastian Schlicht7

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    Serienkritik
    4,5
    Veröffentlicht am 13. April 2024
    Großartige Puppen-Sitcom, die nach wie vor aktuell und unterhaltsam ist!

    Kaum eine Serie hat die 90er so geprägt, wie „Die Dinos“. Eine Art Persiflage auf gängige Sitcoms zu der Zeit, denn statt Menschen hatte man eben Dinosaurier. Das Ganze war das Ergebnis von vielen verschiedenen Köpfen. Da wäre zuerst der große Jim Henson, der kurz vor seinem Tod, die Idee zu diesem Konzept hatte. Nach seinem Tod übernahmen dann vor allem Bob Young und Michael Jacobs das Ruder für diese einzigartige Serie, während Disney als Produzenten-Studio das ganze finanzierte. „Die Dinos“ hatte Premiere 1991 und lief mehr als vier Jahre mit insgesamt vier Staffeln. Jedoch war das Marketing für die Show sehr wild: Eine Serie mit Puppen, die erstaunlich viele politische und kontroverse Themen in ihre Episoden packte, sollte für eine deutlich jüngere Zielgruppe angeteasert werden. Und wie viele andere sah ich die Serie damals als Kind im Fernsehen. Ich fand die Serie damals schon toll und stellenweise auch gruselig, aber erst jetzt, nach über 30 Jahren, nachdem das Ganze im TV lief und ich ein erwachsener Mensch bin, erkenne ich erst, was für ein Serien-Juwel wir hier haben. Für wen ist die Serie nun also jetzt? Irgendwie für alle, denn jeder kann sicherlich etwas aus dieser Show mitnehmen. „Die Dinos“ ist nicht immer die perfekte Serie und ist etwas gealtert, aber im Großen und Ganzen hat sich wohl kaum eine Show so gut gehalten, wie diese hier. Und auch heute noch, sind viele der Themen in der Serie aktueller den je! Werfen wir also einen Blick in die faszinierende Welt der „Dinos“.

    Die Grundstory ist simpel: Earl und seine Familie erleben in jeder Folge die unterschiedlichsten Abenteuer. Dabei sind diese vor allem politisch brisant, es gibt aber auch Folgen, in denen eher harmlose Geschichten passieren. Dabei erleben wir alles aus der Sicht dieser (auf den ersten Blick) sehr typischen Sitcom-Familie: Der trottelige Vater Earl, die strenge, aber gutherzige Mutter Fran, der rebellische Sohn Robbie, die verwöhnte Tochter Charlene und natürlich das durchgeknallte Baby.

    Jede Figur ist auf ihre eigene Art wundervoll charmant und besonders im Zusammenspiel mit den anderen Charakteren herrlich anzusehen. Earl ist dabei natürlich der Protagonist in den meisten Folgen, wie auch Homer oder Peter Griffin, der oftmals am Ende einer Folge eine Leere für sich zieht. Aber auch viele der Nebenfiguren sind grandios, wie etwa der gutmütig, dümmliche Roy (Earls bester Kumpel), die schrullige Stiefmutter Ethyl und natürlich B. P. Ritchfield, der cholerische Boss von Earl.
    Viele der Nebenfiguren, die nur einmal in einer Folge auftreten, kehren dabei immer wieder nur in anderen Rollen. Früher fand ich das irgendwie komisch immer die selben Dinos in anderen Outfits (und auch Geschlechterrollen) zu sehen, aber natürlich hätte alles andere den Budgetrahmen gesprengt. Und es hilft auch natürlich, damit die Hauptfiguren mehr heraus stechen.

    „Die Dinos“ ist in erster Linie eine Sitcom, das heißt es gibt viel zu Lachen. Anfangs sollte die Serie sogar eingespielte Lacher haben, zum Glück wurde diese Idee aber vor dem Release verworfen. Und die Show ist immer noch sehr unterhaltsam. Ja, nicht jeder Gag ist gut gealtert, manchmal ist der Slapstick etwas zu over the top (weil man halt auch die jüngere Zielgruppe kriegen wollte), aber im Großen und Ganzen können „Die Dinos“ mich auch heute noch zum Lachen bringen.

    Das liegt aber vor allem an der unfassbaren Kreativität der Serie. Wie die Show sehr kontroverse Themen in ihre kunterbunte, heile Dinowelt gepackt hat, ist bis heute beeindruckend und einzigartig. Denn obwohl immer wieder knallharte Themen, wie Drogenmissbrauch oder der Klimawandel aufgegriffen werden, wird das Erlebnis einer einzelnen Folge nie zu belehrend. Es gibt s unzählige Momente, die sich bis heute erschreckend gut gehalten haben, weil viele dieser Themen leider immer noch aktuell sind. Es geht um Zensur, die Gleichberechtigung der Frau, Verzicht auf Fleisch, sogar das Thema Masturbation wird aufgegriffen. Aber auch die Religion kriegt ihr Fett weg, genau wie geldgierige Konzerne oder manipulative TV-Shows. In einer großartigen Doppel-Folge zeigen „Die Dinos“ die absurde Sinnlosigkeit des Kriegs auf und natürlich darf man nicht die ikonische, zerschmetternde letzte Folge vergessen. Ich will nicht spoilern, aber dieses Ende hat mich berührt. Nicht nur weil man mit so einer Wendung in einer derart lustigen Show nicht rechnet, sondern auch weil die Köpfe hinter der Serie ganz absichtlich mit dieser düsteren Thematik in den Köpfen der Zuschauer bleiben wollten. Dabei mussten sie sich gegen den Sender und Disney stellen, um ihre Idee durchsetzen zu können und ich bin froh, dass sie das geschafft haben!

    Die meiste Zeit bleibt es aber amüsant. In ein paar Folgen wird es auch mal unheimlicher. Diese Episoden haben mich als Kind sehr gegruselt und auch heute noch haben einige der finsteren Puppen etwas Erschreckendes. Besonders die Folge mit dem Monster unterm Bett hat mich als Kind nicht losgelassen, während die Folge aus heutiger Sicht unfassbar witzig ist!

    Kommen wir zum technischen Aspekt: „Die Dinos“ ist bis heute ein Meilenstein der Puppen-Kunst. Die großen Dino-Anzüge sind ein Wunder der Technik. Dabei war das Tragen dieser Anzüge alles andere als leicht. Die Dinger wogen viele Kilos und die Spieler konnte nichts sehen. Doch mit Hilfe der beeindruckenden Köpfe, die ferngesteuert alle möglichen Emotionen zeigen konnten, entstand eine großartige Kreation: Ein lebender, sprechender Dinosaurier.
    Daneben gab es viele aufwendige Handpuppen, eine Mischung aus beidem (Ritchfield zum Beispiel) und eine komplett animatronische Figur (Monica, der Brauchiosaurus).
    Auch die Sets sehen auch heute noch stark aus, kein Wunder, dass ich als Kind wirklich dachte, dass das alles echt wäre.

    Die Musik ist recht klassisch für so eine Sitcom, allerdings ist das Intro von Bruce Brougthon nach wie vor legendär!

    Und auch die deutsche Synchronisation muss ich loben, die ist wirklich spitze. Der deutsche Sprachwitz machte viele der Situationen noch besser und die Stimmen waren allesamt vorzüglich ausgewählt. Nur schade, dass Earls erste Stimme (Edgar Ott) während der Zeit verstarb, aber sein Ersatz (Jürgen Kluckert, die Stimme von Mr. Krabs) stand ihm in Nichts nach. Auch Edith Hancke als Baby war fantastisch, sowie Barbara Ratthey als Stiefmama.

    Die komplette Serie gibt es mittlerweile zum Glück als hübsche Collection. Ganze 65 Episoden kann man genießen, wobei zwei davon etwas schwache Best Of´s sind, während ein selbstverliebter Archäologe die Zeit nach den Dinosauriern humorvoll erklärt. Eigentlich ein nettes Konzept, aber allein die Tatsache, dass es so eine Folge zwei Mal gab, macht das Schauen dieser Folgen etwas obsolet.
    Die Folgen erschienen damals nicht in chronologischer Reihenfolge, so war die letzte Folge damals die, in der Charlene einen eigenen Duft entwickelt. Mittlerweile wurde das geändert, trotzdem ist die Reihenfolge der Serie (zumindest in Deutschland) nicht immer ganz richtig. Beispielsweise zeigt die erste Highlight-Folge Ausschnitte aus Folgen, die noch nicht zu sehen waren… Das alles ist aber nicht wirklich schlimm, da „Die Dinos“ kaum eine erkennbare Kontinuität hat. Es geht ja um die Abenteuer in den einzelnen Episoden.

    Erwähnenswert sind natürlich auch die spannenden Extras, von denen ich gerne noch mehr gesehen hätte.

    Fazit: „Die Dinos“ ist eine fantastische Serie! Sie wird nicht jedermann gefallen, besonders da der Dino-Hype der 90er längst verschwunden ist. Trotzdem sind viele der Themen in ihrer Aktualität genau so stark wie vor 30 Jahren. Das Ganze wird in einer extrem unterhaltsamen und für mich wunderbar nostalgischen Verpackung geliefert. Starke Puppen-Technik, viel Humor, sympathische Figuren und eine Zeitlosigkeit, die nur wenige Shows erreichen. Die Dinos mögen ausgestorben seien, aber ihr Vermächtnis lebt weiter!
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