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    Star Trek Beyond
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Star Trek Beyond
    Von Carsten Baumgardt

    Der nicht unumstrittene Tausendsassa J.J. Abrams hat mit „Star Trek – Die Zukunft hat begonnen“ und „Star Trek Into Darkness“ für einen fulminanten Neustart des Raumschiffs Enterprise gesorgt und dann den Staffelstab weitergereicht, um mit „Star Wars - Das Erwachen der Macht“ auch noch das zweite große Science-Fiction-Franchise erfolgreich wiederzubeleben. Das „Star Trek“-Kommando übertrug er unterdessen an „Fast & Furious“-Veteran Justin Lin und Scotty-Darsteller Simon Pegg, der zusammen mit Doug Jung das Drehbuch zum dritten Reboot-Abenteuer schrieb. Nachdem Abrams‘ flotte Modernisierung (mit alternativer Zeitlinie) so manches Trekkie-Urgestein vergrämt hatte, wenden sich die neuen Kräfte im insgesamt 13. Enterprise-Kinofilm „Star Trek Beyond“ wieder mehr den alten Idealen des legendären Schöpfers Gene Roddenberry zu. Lins krachender 3D-Sci-Fi-Actioner bietet neben einigen grandiosen Schauwerten und rasanten Weltraumschlachten auch eine ausführliche Hommage an die frühen Planetenerkundungen der Ur-Crew aus den 60er Jahren. „Star Trek Beyond“ ist keine Revolution, wie es „Die Zukunft hat begonnen“ war, aber ein humorvoller Mix aus Altem und Neuem – 50 Jahre nach der Premiere des „Raumschiff Enterprise“ auf den amerikanischen Fernsehbildschirmen hat „Star Trek“ auch weiterhin eine Zukunft.

    Die Crew der U.S.S. Enterprise befindet sich mitten auf einer fünfjährigen Mission, um in den Weiten des Weltalls nach fremden Lebensformen zu suchen. Inzwischen haben sich Routine und Langeweile in den Alltag eingeschlichen. Der amtsmüde Captain James T. Kirk (Chris Pine) plant, nach Abschluss der Reise als Vizepräsident der gigantischen Föderationsraumstation Yorktown anzuheuern, während der Erste Offizier Spock (Zachary Quinto) vom Tod des Botschafters Spock (Leonard Nimoy) erfährt, an dessen Stelle er das Erbe Vulkans bewahren will. Auf dem Weg zum lebensfeindlichen Planeten Altamid gerät die Enterprise allerdings in eine Falle: Der brandgefährliche Schurke Krall (Idris Elba) attackiert sie mit einer mächtigen Biowaffe und zwingt sie zu einer Bruchlandung. Während der größte Teil der Mannschaft um Lieutenant Uhura (Zoe Saldana) und Steuermann Sulu (John Cho) in Gefangenschaft gerät, können sich Kirk, Spock, Chefingenieur Scotty (Simon Pegg), Schiffsarzt „Pille“ McCoy (Karl Urban) und Navigator Chekov (Anton Yelchin) in Rettungskapseln absetzen und versuchen, die anderen zu befreien.

    „Star Trek Beyond“ markiert nicht nur einen dezenten Kurswechsel, sondern auch einen Einschnitt in Form eines doppelten Abschieds: Der 2015 verstorbene legendäre Spock-Darsteller Leonard Nimoy und der diesmal mit mehr Leinwandzeit versehene Neu-Chekov Anton Yelchin, der im Juni 2016 nach Ende der Dreharbeiten im Alter von nur 27 Jahren bei einem tragischen Unfall ums Leben kam, bekommen beide im Abspann eine angemessene Widmung. Doch die Trauer bestimmt den Film nicht und auch das im Vorfeld heiß diskutierte Outing des Mr. Sulu ist nur ein Randaspekt. Der Steuermann hat in „Star Trek Beyond“ einen Ehemann (Co-Autor Doug Jung) und eine junge Tochter, das alles inszeniert Justin Lin mit betont beiläufiger Gelassenheit. Wer nicht genau hinsieht, bekommt dieses bewusste Statement der Reboot-Crew für Akzeptanz von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften kaum mit.

    Der Film hat 185 Millionen Dollar gekostet und wie es sich für einen Sommer-Blockbuster gehört, zeigt Action-Spezialist Justin Lin (einen „Fast And Furious“-artigen Motorrad-Stunt kann er sich als Signatur nicht verkneifen) gleich mal, wo das Geld geblieben ist: Er drückt mit einer krachenden, hyperaktiven Weltraumschlacht zu Beginn kräftig aufs Gas. Doch im Mittelteil gibt es auch einige herzhafte Faustkämpfe und bodenständige Raufereien im Retro-Jim-Kirk-Stil. Die Struktur der Sets auf dem steinigen Planeten Altamid erinnert dann ein wenig an die seligen Zeiten der Original-TV-Serie. Dort könnten auch gleich die jungen William Shatner, Leonard Nimoy und DeForrest Kelley um die Ecke kommen – mit ein bisschen mehr Budget im Nacken. Allerdings kommt es bei dieser ausgedehnten Hommage auch zu kleinen Längen, bevor das ganz große Spektakel in der Raumstation Yorktown (das imposante Set sieht aus wie ein gigantisches Upgrade der Siedlung aus „Elysium“) beginnt und sich auch die Effektspezialisten noch einmal nachhaltig auszeichnen können.

    Während J.J. Abrams nie einen Hehl daraus gemacht hat, kein Trekkie gewesen zu sein, was ihm gern unter die Nase gerieben wurde, belebt nun der ausgewiesene „Star Trek“-Nerd Simon Pegg (der seine schauspielerischen Kompetenzen gleich mal mit erweitert) als Drehbuchautor das Miteinander der Figuren – deren Kabbeleien sind oft wichtiger als die überschaubare Handlung. Hier entspricht der Tonfall so wie noch nie im Reboot der Enterprise-Tradition, Roddenberrys Utopie des intergalaktischen Miteinanders und Friedens ist wieder präsenter als zuvor. Dazu zeigt sich die gesamte Crew in prächtiger Spiellaune. Kirk und Spock werfen sich Wortgirlanden an den Kopf, „Pille“ neckt sich mit Spock, der über seine Liebe zu Uhura philosophiert, und Maskottchen Scotty sorgt für eine Extraprise Menschlichkeit und Humor. Witz und Emotionen bekommen in „Star Trek Beyond“ insgesamt mehr Raum als in den beiden Vorgängerfilmen – so wird auch die etwas chaotische Handlungsführung launig übertüncht.

    Zum Finale drehen Justin Lin und Co. nochmal richtig auf, der Showdown ist großes Kino für Augen und Ohren: Die vom Kultsong „Sabotage“ der Beastie Boys begleitete letzte Raumschlacht bietet spektakuläre Blockbuster-Unterhaltung. Das ist nicht der einzige originelle Musikeinsatz („Guardians Of The Galaxy“ lässt grüßen) und nur einer von mehreren Action-Höhepunkten im sehr starken letzten Drittel des Films. Der finstere Bösewicht als Figur kann da nicht ganz mithalten, dafür ist dieser Krall mit seinem spät gelüfteten Geheimnis zu gewöhnlich. Aber immerhin hat er dank des hinter einer dicken Maske verborgenen „The Wire“-Stars Idris Elba („Prometheus“, „Pacific Rim“) eine beeindruckende Statur und starke Präsenz.

    Fazit: Justin Lin hat die Herausforderung des „Star Trek“-Erbes von J.J. Abrams angenommen und mit „Star Trek Beyond“ einige eigene Akzente gesetzt – zum gewohnt großkalibrigen und staunenswerten Action-Bombast gesellen sich ein Hauch Nostalgie und etwas mehr launiger Humor.

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