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    Incarnate - Teuflische Besessenheit
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Incarnate - Teuflische Besessenheit
    Von Asokan Nirmalarajah

    Aaron Eckhart sorgte erstmals 1997 durch seine grandiose Verkörperung eines berechnenden Scheusals in Neil LaButes bitterböser Yuppie-Satire „In The Company Of Men“ für Aufsehen beim Kinopublikum. In der weiteren Zusammenarbeit mit dem Regisseur bei „Your Friends & Neighbors“, „Nurse Betty“ und „Besessen“ bewies der Schauspieler mit dem unkonventionellen Knautschgesicht seine Wandlungsfähigkeit als Charakterdarsteller und zeigte sein Potenzial als romantischer Held. Es folgte eine wechselhafte Karriere, in der längst nicht alle Filmemacher so viel mit Eckhart anzufangen wussten wie LaBute. Immer wieder rückte der nie so ganz zum Star gewordene Mime in die zweite Reihe und spielte kleine Rollen wie in „The Dark Knight“ oder jüngst in  „Sully“. Dazu leistete er sich Genre-Fehlgriffe wie „I, Frankenstein“, den er nun mit dem Horrorthriller „Incarnate“ von Regisseur Brad Peyton („San Andreas“) noch einmal unterbietet. Eckhart müht sich weitgehend vergeblich, dieser abenteuerlichen Kreuzung aus „Inception“, „Der Exorzist“ und „Avatar“ etwas Substanz zu verleihen.

    Dr. Ember (Aaron Eckkhart) ist ein traumatisierter Wissenschaftler, der seit einem verheerenden Unfall im Rollstuhl sitzt. Zusammen mit seinem jungen Team, Oliver (Keir O‘Donnell) und Riley (Emily Jackson), setzt er alles daran, in die Träume seiner Patienten einzudringen und sie von den Dämonen zu befreien, die seit dem Tod seiner Familie auch ihn selbst verfolgen. In den Träumen kann er sich dann wieder normal bewegen und die Opfer wieder zurück in die Realität führen. Als Camilla (Catalina Sandino Moreno), eine Abgesandte des Vatikans, auf ihn zutritt, um den vom Dämon Maggie besessenen Jungen Cameron (David Mazouz, der junge Bruce Wayne aus der TV-Serie „Gotham“) auch seine eigenen Dämonen endgültig loszuwerden…

    Aaron Eckhart muss die Rolle des Dr. Ember als Herausforderung gesehen haben. Er ging sogar so weit, dass er sich als geistig kranker Vietnamkriegsveteran im Rollstuhl verkleidete und Passanten in Venice Beach belästigte. Das war Ende 2013, als auch die Dreharbeiten für „Incarnate“ stattfanden. Erst drei Jahre später kam die Produktion  dann in den USA und einigen anderen Ländern in die Kinos – nachdem Regisseur Brad Peyton mit dem mittelprächtigen Katastrophenfilm „San Andreas“ weltweit fast 500 Millionen Dollar eingespielt hat. Und im Rückblick wird verständlich, warum „Incarnate“ erst einmal auf Eis gelegt worden war, denn der Dämonen-Thriller erweist sich als vorhersehbare und weitgehend spannungslose Genre-Mixtur. Drehbuchautor Ronnie Christensen hat sich erkennbar von den Traumtrips aus Christopher Nolans „Inception“ inspirieren lassen und kombiniert das dazugehörige Trauma des Helden mit einer reichlich abgegriffenen Exorzismus-Dramaturgie, die William Friedkin schon 1973 in „Der Exorzist“ vorgezeichnet hat.  Und wie in James Camerons „Avatar“ haben wir es hier mit einem Helden im Rollstuhl zu tun, der in einer alternativen Realität zum agilen Helden wird, der durch phantastische Räume hechtet.

    Dass Brad Peyton visuell nicht an Nolans spektakuläre Traumvisionen und erst recht nicht an  Camerons noch spektakulärere 3D-Welten herankommt, ist keine Überraschung und wäre von einer Fünf-Millionen-Dollar-Produktion (!) natürlich auch zu viel erwartet, aber zu den durchaus sichtbaren Budget-Beschränkungen (die meisten Szenen werden einfach unzureichend ausgeleuchtet, um alles düster und undurchsichtig wirken zu lassen), gesellen sich auch noch erhebliche erzählerische und inszenatorische Mängel: Die Dialoge sind bestenfalls funktional, die Handlung nimmt stets die Wendung, die man erwartet - und auch die Schockmomente kommen immer pünktlich. Und selbst wenn Brad Peyton einmal versucht, eigene Akzente zu setzen - wie in den von grellen Neonfarben durchzogenen Traumsequenzen mit ihren klassischen Dämonen ohne Augäpfel -, dann hält sich die Wirkung auch wegen der begrenzten Mittel in Grenzen. In diesem Umfeld können die Schauspieler kaum etwas gewinnen, aber sie geben trotzdem alles – allen voran Aaron Eckhart, der das Leiden und die Besessenheit Embers auf die Leinwand bringt. Und so lässt sich in „Incarnate“ immerhin von Genrefilmen träumen, in denen das Talent dieses wunderbaren Schauspielern nicht so verschwendet wird.

    Fazit: Es ist im Nachhinein keine Überraschung, dass der fade Horrorthriller „Incarnate“ erst mit mehreren Jahren Verspätung herausgebracht wurde: An diesem faden Horrorthriller ist einzig die engagierte Darbietung des Hauptdarstellers bemerkenswert.

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